Eichstätt
Spazieren durch die Jahreszeiten

<DK-Autor>Von Katrin Poese<?ZE></DK-Autor>Eichstätt (EK) Anfang des Jahres habe ich mir vorgenommen, möglichst viel zu Fuß zu gehen. Dabei denkt man vor allem an die Gesundheit. Man gewinnt aber noch etwas ganz anderes: Winter, Frühling, Sommer und Herbst haben mich mit ihrer Schönheit bezirzt. Vor allem bei meinen regelmäßigen Ausflügen auf den Frauenberg.

02.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:51 Uhr

Eichstätt (EK) Anfang des Jahres habe ich mir vorgenommen, möglichst viel zu Fuß zu gehen. Dabei denkt man vor allem an die Gesundheit. Man gewinnt aber noch etwas ganz anderes: Winter, Frühling, Sommer und Herbst haben mich mit ihrer Schönheit bezirzt. Vor allem bei meinen regelmäßigen Ausflügen auf den Frauenberg.

Haben Sie schon einmal beobachtet, wie sich im Januar an schneelosen Tagen ein blauer Schleier über die Landschaft zu legen scheint? Wie im Herbst nicht nur der Wind, sondern auch die Farbkontraste zwischen orangen Blättern und blauem Himmel dafür sorgen, dass sich diese Jahreszeit so lebendig anfühlt - obwohl sich doch alles auf den Winter vorbereitet? Mögen Sie es, wie angetaute und dann wieder gefrorene Schneedecken unter den Füßen knirschen? Finden Sie auch, dass das erste zarte Grün im Frühling im Grunde eine völlig andere Farbe ist als der saftige, pralle Ton, der sich im Sommer daraus entwickelt? Wenn Sie diese Fragen mit "Ja" beantworten können, dann gehen Sie sicher oft zu Fuß.

Denn all diese Beobachtungen habe ich gemacht, seit ich viel öfter als früher spazieren gehe. Besonders beeindruckend ist der Lauf der Jahreszeiten auf dem Eichstätter Frauenberg. Als kleinen Ansporn für den Vorsatz "mehr zu Fuß gehen" hatte ich mir ein Fotoprojekt vorgenommen: einmal im Monat immer dieselben Motive auf dem Bergrücken zwischen Willibaldsburg und Frauenbergkapelle aufzunehmen. Schon im Oktober 2017 habe ich damit angefangen.

Wenn man so oft dort oben ist, beginnt man zu verstehen, wie besonders die Landschaft im Altmühltal ist. Den Begriff "Trockenrasen" oder auch "Kalkmagerrasen" hat man schon einmal gehört. Aber man versteht diese Begriffe besser, wenn man selbst sieht, wie die Wiesen auf dem Frauenberg nur für einen kurzen Zeitraum im Frühsommer in sattem Grün erstrahlen. Für den Rest des Jahres prägen trockene Gräser das Bild. Man freut sich, wenn Ende März zwischen den spröden Halmen die Küchenschelle mit ihren lila Blüten auftaucht und wenn sich bis in den September hinein viele Schmetterlinge in den Wiesen zeigen. Wie sehr sich die Jurahänge aufheizen, merkt man, wenn man auf dem Frauenberg auf der Bank mit Blick aufs Kloster Rebdorf sitzt. Oder wenn man auf dem Pfad zur Seitentür in der Mauer der Willibaldsburg eng an Felsen vorbeigeht, die Wärme abstrahlen.

Nach einem Jahr Fotoprojekt von Oktober 2017 bis Oktober 2018 lohnt ein Fazit. Erstens: Bei guten Vorsätzen helfen Rituale ungemein. Das Projekt will fortgeführt werden. Einen Regentag habe ich - zugegebenermaßen aus Bequemlichkeit - noch nicht auf meinen Bildern. Und wie schön wären erst Nebel und Raureif! So wird die Natur selbst zum Anreiz, den Vorsatz weiter durchzuhalten. Zweitens: Wer den Lauf der Jahreszeiten verfolgt, wird demütig. Noch mehr als vorher verstehe ich, wie faszinierend es ist, dass in Ökosystemen alles ineinandergreift. Interessant ist der Frauenberg auch deshalb, weil vieles an ihm menschengemacht ist. Was dort von selbst entstanden und was Kulturlandschaft durch Beweidung ist, können Spaziergänger kaum unterscheiden. Eine Kapelle, eine Allee und Burganlagen fügen sich zusammen mit Wäldern, Felsen und Vielfalt in Flora und Fauna. Eins jedenfalls steht fest: Das Altmühltal macht es einem leicht, mehr zu Fuß zu gehen.

Katrin Poese