Eichstätt
Schüleraustausch hilft Toleranz lernen

Franzosen aus der Nähe von Paris zu Gast am Willibald-Gymnasium – Neue Partnerschule gefunden

15.04.2013 | Stand 03.12.2020, 0:16 Uhr

Französische Austauschschüler zu Gast am Willibald-Gymnasium: Die deutschen Schüler präsentierten dabei auch eine Ausstellung, die sie über die französische Partnerstadt zusammengestellt haben. - Foto: jok

Eichstätt (jok) Die Beliebtheit der Fremdsprache Deutsch an französischen Schulen sinkt ständig. Deswegen musste sich das Eichstätter Willibald-Gymnasium (WG) schon mehrmals nach neuen Partnerschulen umsehen.

Jetzt ist der erste Austausch zustande gekommen. An den alten Collèges gab es schlichtweg keine Deutsch lernenden Schüler mehr. Dank der Bemühungen von Französischlehrerin Ingeborg Uhl-Schiller konnte nun eine neue Partnerschule in Gagny gefunden werden. Letzte Woche hielten sich dazu 24 französische Gastschüler am WG auf.

Durch Gagnys Nähe zu Paris, das nur 18 Kilometer entfernt und bequem mit einem Vorortzug zu erreichen ist, kann die deutsche Gruppe beim Gegenbesuch, der bereits in wenigen Tagen erfolgt, viele Sehenswürdigkeiten in der französischen Hauptstadt besichtigen.

Ein Schwerpunkt des Programms in Eichstätt für die französische Gruppe liegt darin, die Besonderheiten der Juralandschaft kennenzulernen. Bei einem Besuch auf der Willibaldsburg interessierten sich die Gäste für die Nachbildungen von Sauriern und die Fossilien, die in einem Praxiskurs nachgegossen und bemalt werden durften. Es stehen auch Besuche in München und Nürnberg auf dem Programm. Besonders aufgefallen sind den französischen Gästen Kleinigkeiten, die das französische Schulsystem von dem in Bayern unterscheiden. Der 14-jährigen Enguerrand hat bemerkt, dass es hier kein spezielles Aufsichtspersonal gebe, das an den französischen Schulen – in Form der „surveillants“ – einen sehr strengen Ruf hat. Abel (13) findet es gut, dass die Klassen hier in der Regel ein festes Zimmer haben und sie sich nicht – wie in Frankreich – in Räume begeben müssen, die den Lehrern fest zugeteilt sind.

Daneben steht aber auch viel Zeit zur Verfügung, um privat gemeinsame Aktivitäten zu unternehmen. Und auch hier sind es gerade wieder die Details, die im Gespräch mit den französischen Partnerschülern nur so aus ihnen heraussprudeln. Überrascht waren alle Franzosen, dass das Abendessen so früh angesetzt wird. Und sie befanden für sich das Klischee, dass Deutsche sehr viel Wurst essen, nach wenigen Tagen bestätigt.

Darin liegt auch ein Ziel des Schüleraustauschs, nämlich junge Menschen zu bewegen, ihren geistigen Horizont zu öffnen und unterschiedlichen Lebensweisen mit Toleranz zu begegnen. Als willkommener Nebeneffekt stellt sich bei den Eichstätter Schülern heraus, dass zweieinhalb Jahre Französischunterricht positive Spuren hinterlassen haben und man sich ganz vernünftig mit dem Partner unterhalten kann. Und nicht nur der WG-Schüler Lukas Pickard aus der achten Klasse hat die Erfahrung gemacht, dass man eine Sprache am besten lernt, wenn man sie in konkreten Situationen anwendet. Überrascht von seinen eigenen Sprachkenntnissen, stellt er bereits am dritten Tag des Austauschs fest: „Ich denk’ schon auf Französisch.“