Kipfenberg
Ein Schutzwall wie zu Römerzeiten

Neue Attraktion in Kipfenberg: Die Rekonstruktion des Limes wurde feierlich eröffnet

15.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:40 Uhr

Wie damals: In Römer-Outfits postierten sich Matthew und Finn Stougard vor der Palisaden-Rekonstruktion, die am Wochenende mit einer Feier eingeweiht worden ist. - Foto: Patzelt

Kipfenberg (EK) Ab sofort ist die Dimension des Limes wieder sichtbar und Kipfenberg um eine Attraktion reicher: Der Nachbau einer Palisade in den Wäldern des Pfahlbucks hoch über der Marktgemeinde macht die Ausmaße des früheren Grenzwalls deutlich. Mit einem Festakt ist die Pfahl-Rekonstruktion für Besucher freigegeben worden.

Der Limes, ein gigantisches Bauwerk der Antike, zieht sich auf rund 550 Kilometern durch Deutschland und auch durch die Gemeinden im Landkreis. Er gehört seit mittlerweile 13 Jahren zum Unesco-Weltkulturerbe. Die Feier begann an der Grund- und Mittelschule, deren Name "Am Limes" bereits auf den ehemaligen Grenzüberwachungswall der Römer hinweist.

Auf dem Vorplatz der Schule streiften sich Matthew und Finn Stougard ihr 15 Kilogramm schweres Kettenhemd über, schnürten ihre historischen Lederschuhe und setzten die blank polierten Helme auf. Die beiden Wahl-Denkendorfer gehören der Legio III Italica Pia Fidelis aus Ingolstadt an und bildeten als römische Soldaten verkleidet die Begleiteskorte auf dem Weg zur Palisade. Der gebürtige US-Amerikaner Matthew Stougard lebt seit 1994 in Deutschland. Mit einem kräftigen Stoß in seine römische Tuba hieß er die Ehrengäste willkommen.

Am Festakt nahmen neben dem Kipfenberger Rathauschef Christian Wagner und der Berchinger Vize-Bürgermeisterin Gerlinde Delacroix auch der Leiter des Forstbetriebs Kipfenberg der Bayerischen Staatsforsten, Rudolf Habereder, der Leiter des Kipfenberger Forstreviers Josef Schmaus sowie Claudia Stougard von der örtlichen Touristinformation teil. Den Part des Referenten übernahm der Kreisheimatpfleger Karl Heinz Rieder.

Begleitet von den beiden römischen Soldaten bewegte sich der Tross bei herrlichem Spätsommerwetter über den ausgeschilderten Altmühltal-Panoramaweg auf die Anhöhen des Limes, der hoch über der Marktgemeinde liegt. Vorbei an zerklüfteten Felsen führte der Anstieg steil nach oben zum Pfahlbuck. In unmittelbarer Nähe des hölzernen Limesturms haben die bayerischen Staatsforsten eine mächtige Palisade errichtet - ein einzigartiges Bild einer römischen Pfahlrekonstruktion am größten Bodendenkmal Europas.

Durch die Grabung der Universität Bamberg waren neue Erkenntnisse über das Ausmaß und die handwerklichen Fertigkeiten römischer Baukunst zu Tage getreten. Dieses neu erlangte Wissen floss in den Nachbau der Palisade ein.

Der Kipfenberger Bürgermeister sprach bei seiner Eröffnungsrede von einem "besonderen Ereignis". Nicht nur für die Gemeinde, sondern für alle geschichtlich Interessierten. Anhand der gewaltigen Wand könne man erahnen, wozu die römischen Handwerker fähig gewesen seien. "Ich denke, diese Konstruktion wird mit Sicherheit die nächsten 80 bis 100 Jahre halten und so noch lange unsere Verbundenheit zum Weltkulturerbe beweisen", sagte der Kipfenberger Rathauschef.

"Die Wälder haben mit ihrem dichten Baumwuchs über Jahrhunderte hinweg, ja sogar über Jahrtausende, die Bodendenkmäler erhalten. Bis heute sind Relikte von Siedlungen, bronzezeitlichen Grabhügeln, Burgen, Befestigungsanlagen, Erzabbaustätten oder Köhlerplätze im Wald sichtbar", erläuterte der Forstbetriebsleiter Rudolf Habereder. Ein besonderes Merkmal sei der Limes. Er durchziehe den Staatswald von Ost nach West. Eine Gefährdung dieser Denkmäler sei durch die Forstwirtschaft allerdings nicht ausgeschlossen. Laut Habereder können durch die Waldarbeit, etwa den Transport von Stämmen, Bodendenkmäler beschädigt werden. Umso wichtiger sei es, dass diese Denkmäler immer wieder sichtbar gemacht und ins Bewusstsein gerufen werden. Der Forstbetriebsleiter freute sich, in Zusammenarbeit mit der Gemeinde, dem Landesamt für Denkmalpflege und der Unterstützung durch den Kreisheimatpfleger Rieder, die alte, baufällige Palisade beseitigt und eine neue errichtet zu haben. "Somit ist am Pfahlbuck wieder ein Stück Limes in seiner Einzigartigkeit sichtbarer geworden."

Die Palisade hatte der Leiter des Forstreviers Kipfenberg, Josef Schmaus, mit den Lehrlingen des ersten Lehrjahres im Rahmen ihrer Ausbildung gefertigt. "Es sind rund 50 Arbeitsstunden draufgegangen", erläuterte der Revierleiter. Bevor sie die Palisade aufstellten, hatten sie mit viel Aufwand einen 1,20 Meter tiefen Graben geschlagen. Schmaus wusste, dass die etwa 2,50 Meter hohe Wand aus gespalteten Eichenpfählen bestehen würde. "Wir haben mit der Eiche und der Waldkiefer ausschließlich heimische Hölzer verwendet und uns für das mühsame Spalten extra Äxte und Keile besorgt. Alles in echter Handarbeit." Die sogenannten Schwalbenschwänze seien mit Handbohrern angebohrt und mit Holznägeln fixiert worden. "So steht es, bis es verfault ist - und das ist noch sehr, sehr lange", meinte der Fachmann. Kurz über dem Erdboden ist eine schwarze Verfärbung der schweren Bohlen zu erkennen. "Die Römer haben ihre Holzteile angekohlt. Das war uns allerdings nicht möglich. Damit man sieht, wie es ursprünglich ausgesehen haben könnte, haben wir das Ganze lediglich angeschwärzt", erläuterte Schmaus. Nach dem offiziellen Teil konnten sich die Besucher noch selbst ein Bild des gigantischen Bauwerks machen. Und so mancher kam aus dem Staunen über die große Baukunst der römischen Handwerker gar nicht mehr heraus.

 

Anton Patzelt