Nassenfels
Aus Nektar und Honigtau

Süße Köstlichkeiten aus der Region - zu Besuch bei Imker Alfons Bauer in Nassenfels

01.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:17 Uhr
Seine Bienenvölker hält Alfons Bauer an verschiedenen Standorten rund um Nassenfels, wo er im Hofladen (Eichstätter Straße 14) köstlichen Honig ? biozertifiziert ? verkauft. −Foto: Fotos: Straßer

Nassenfels (EK) Es ist die dritte Ernte des Jahres - oder das "Abräumen", wie der Imker sagt: Alfons Bauer füllt gerade Honig aus der "Sommertracht" ab. Für ihn und seine Bienen geht die Saison bald zu Ende.

Der Nassenfelser hatte sich bereits im Januar, als meine Kollegin und ich die Serie zu unseren Jahresvorsätzen gestartet hatten, bei mir gemeldet und mich zur Honigernte im Sommer eingeladen. Ein Bioland-Imker, dessen Bienenstöcke alle in einem 10-Kilometer-Radius rund um Nassenfels stehen - perfekt für meine Suche nach regional erzeugten Lebensmitteln.

Alfons Bauer hat schon in der 9. Klasse seine ersten Bienen gehabt: "Mein Cousin und ich waren echte Exoten, Imker waren damals nur alte Männer. Das hat sich heute geändert, es gibt auch jüngere und weibliche Imker." Der 51-Jährige ist selbstständiger Schreinermeister und hat die für ihn perfekte Balance gefunden: Im Winter arbeitet er mehr in der Schreinerwerkstatt und im Sommer hauptsächlich mit den Bienen. Doch auch dabei kommen ihm seine handwerklichen Fähigkeiten zugute.

Und sein Einfallsreichtum: Anstatt die hauchdünne Wachsschicht, mit der die Bienen die Honigwaben abdichten, mit einer Entdeckelungsgabel zu entfernen, hat er seine eigene Methode. Die Waben werden auf das Wabenkarussel - Marke Eigenbau natürlich - gestellt. Mit einer Hand dreht Bauer das Karussel ganz langsam; in der anderen Hand hält er einen Heißluftfön. In Sekundenschnelle ist der Wachs geschmolzen. Nach der ersten Runde folgt die zweite Seite - so schafft es Bauer in etwa zwölf Minuten, eine Ladung für die Honigschleuder vorzubereiten. Die arbeitet dann vollautomatisiert - nach knapp neun Minuten sind die Waben leer, der Honig wandert in den Klärtank.

Welcher Honig dann letztendlich im Glas landet, ist eine Frage der Jahreszeit und des Standorts der Bienenstöcke, erklärt mir Alfons Bauer. Die erste Ernte des Jahres ist der Blütenhonig: etwa Ende Mai, nach der Obst- und der Rapsblüte. Neben dem regionalen Blütenhonig aus rund um Nassenfels gesammeltem Nektar bietet Bauer noch eine Besonderheit an: Akazienhonig. So heißt in Deutschland der Honig, der aus dem Nektar der sogenannten "Scheinakazie", nämlich der Robinie, gewonnen wird.

"Ich wandere mit den Völkern in die Akazie in die neuen Bundesländer", erklärt Bauer. "Heuer war das sehr früh, am 12. Mai sind wir gefahren, weil die Akazien geblüht haben. Zwei Wochen später habe ich die Bienen wieder abgeholt." Denn Alfons Bauer kann von daheim aus den Sammelerfolg seiner Bienen mitverfolgen - ein Volk steht auf einer Waage, die die Daten nach Nassenfels übermittelt. "Ja, auch wir Imker sind online und up to date!", lacht Bauer über mein Erstaunen.

Die Robinie oder Scheinakazie sei eine gute Trachtpflanze und sortenreiner Akazienhonig etwas Besonderes, da er immer flüssig bleibe und nicht kristallisiere. "Es kann aber auch Fehlwanderungen geben, wenn es 14 Tage durchgängig regnet, wird's nichts", so Bauer.

Seine aktuelle Honigernte, die dritte und letzte Ernte in diesem Jahr, stammt aus der "Sommertracht", erklärt mir der Imker: "Heuer haben sie viele Linden gefunden, es wird aber nichts Artenreines, weil da noch ganz viele andere Sachen mit drin sind - Himbeere, Brombeere, Hartriegel. Das riecht man gleich, wenn man zu den Bienen geht, wenn die den Hartriegel bringen." Bauer zeigt mir eine entdeckelte Wabe. Deutlich sind hier ganz unterschiedliche Honigschattierungen, von hell bis dunkel, zu erkennen. "Das dunklere wäre Waldhonig, aber da gibt es heuer nicht genug."

Ob denn der Wald in diesem Jahr nicht genügend geblüht habe, frage ich - sehr zur Belustigung des Imkers. Ich erfahre: Waldhonig wird nicht aus Nektar gemacht. Läuse, etwa die rotbraun bepuderte Fichtenrindenlaus oder die Fichtenquirlschildlaus, saugen Pflanzensaft, entziehen einen Teil der Nährstoffe und scheiden einen zuckerhaltigen Saft aus, der sich tropfenförmig an Blättern, Zweigen oder Nadeln absetzt - daher die Bezeichnung Honigtau. Diesen sammeln dann die Bienen. Den dunklen und würzigen Waldhonig gebe es aber nur alle paar Jahre: "Da muss alles passen. Regnet es viel, wird der Honigtau einfach abgewaschen. Auch der Lausbefall muss hoch sein", erläutert Alfons Bauer.

Wieder was gelernt, auch das schätze ich inzwischen sehr bei meiner Suche nach regionalen Lebensmitteln und der Begegnung mit den Menschen, die sie erzeugen. Da aber Probieren sprichwörtlich über Studieren geht, nehme ich mir im Hofladen von Alfons Bauer gleich vier Sorten mit: Akazienhonig, Waldhonig, Blütenhonig und Sommertracht. Was soll ich sagen? Köstlich sind sie alle.
 

Katrin Straßer