Eichstätt
Kösching bleibt eine Hochburg für die Sozialdemokraten

Die Landtagsergebnisse des Landkreises unter der Lupe – von Hochburgen und Kartoffelkellern

16.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:40 Uhr

Eichstätt (DK) Tag eins nach der Landtagswahl: Da ist nach der Aufregung der Wahlnacht Zeit, sich die Ergebnisse aus den Gemeinden genauer anzusehen – auf der Suche nach Höhen und Tiefen und kleinen Überraschungen.

Das schönste Ergebnis dieser Landtagswahl – jenseits der Parteipräfenzen – ist im Landkreis die Wahlbeteiligung: 70,7 Prozent können sich in Zeiten vermeintlicher Politikverdrossenheit sehen lassen. Die fleißigsten Wähler im Landkreis fanden sich dieses Mal in der Gemeinde Walting mit 80,1 Prozent – da kann keiner maulen. Pollenfeld brachte es übrigens auf 76,8 Prozent, die gestern gemeldeten 22,2 Prozent Wahlbeteiligung in Pollenfeld waren ein Fehler beim Abtippen der Ergebnisse, ebenso die angeblichen 19,4 Prozent in Mindelstetten, wo tatsächlich 74,7 Prozent an die Urnen gingen. Am schwächsten war die Beteiligung in der Gemeinde Großmehring: Sie lag bloß bei 63,5 Prozent.

Die „schwärzeste Gemeinde“ im Landkreis war nicht wie vor fünf Jahren Titting, sondern Altmannstein. CSU-Direktkandidatin Tanja Schorer-Dremel fuhr hier 69,7 Prozent der Erststimmen ein. Bei den Zweitstimmen war der CSU-Erfolg noch triumphaler: 74,7 Prozent. Vielleicht liegt das auch an Seehofers häufiger Präsenz im Ferienhaus im Ortsteil Schamhaupten (samt Modelleisenbahn im Keller)?

Überhaupt schaffte die CSU bei den Zweitstimmen in jeder der 30 Landkreisgemeinden den Sprung über die magische 50-Prozent-Marke, in der Stadt Eichstätt mit 50,7 Prozent jedoch nur knapp. Schorer-Dremel als Direktkandidatin blieb grundsätzlich einige Prozentpunkte unter den Zweitstimmenergebnissen – vergleichsweise am schwächsten war sie mit 44,3 Prozent in der SPD-Hochburg Kösching. Da hatte SPD-Kandidat Werner Widuckel schon mal drei Jahre gewohnt und holte prompt 27,2 Prozent der Direktstimmen. Nur in Böhmfeld war Widuckel noch einen Tick besser: 28,1 Prozent. Bei den Zweitstimmen war für die Sozialdemokraten mit 26,5 Prozent (Kösching) das Ende der Fahnenstange erreicht. Wenig zu holen gab es für die SPD dagegen in Titting: 8,0 Prozent Zweitstimmen sind wahrlich kein Jubiläumsgeschenk zum 150-jährigen Parteibestehen. Den absoluten Tiefpunkt erlebten die Sozialdemokraten allerdings bei den Erststimmen ebenfalls in Titting: Nur 5,4 Prozent stimmten hier für Widuckel aus Karlskron.

Eva Gottstein kam als Kandidatin der Freien Wähler in der Gemeinde Pollenfeld, wo sie aufgewachsen ist, auf ihre persönliche Spitzenmarke von 19,1 Prozent: Gemeinsame Schulzeit verbindet wohl fürs Leben. Bei den Zweitstimmen hatten die FW in Pollenfeld ebenfalls ihre „Hochburg“ im Landkreis – bei bescheidenen 12,1 Prozent. Vor fünf Jahren hatten die FW hier noch mehr als das Doppelte.

Ein zunehmend hartes Pflaster ist der Landkreis für die Grünen. 8,5 Prozent Zweitstimmen in der Universitätsstadt Eichstätt sind das Maximum, das Minimum ist in Mindelstetten bei 1,6 Prozent erreicht: Das grenzt an Exotenstatus. Das landesweite Desaster der FDP fiel im Kreis Eichstätt noch eine Nummer heftiger aus: 4,7 Prozent der Erststimmen in Gaimersheim für den liberalen Kandidaten waren eine Referenz an den Gemeindebürger Günther Thauer, aber jenseits dieses „Ausreißers“ waren 3,1 Prozent in Wettstetten das höchste der Gefühle. Die FDP schnitt somit landkreisweit schlechter ab als Die Linke: Die konnte sich in Kösching immerhin über 5,2 Prozent Erststimmen freuen, und in Wellheim brachte sie es wohl wegen des Engagements der Bundestagsabgeordneten Eva Bulling-Schröter gegen die Harder Sandwaschanlage auf 3,7 Prozent. Die ÖDP hatte ihren Spitzenwert in Eichstätt – 5,7 Prozent stimmten für Willi Reinbold. Auch in Buxheim und Dollnstein punktete die ÖDP – aber mehr als 2,5 Prozent waren es am Ende auf Kreisebene nicht und damit weniger als bei der Bayernpartei mit 2,7 Prozent. Listenkandidat Anton Weigl aus Tettenagger (Mindelstetten) bescherte dem Direktbewerber der Bayernpartei in seiner Heimatgemeinde satte 7,0 Prozent Direktstimmen und im Nachbarort Oberdolling 6,9 Prozent.