Eichstätt
Tomatenglück aus dem Garten

Regionaler geht es nicht: Selbst angebaut, selbst eingemacht - so hält das Glück bis zum Winter

21.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:27 Uhr
  −Foto: Fotos: Straßer

Eichstätt (EK) Keine Recherche, aber ein wenig Gartenarbeit war notwendig für diesen Baustein meiner regionalen Ernährung: Schon seit einigen Jahren übt sich mein Mann in der Tomatenaufzucht. Heuer versuchen wir uns auch an der Vorratshaltung.

Angefangen hat alles auf einem kleinen Wochenmarkt in Kalabrien: Zufällig, quasi im Vorbeigehen, hatten wir dort im Italienurlaub die köstlichsten Tomaten unseres Lebens gekauft. So süß, so fruchtig, so viel Geschmack - der Wahnsinn. Doch wie dieses Tomatenglück mit nach Hause nehmen? Kurzerhand starteten wir einen Versuch, von dessen Erfolg wir noch heute profitieren: Wir pulten die Kerne aus den Tomaten und strichen sie auf ein Blatt Küchenrolle, wo sie trocknen und mit uns die Heimreise antreten konnten.

Im Februar des folgenden Jahres - wir hatten uns mit Aufzuchterde und -Behältern eingedeckt, die getrockneten Samen eingesetzt und gewässert - die spannende Frage: Wird da was wachsen? Und ja, sie wuchsen, die italienischen Tomatenpflänzchen. Nach den Eisheiligen in ein geschütztes Südbeet in den Garten gepflanzt, bescherten sie uns Eiertomaten wie in Italien.

Seitdem trocknet mein Mann jeden Sommer einige Samen in einem Blatt Küchenrolle, um sie im folgenden Jahr wieder auszusäen. Inzwischen nicht nur die Samen der italienischen Mitbringsel, sondern auch die unserer "Zuckersüßen" - Kirschtomaten - und die unserer "Ochsenherz", einer köstlichen Fleischtomate.

In diesem Sommer, der uns ja gefühlt schon seit April mit Sonne mehr als verwöhnt, war früh abzusehen: Das wird ein bombiges Tomatenjahr! Und tatsächlich musste mein Mann nicht nur die Tomatenpflanzen an sich, sondern bald auch die tragenden Äste der Pflanzen abstützen. Wir schwelgen in Tomaten, wir - ja, man muss es so sagen - wir ertrinken geradezu in Tomaten. Tomatensalat, Tomatenquiches, Tomaten mit Mozzarella, toskanischer Tomaten-Brotsalat, Pasta mit frischen Tomaten, Bruschetta mit Tomate. Alles sehr lecker, aber zu zweit kann man diese Fülle einfach durch puren Verzehr nicht bewältigen. Da hilft es auch nicht langfristig weiter, dass der Sohn einmal die Woche Tomatennachschub für seine WG abholt.

Also sind Ideen gefragt: Wie können wir das Tomatenglück konservieren? Ein erster Schritt: Mit Rinderhack, frischem Gemüse und, klar, vielen Tomaten zaubert mein Mann und Lieblingskoch Bolognese, die zunächst ein paar Stunden auf dem Herd köchelt und köstlich duftet - dann wird sie portionsweise eingefroren.

Logisch, Sugo könnte man jetzt auch noch machen und einfrieren. Aber es muss doch noch was anderes geben als Nudelsoße - wir wollen ja nicht den ganzen Winter Pasta essen. Die Tomaten einfach "im Stück" einfrieren? Einschlägige Internetseiten raten eher davon ab: "Die Kälte führt allerdings dazu, dass sich der Saft der Tomate ausdehnt und die Zellwände sprengt. Dadurch werden die Früchte nach dem Auftauen matschig und weisen kaum noch Aroma auf", heißt es dazu etwa auf www.tomaten-welt.de.

Die klassische Konservierungsmethode, die jeder kennt und die auch das Aroma des Sommers bewahrt, wären Tomaten in der Dose. Die haben wir immer vorrätig, um auch in der kalten Jahreszeit etwa Lammfleisch mit Tomaten zu genießen oder einer winterlichen Gemüsesuppe mehr Geschmack zu verleihen. So etwas mit Tomaten aus dem eigenen Garten zu machen, wäre natürlich im Sinne der Ernährung mit regionalen Lebensmitteln perfekt!

Also probieren wir das einfach aus - statt der italienischen Dosentomaten soll es zukünftig "Eichstätter Tomaten aus dem Glas" geben. Dazu spülen wir Twist-off-Gläser und -Deckel mit kochendem Wasser aus und schichten die Tomaten hinein, die Zuckersüßen im Ganzen, die Ochsenherz gestückelt. Dann wandern die Gläser zum Einkochen im Wasserbad in den Backofen. Nach 30 Minuten sind sie fertig, unsere ersten eigenen Glastomaten! Halten sollen sie sich bis zu einem Jahr. Aber wie schmecken sie? Ein erster Test, drei Wochen später: Es scheint zu funktionieren, Konsistenz und Geschmack sind wie bei Tomaten aus der Dose. Da schon wieder mehrere Kilo Tomaten reif sind, wecken wir weiter ein - und freuen uns auf Tomatenglück im Winter.

Katrin Straßer