Mörnsheim
Ein Mühlstein aus der frühen Neuzeit

Überraschender Fund an der Hammermühle bei Altendorf - Lange Geschichte

23.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:17 Uhr
Karl Heinz
Aus der Spätmittelalter oder der frühen Neuzeit stammt wohl der Mühlstein, der jetzt bei der Hammermühle entdeckt wurden. −Foto: Rieder

Mörnsheim (EK) Bei Umbauarbeiten an der ehemaligen Zugangsrampe zur Hammermühle bei Altendorf (Gemeinde Mörnsheim) ist ein Mühlstein aus der zeit der Wende vom Spätmittelalter zur frühen Neuzeit gefunden worden.

Er gibnt Einblick in die Mühlengeschichte.

Der im Durchmesser etwa ein Meter große Mühlstein fiel den Eheleuten Günther und Doris Kirsch bei Umbauarbeiten auf. Sie sprachen über ihren Fund mit dem Mörnsheimer Architekten Michael Hajek, der diese Information an Kreisheimatpfleger Karl Heinz Rieder weiterleitete. Bei der anschließenden Besichtigung fand sich der Mühlstein zwar zerbrochen, aber noch vollständig. Überlegungen zu seinem Verbleib hatten zum Ergebnis, dass er als Symbol für den Mühlenbetrieb auf jeden Fall erhalten werden sollte

Der Stein besteht aus schwach rötlichem Quarzit, möglicherweise aus der Kreidezeit oder aus Keupersandstein. Dieses Material wird seit tausenden von Jahren für Handmühlen und später auch für Mühlsteine verwendet. Der Mühlstein von der Hammermühle war ein sogenannter Läufer, also der oben aufliegende Stein, der mittels der Kraft des Mühlrades über dem liegenden Stein, den sogenannten Bodenstein gedreht wurde. Die Energie des Mühlrades wurde über eine Achse und ein Umlenkgetriebe auf den Stein übertragen. Hierzu hatte dieser an seiner Oberseite Aussparungen, in welche eine Holz- und Eisenkonstruktion einrastete. Davon gab es jeweils drei Passstellen, um die Kraft möglichst gleichmäßig zu verteilen. In das Loch in der Mitte wurde das Getreide eingeschüttet, welches zwischen den beiden Mahlsteinen zerrieben wurde und außen fein geschrotet wieder zum Vorschein kam. Anschließend wurde es gereinigt, wobei als Endprodukt feines Mehl zum Backen zur Verfügung stand.

Wie alt der Mühlstein genau ist lässt sich nicht sagen. Er könnte noch spätmittelalterlich sein, eher jedoch aus der frühen Neuzeit. Mühlsteine hatten eine begrenzte Lebensdauer. Durch den Abrieb wurden sie nach und nach dünner und mussten gewechselt werden, oder sie zerbrachen.

Die Hammermühle in der Gemarkung Altendorf, ein Ortsteil des Marktes Mörnsheim, hat eine lange Geschichte. Ihre Wasserkraft bezog sie über einen Kanal, der oberhalb eines heute noch bestehenden Wehres abzweigte und das Wasser zur Mühle führte. Dort trieb es ein unterschlächtiges Mühlrad an. Der Kanal wurde bei der Altmühlregulierung 1928 zugeschüttet, wonach der Mühlbetrieb zunächst auf Diesel und später auf Elektrizität umgestellt wurde. Die Geschichte der Hammermühle ist in der kürzlich erschienenen Chronik der Marktgemeinde Mörnsheim ausführlich gewürdigt. Sie wird um 1300 in Urkunden erstmals erwähnt und zwar unter der Bezeichnung "Altmühlmühl". Schon im Mittelalter wurde die Wasserkraft zum Betrieb eines Eisenhammers benutzt, wie dies auch in Obereichstätt der Fall war. Der Eisenhammer in der Hammermühle war noch bis ins 19. Jahrhundert in Betrieb. Im 16. Jahrhundert hatte man sich offenbar auf die Herstellung von Eisendraht spezialisiert, wovon die Bezeichnung "Dratmil" ein beredtes Zeugnis abgibt.

Das Wasser des Werkskanals wurde im 18. Jahrhundert auch zum Antrieb einer Papiermühle verwendet, von der sich ein Steingebäude bis heute erhalten hat. Auch zum Betrieb eines Sägewerkes diente die Wasserkraft. Hiervon ist in den Quellen zweifelsfrei die Rede. Mühlsteine sind heute als auffällige technische Denkmäler weitgehend verschwunden. Auf alten Fotografien, aber auch auf historischen Gemälden, kann man sie oft außen an die Mühlengebäude angelehnt sehen.

Karl Heinz