Eichstätt
"Aber nur vielleicht..."

Nachtschwärmer dürfen in Eichstätt nicht mehr rund um die Uhr mit einem Taxi rechnen

01.01.2011 | Stand 03.12.2020, 1:59 Uhr

„I steh in der Költn und woat auf a Taxi, oba es kummt net, kummt net, kummt net, ...“: Nachtschwärmer haben vielleicht diesen 80er-Jahre-Hit im Ohr, müssen in Eichstätt aber oft andere Heimfahrtmöglichkeiten finden. Im Bild der Taxistand am Bahnhof - Foto: chl

Eichstätt (aur) Nachtschwärmer in Eichstätt spüren schon seit einigen Wochen, dass es nicht mehr so einfach ist, in tiefer Nacht noch ein Taxi aufzutreiben. Der Grund: Das Wellheimer Unternehmen Taxi Schwarz, das vor einigen Jahren mit einem 24-Stunden-Service in Eichstätt angetreten war, hat sich seit dem 1. Oktober von der durchgehenden nächtlichen Versorgung an Werktagen verabschiedet.

Das altgediente Eichstätter Taxi-Unternehmen Schneider hält aber weiterhin auch abends die Stellung: Es macht allerdings etwa ab 1.30 Uhr „Feierabend“.

Roland Schwarz aus Wellheim hat am 1. Oktober das Taxi-Geschäft seines Vaters Manfred Schwarz übernommen und nahm diesen Einschnitt zum Anlass, das Nachtangebot zurückzufahren. „Die nächtliche Versorgung ist schwierig. Es ist einfach zu wenig Bedarf da“, sagte er auf Anfrage des EICHSTÄTTER KURIER. Und bei gestiegenen Lohn- sowie Dieselkosten sei dieser Bereitschaftsdienst nicht rentabel. „Bei drei bis vier Nachtfahrten, die im Regelfall zwischen fünf und sieben Euro einbringen, kann man sich selber ausrechnen, ob sich das finanzieren lässt.“ Allerdings: freitags und samstags sowie an besonderen Feiertagen fährt Schwarz nachts „sehr wohl noch“. „Aber nicht in den ,normalen’ Nächten.“ Und noch eine Einschränkung gibt es: Im Winterhalbjahr fährt Schwarz am Wochenende auch tagsüber nicht: Da fehle mangels Touristen einfach die Nachfrage. Die meisten Kunden, so schildert Schwarz, hätten Verständnis. Um außerdem: „Jetzt kann wenigstens ein Unternehmen nachts wirtschaftlich arbeiten.“

Gemeint ist mit diesem einen Unternehmen Peter Schneider mit seiner Eichstätter Firma „Taxi Schneider“. Der ist über die scheinbar großzügige „Überlassung“ der Nachtzeiten freilich nicht „amused“: Auf Nachfrage meinte er: „Das war nicht mit uns abgesprochen. Und die Nachtbereitschaft war schon ein Draufzahlgeschäft, bevor die Firma Schwarz gekommen ist, und sie ist es jetzt wieder.“ Auch von einem einzelnen Unternehmen könne damit „bestenfalls eines schwarze Null“ erwirtschaftet werden, sagte Schneider und wurde dann deutlich: „Ich sehe eine Rosinenpickerei. Gute Brocken will man haben – die Fahrten ins Krankenhaus, zur Jugendherberge oder zu Behörden – aber das hat mit den Aufgaben eines Taxiunternehmers nichts mehr zu tun.“

Schneider selbst, seit 15 Jahren auf dem Markt, fährt nach eigenen Angaben „in der Regel bis ein Uhr, zwei Uhr nachts, und nur bei Bedarf länger.“ Sein Anrufzähler zeige ihm, dass höchsten drei Prozent der Anrufer nicht bedient würden. „Für die wäre der Aufwand zu groß.“ Im Übrigen gebe es auch in umliegenden Städten wie Beilngries, Greding oder Donauwörth keine Nachtbereitschaft mehr.

Die Eichstätter seien also, meint Schneider, nach wie vor relativ gut versorgt. „Es gibt viele, die glauben, dass man da mitten in der Nacht in vier oder fünf Minuten mit dem Taxi da ist – aber nur vielleicht... Ab Halbeins, Halbzwei dürfen sie sich nicht mehr drauf verlassen.“ Das sei auch bei den Kunden bekannt. Für Kritik von nicht abgeholten Nachtschwärmern hat sich Schneider ohnehin ein dickes Fell zugelegt: „Das sind die drei Prozent, die die Klappe am größten aufreißen und dann vielleicht ein Mal im Jahr mitfahren.“

Im Landratsamt Eichstätt teilte Pressesprecher Manfred Schmidmeier auf Anfrage mit, Taxiunternehmen hätten zwar grundsätzlich eine „Betriebspflicht“, aber das bedeute keinesfalls eine Bereitschaft rund um die Uhr. Die Pflicht sei vielmehr „schon ab 40 Stunden in der Woche erfüllt.“ Ohnehin, so Schmidmeier, seien die Nachtfahrten am Wochenende gesichert. Für das Landratsamt gelte: „Wir beobachten nun, ob es viele Probleme gibt. Wenn deutlich würde, dass der Markt gestört ist, würden wir versuchen, eine Einigung unter den Unternehmen zu finden.“