Eichstätt
"Ein großer Gewinn für die Kinder"

Erfolgreiche Kooperation für Grundschüler wird fortgeschrieben

19.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:43 Uhr
Die Fachteamleiterin Christa Tratz und ihre Kolleginnen Christiane Wander, Andrea Müller-Kunze und Magdalena Meinhardt freuen sich auf ihre weitere Arbeit. −Foto: Bauer

Eichstätt (EK) Seit 2016 arbeitet der Fachdienst für lern- und entwicklungsauffällige Kinder an Grundschulen (FLEG) an sieben Grundschulen des Landkreises Eichstätt. Nun fiel der Startschuss für die flächendeckende Ausweitung des präventiven Angebots für alle interessierten Grundschulen (GS).

Im Schulamt unterzeichneten Schulamtsdirektor Rudolf Färber und der Leiter des Amtes für Familie und Jugend, Siegmund Hammel, die erste Fortschreibung des Konzeptes der Kooperation zwischen Jugendhilfe, Schulamt und beteiligten Grundschulen. Das grundlegende Ziel ist "Früh erkennen - Präventiv fördern".

Regierungsschuldirektorin der Regierung von Oberbayern Manuela Strobl, war vom Eichstätter Konzept begeistert, da es sehr gut aufgestellt sei, klare Abläufe für Umsetzung und Evaluation zeige und die Verantwortlichkeiten in einem multiprofessionellen Team beschreibe. "Das Unterstützungssystem verhindert durch die Früherkennung und Förderung die Entstehung vieler Nöte. Das Kind gerät erst gar nicht in den Kreislauf des Versagens und der Frustration, aus dem es später mit sehr viel mehr Mühe herausgeholt werden muss. Familie und Schule bleiben ebenfalls von den belastenden Auswirkungen bewahrt."
Schulamtsdirektor Färber dankte dem Landrat und dem Jugendhilfeausschuss für die Unterstützung, sowie den beiden Schulpsychologinnen Monika Redl und Susanne Tratz und der stellvertretenden Jugendamtsleiterin Stilla Bauer für die Erstellung des Konzeptes. Jugendamtsleiter Siegmund Hammel betont: "Wir sind überzeugt, dass dieser Schritt für die Kinder ein großer Gewinn sein wird". Monika Redl sagte: "Die Förderung von lern- und entwicklungsauffälligen Kinder betrifft die Schule als Gesamtheit. Sie ist sinnvoll und gesamtgesellschaftlich notwendig."
Die konzeptionellen Grundlagen für die präventiven Aufgaben an Grundschulen beschreiben zunächst die Ausgangs- und Bedarfslage. 2011 wurde im Rahmen der Jugendhilfeplanung eine jugendamtsinterne Evaluation durchgeführt. Markante Ergebnisse daraus waren, dass die Zahl der Kinder, die eine ambulante Eingliederungshilfe nach §35a des Sozialgesetzbuches (SGB VIII) erhielten, deutlich angestiegen war. Zu diesem Zeitpunkt bekam im Landkreis etwa jedes zehnte Kind eines Geburtsjahrgangs eine ambulante oder teilstationäre Eingliederungshilfe des Jugendamtes. Weiterhin war ersichtlich, dass der Zeitraum vom ersten Auftreten von Problemen in der Schule bis zur Antragstellung und Einleitung einer Hilfe beim Jugendamt eine Vorlaufzeit von knapp vier Jahren hatte. Zudem war dieser Weg für Eltern und Kinder sehr belastend.

Die Erkenntnisse aus der Jugendhilfeplanung führten dazu, einen präventiven Ansatz im Bereich der Eingliederungshilfen zu entwickeln. Es wurde nach Möglichkeiten gesucht, frühzeitig und nicht erst in der Sekundarstufe einen Zugang zu den betroffenen Kindern und deren Familien zu finden und niederschwellige Hilfen anzubieten.
Bei der Planung ergab sich die Notwendigkeit, schulpädagogische und schulpsychologische mit sozialpädagogischen und therapeutischen Kompetenzen zu vernetzen. Es wurde deshalb in enger Kooperation zwischen dem Amt für Familie und Jugend und Schulamt ein Konzept entwickelt und eine Kooperationsvereinbarung getroffen. Auf dieser Basis wurde 2013 ein Modellprojekt gestartet, an dem sich die drei Grundschulen Lenting, Gaimersheim und St. Walburg in Eichstätt beteiligten. Die Erfahrungen aus der dreijährigen Erprobungsphase waren durchgehend positiv, so dass der Jugendhilfeausschuss im Dezember 2015 beschloss, einen Fachdienst für lern- und entwicklungsauffällige Kinder an Grundschulen (FLEG) einzurichten. 2016 konnte der Fachdienst als ein festes Hilfeangebot im Landkreis etabliert werden.
Im Schuljahr 2016/2017 kamen mit Beilngries, Altmannstein, Pförring und Kösching vier weitere Grundschulen hinzu. Auch hier zeigte sich bereits nach kurzer Zeit eine starke Nachfrage nach niederschwelligen Hilfen. Die erste Fortschreibung ermöglicht nun allen interessierten Grundschulen im Landkreis das Angebot des Fachdienstes zu nutzen.

Franz Bauer