Eichstätt
"Ein schüchterner, fast scheuer Mann"

Erinnerungen an den Aufenthalt von Jorge Mario Bergoglio 1986 in Eichstätt

15.03.2013 | Stand 03.12.2020, 0:23 Uhr

Professor Alexius Bucher hat nach der Wahl von Jorge Mario Kardinal Bergoglio sofort angefangen, in alten Fotoalben zu blättern, auf der Suche nach einem alten Foto mit dem neuen Papst – leider ohne Erfolg - Foto: Bahmann/pde

Eichstätt (EK) Die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt ist dem neuen Papst Franziskus kein Fremdwort. Im Juli 1986 war Jorge Mario Bergoglio, damals Rektor der Theologischen Fakultät der Universidad del Salvador, drei Tage an der Altmühl.

„Bergoglio, viele Jahre lang Provinzial der Jesuiten in seiner Heimat, gilt als kompetenter Kenner der wissenschaftlichen und politischen Szene in Lateinamerika“, schrieb der \tEICHSTÄTTER KURIER in einem Beitrag vom 23. Juli 1986. Damals ging es in einem Gespräch mit dem Präsidenten der Eichstätter Hochschule, Professor Nikolaus Lobkowicz, um Möglichkeiten einer Partnerschaft zwischen Eichstätt und der Universidad del Salvador und um Modelle zur Regelung des Austausches von Dozenten und Studenten. Im Zusammenhang mit diesem Besuch stand auch die Vorbereitung eines Aufenthalts von Professor Alexius Bucher, Ordinarius für Praktische Philosophie und Geschichte der Philosophie, an argentinischen und mexikanischen Hochschulen.

Während sich Nikolaus Lobkowicz „nur mehr ganz vage an die Begegnung, nicht mehr aber an die Person von Bergoglio erinnern kann“, wie er gegenüber dem \tEICHSTÄTTER KURIER erklärte, hat Bucher eine längere Zeit mit ihm verbracht. „Ich habe ihn immer nur als Jorge in Erinnerung, als Dozent und ab 1980 als Rektor der dortigen Universität. Wir hatten vorher schon einen Professorenaustausch gemacht und Einladungen zwischen Deutschland und Buenos Aires ausgesprochen. Und als ich 1982 nach Eichstätt kam, wollte ich die Einladungen institutionalisieren, angeregt durch den Gründungsplan eines Lateinamerikainstitutes. Bergoglio wollte dann unmittelbar vor Ort die Pläne besprechen. Ich habe ihn dann hier empfangen, habe ihm Eichstätt gezeigt und eine Reihe von Gesprächen geführt, bezüglich der katholischen Universität.“ Bucher lehrte dann in einem Austauschprogramm einige Monate selbst in Buenos Aires und lernte Bergoglio dann als einen zwar bescheidenen, aber strengen Geistlichen kennen. Einmal, so erinnert er sich, sei er bei einer Messfeier in der Jesuitenschule in Buenos Aires barfuß in Sandalen gekommen. Da habe Bergoglio zu ihm gesagt: „Nein, bei uns ist das Barfußzelebrieren doch nicht so angesagt.“ Dann sei er wieder bescheiden auf sein Zimmer geschlichen, habe seine Socken angezogen und dann mit ihm die Messe gefeiert.

Noch sehr gut erinnern an die wenigen Tage in Eichstätt kann sich der damalige Akademische Rat an der Universität, Raul Fornet-Becancout: „Wir hatten am Montag, 14. Juli 1986, von 10 bis 10.30 Uhr einen Termin bei Präsident Lobkowicz weiß Fornet-Becancout noch genau das Gespräch zwischen dem damaligen Eichstätter Uni-Präsidenten und Bergoglio.

Der Kubaner, der nach einer Tätigkeit für Missio in Aachen jetzt an der Technischen Hochschule in Aachen lehrt und den Kontakt zu Bergoglio auch nach seiner Eichstätter Zeit nie hat abreißen lassen, beschreibt den neuen Papst als einen „schüchternen, fast scheuen Mann, der sich nie in den Vordergrund drängt oder seinen Platz dort sucht, wo Fotografen sind“. Jorge Mario habe eine „unglaublich nette, freundliche Art und lebe sehr bescheiden.

„Dass er sich Franziskus genannt hat, das passt zu seiner Lebenshaltung“, so Fornet-Becancout. Eine Einstellung, die der Kirche nur gut tun kann, denn: „Die Eitelkeit ist eines der größten Probleme der katholischen Kirche.“ Mit Franziskus sei die Chance gegeben, dass die Kirche wieder zu einer „Kirche der Armen, zu einer Kirche der Demut“ werden könne.