Eichstätt
Tägliche Ernte - mitten in der Stadt

In der Eichstätter Seminargärtnerei können auch Privatleute Gemüse und Kräuter kaufen

22.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:32 Uhr
Einen schönen Arbeitsplatz haben die Seminargärtner Florian Schwab und Norbert Strobl. −Foto: Foto: Straßer

Eichstätt (EK) Schön, wenn man bei seinem Vorsatz begleitet und bestärkt wird: Mehrere Leser haben mir empfohlen, mich bei meiner Suche nach regional erzeugten Lebensmitteln auch in der Eichstätter Seminargärtnerei umzusehen.

Zu beiden Seiten des Wiesengässchens erstrecken sich die Felder der Seminargärtnerei, die die Küche des Eichstätter Priesterseminars - einschließlich des Tagungsbetriebs - mit frischem Salat, Gemüse und Kräutern versorgt. Aber nicht nur: Damit es keinen Überschuss gibt, der weggeschmissen werden muss, steht das Angebot auch Privatleute zur Verfügung, erklärt Marion Hönig vom Bistum Eichstätt: "Das wäre ja ansonsten schade um die Arbeit und um die Lebensmittel."

Vermutlich wurde hier schon seit Gründung des Seminars 1564 Salat und Gemüse für den Eigenbedarf angebaut, auch wenn es dazu keine schriftlichen Belege gibt. Nach dem Bau des knapp 800 Quadratmeter großen Gewächshauses Anfang der 1980er-Jahre verkaufte man die nun gelegentlich auftretenden Überschüsse - "und allmählich kristallisierte sich eine Stammkundschaft heraus", so Marion Hönig.

Die Arbeit auf den Feldern - 1,16 Hektar, verteilt auf zwei Flächen - und im Gewächshaus erledigen die Gärtner Florian Schwab und Norbert Strobl. Letzterer bereits seit 1985: "Damals war ich eigentlich an biologischem Anbau interessiert, aber das war ja noch nicht so verbreitet, da gab es keine Jobs. Also habe ich als Seminargärtner angefangen." Die Seminargärtnerei arbeite konventionell, achte aber schon seit Längerem darauf, bei Anbau und Anzucht von Gemüse keine chemischen Pflanzenschutzmittel und synthetischen Dünger zu verwenden.

Strobl schätzt seine Arbeit, "weil sie vielseitig ist. Wir machen ja nicht nur den Gemüseanbau, sondern auch Friedhofsbepflanzung und die Pflege der Anlagen hier auf dem Gelände." Diese Vielseitigkeit zeigt sich auch auf den Feldern der Gärtnerei - wie in einem Bauerngarten stehen dort Zier- und Nutzpflanzen einträchtig wie dekorativ nebeneinander. Vor allem im Frühling seien die Pflanzen selbst der große Renner bei den Privatleuten, die in der Seminargärtnerei einkaufen, erzählt Strobl. Vom zeitigen Frühjahr an kann man im Wiesengässchen die selbstgezogenen Gemüsejungpflanzen sowie Beet- und Balkonblumen erstehen.

Mir aber geht es ja um Essbares - und da ist das Angebot, je nach Jahreszeit allerdings, riesig: Salate, Kohlrabi, Tomaten, Auberginen, Andenbeere, Paprika, Peperoni, Gurken, Zucchini, Kürbis, Blumenkohl, Brokkoli, Weißkraut, Blaukraut, Wirsing, Sellerie, Lauch, Mangold, Rote Rüben und verschiedene Kräuter wachsen auf den Feldern und in den Gewächshäusern.

"Da wir nur selbstproduziertes Gemüse anbieten und nichts zukaufen, ist das Angebot sehr saisonal. Und natürlich kann es, gerade jetzt im Frühsommer, auch schon einmal vorkommen, dass es um 10 Uhr am Vormittag keine Tomaten mehr zu kaufen gibt", erklärt Norbert Strobl. "Dafür wird bei uns alles an jedem Tag frisch in der Früh geerntet, also bis auf das Lagergemüse. Bleibt doch mal was aus dem Verkauf übrig, geht das dann auch noch in die Seminarküche."

Das Interesse an dem mitten in Eichstätt gezogenen Gemüse sei in den vergangenen Jahren immer größer geworden, so Strobl. Deshalb bekommen die beiden Seminargärtner vormittags inzwischen Unterstützung von einer zusätzlichen Verkaufskraft. Geöffnet hat die Seminargärtnerei im Wiesengässchen ganzjährig dienstags bis freitags, jeweils von 8 bis 12 Uhr. Eine Anfahrtsbeschreibung findet man im Internet unter www.seminargaertnerei.de.

 

Katrin Straßer