Eichstätt -Ronja Hartmann ist tanzsüchtig - das sagt sie mit einem breiten Lächeln über sich selbst.
Dass sie diese "Sucht" einmal auf die Bühne zusammen mit Superstar Alvaro Soler bringen wird, das konnte sich die Eichstätterin nicht vorstellen. Durch ihre Teilnahme an der Casting-Show My Move konnte die 14-Jährige in eine Welt eintauchen, von der die meisten Teenager nur träumen.
Ronjas Finger trommeln schnell auf der Tischplatte, dann gehen ihre Schultern mit einem schnellen Ruck nach hinten. Wenn die Jugendliche vom Tanzen spricht, spannt sich ihr ganzer Körper an. Wenn sie von Choreographien, von Bewegungen, die sie beim Tanzen macht, erzählt, sprudeln die Worte nur so aus ihr heraus. Dann ist sie ständig in Bewegung, als würde Energie durch ihren Körper fließen.
Diese Leidenschaft fürs Tanzen hat auch die Jury von My Move überzeugt. Die Sendung, die seit Dienstag beim Fernsehsender Kika läuft, sucht zum zweiten Mal deutschlandweit nach jungen Ausnahmetänzern. Über 500 Jugendliche haben sich beworben, um am Ende der Show mit Sänger Alvaro Soler auf der Bühne zu tanzen. Auch Ronja Hartmann war unter diesen 500 Bewerbungen.
Dass ihr Weg in die Casting-Show führte, überrascht kaum, wenn man Ronjas Vergangenheit betrachtet. Alles drehte sich seit frühester Kindheit um Rhythmus und Bewegung. Als wäre es gestern gewesen, hat sich ein Bild in das Gedächtnis von Ronjas Mutter gebrannt: Ihre eineinhalbjährige Tochter hört mit dem Papa Musik, dann setzt ein wummernder Rhythmus ein; der Körper des kleinen Mädchens wippt im Takt mit. "Das bin einfach ich", sagt Ronja selbst, wenn sie von Hip-Hop und Freestyle spricht. Mit drei Jahren fängt sie beim Kindertanzen an, bis sie elf war, war die Jugendliche im Eichstätter Tanzverein. Doch schnell reichte ihr das dortige Angebot nicht mehr aus. Sie will öfter tanzen, weitere Stile kennen lernen und sich von professionellen Choreographen inspirieren lassen.
In den Ferien suchte die Schülerin deshalb nach Sommerkursen, bei denen Freestyle angeboten wird. Bei einem dieser Kurse lernt sie eine Leipziger Dancecrew kennen. Schnell sind alle Tänzer wie Familie für die Eichstätterin, noch heute fährt das Mädchen regelmäßig mit dem Zug durch ganz Deutschland, um mit ihrer "Familie" bei Battles aufzutreten. "Selbst wenn ich nicht da bin, fühle ich mich den anderen Tänzern nahe. Wenn wir uns bei Battles wiedersehen, ist es dann, als hätten wir uns erst vor wenigen Tagen gesehen und nicht vor einigen Wochen. "
Mit ihrem Bruder Bastian drehte Ronja schließlich ein Video für My Move, schnitt mehrere Tanzstile und Choreographien in einem kleinen Film zusammen. Kaum ist das Video fertig und abgeschickt, geht dann plötzlich auch alles ganz schnell. Mehrere Bewerbungsphasen durchläuft die Hobbypianistin wie im Flug.
Dann die überraschende Nachricht: Ronja darf beim großen Casting in Leipzig mitmachen. Mit ihrem Vater fährt sie schließlich in die Stadt, in der ihr Freestylefieber geweckt wurde, um sich vor der Jury um Massimo Sinato, Sarah Hammerschmidt und natürlich Alvaro Soler zu beweisen. Vor allem die vielen Kameras machen die Schülerin nervös, doch kaum steht sie auf der Bühne, scheint das alles vergessen: Aus der zierlich wirkenden Ronja mit den langen braunen Haaren wird eine selbstbewusste Tänzerin. Voll Stärke und Kraft präsentiert sie eine Choreographie, die sie mit ihrer Tanzlehrerin Tami Holischka aus der Ingolstädter Tanzschule Basement einstudiert hat. Mittlerweile verbringt die Schülerin dort fast jeden Nachmittag der Woche, zu Weihnachten wünschte sie sich von ihren Eltern ein Kurspaket, mit dem sie jedes Angebot in der Tanzschule nutzen darf. "Du musst jeden Muskel trainieren, jede Faser deines Körpers soll angespannt sein", impft ihr die professionelle Choreographin im Vorfeld ein.
Der "Entscheidungskrimi" in Leipzig zieht sich schließlich bis tief in die Nacht. Um zwei Uhr morgens erfährt die Neuntklässlerin, die das Gabrieli-Gymnasium in Eichstätt besucht, dass sie zur Dancecrew gehören wird.
Was danach folgt, ist ein wahrgewordener Traum für die 14-Jährige. Vier Wochen darf sie mit den anderen Kandidaten und Kandidatinnen in einer Stadtwohnung in Leipzig leben, das Tanzen bestimmt den ganzen Tagesablauf. Schließlich muss eine Choreographie einstudiert werden, die am Schluss mit Sänger Soler auf der Bühne gezeigt wird. "Uns alle hat die gleiche Leidenschaft verbunden, das war ein außergewöhnliches Gefühl mit den anderen zu einem richtigen Team zusammenzuwachsen", beschreibt Ronja ihre Zeit in der Tanz-WG. Die Zeit bei My Move hat Ronjas "Tanzsucht" weiter verstärkt. Für sie ist spätestens durch den vierwöchigen Aufenthalt in Leipzig klar geworden, dass das Tanzen auch in ihrem späteren Leben eine Rolle spielen muss. Ab liebsten wäre es Ronja, wenn sie ihren Lebensunterhalt einmal mit dem Tanzen verdienen kann. "Selbst wenn es mit einer Crew später nicht klappt, muss in meinen zukünftigen Beruf das Tanzen integriert sein. "
Um ihrem Ziel einen Schritt näher zu kommen, gibt die Schülerin in der Tanz-WG alles. Das Training ist für sie eine Herausforderung. Nicht nur an die geballten Unterrichtszeiten, jeden Tag fünf bis sechs Stunden, auch an den Tanzstil musste Ronja sich erst gewöhnen. "Zu Hause mache ich ganz andere Bewegungen, in Leipzig musste es femininer und graziler werden. Gerade mein Hüftschwung war stark verbesserungswürdig", sagt Ronja lachend. Mit den anderen Kandidaten wächst die Eichstätterin zusammen, in den wenigen Wochen entsteht für das Mädchen so eine neue "Familie". "Wir haben ja nicht nur gemeinsam getanzt, sondern jede Minute zusammen verbracht. Nach einem Putzwettbewerb konnte man von den anderen Teilnehmern eine Rückenmassage gewinnen", schwelgt sie in Erinnerungen.
My Move ist eine Produktion von Kika und MDR und läuft von Montag bis Freitag ab 20.10 Uhr in Doppelfolgen bei Kika. Die letzte der insgesamt 20 Folgen wird am Mittwoch, 18. Dezember, mit dem Finale ausgestrahlt. Alle bereits ausgestrahlten Folgen und die Videos über Ronjas Casting können online über das Stichwort MyMove/Ronja in der Mediathek des MDR und Kika abgerufen werden.
EK
Anna Hecker
-Foto: Foto: Starship-Film/Grüttner
