Eichstätt
Undiplomatisch und kreativ

Eva Gottstein von den Freien Wählern will zum zweiten Mal ins Maximilianeum einziehen

21.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:46 Uhr

„Ein gelungenes Wahlplakat“, findet Eva Gottstein. Der gemeinsame Auftritt von Hubert Aiwanger und ihr in Seuversholz war ein Höhepunkt im bisherigen Wahlkampf. - Foto: baj

Eichstätt (EK) Auf dem diplomatischen Parkett würde Eva Gottstein keinen Blumentopf gewinnen: Sie ist direkt, reagiert emotional, und wenn ihr etwas nicht passt, dann liest sie jedem beliebigen Würdenträger die Leviten.

Damit eckt die Landtagsabgeordnete der Freien Wähler an – auch bei politischen Freunden. Sie weiß das und pariert Vorwürfe auf ihre Art: „Leute, die mich deshalb kritisieren, bitte ich, mich als Gesamtpaket zu sehen“, sagt sie. Sie ist sich nämlich auch ihrer Stärken bewusst. „Ich kann schnell erkennen, wo bei Themen, Organisationen oder im personellen Bereich die Schwachpunkte liegen und trage oft zu kreativen Lösungen bei.“ Wobei sich ihre kreativen Beiträge aus ihrer geraden und unverstellten Sicht der Dinge speist. Sich selbst bezeichnet sie als „Arbeitstier“.

Nun will es Eva Gottstein wieder wissen und bewirbt sich für die FW erneut um ein Mandat für den Landtag, als Direktkandidatin und auch auf der Liste ist sie auf Platz eins zu finden. Die FW im Landtag – eine Erfolgsgeschichte, findet die Politikerin. Doch erst nach einem steinigen Beginn. Als Neulinge im Maximilianeum beurteilten die Freien Wähler manche Dinge falsch.

Inzwischen ist eine gewisse Routine eingekehrt. Im parlamentarischen Alltag kommt der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden ihr Beruf als Pädagogin und Schulleiterin zupass. „Eine Klasse oder eine Debatte – ich kriege beides in Griff.“ Außerdem hat sie erkannt: „Du wirst als Lehrer nur ernst genommen, wenn du das, was du von den Kindern forderst, auch selbst machst. Das lässt sich eins zu eins auf die Politik übertragen.“

Stolz verweist sie auf die Erfolge: „Wir konnten das Lagerdenken aufbrechen“, kommt ihr da als Erstes in den Sinn. Die SPD hatte erwartet, dass die FW – als Teil der Opposition – stets mit ihr und den Grünen stimmen würde. „Dass wir das nicht taten, ist uns anfangs negativ ausgelegt worden. Aber die FW lassen sich nicht in ein Lager verorten, sondern sind an Sachpolitik orientiert.“ Als weitere Pluspunkte listet Gottstein die Einrichtung des NSU-Untersuchungsausschusses, die Debatte über den Fall Gustl Mollath und die Volksbegehren auf. Nun wollen die FW mit einer guten Mannschaft wieder durchstarten und Eva Gottstein gibt unumwunden zu, dass sie dabei sein, auf die bisherigen Erfolge aufbauen und ihre Erfahrung in die Waagschale werfen wolle: „Da möchte ich die Früchte ernten.“

Eigentlich ist Eva Gottstein aufgrund ihrer Laufbahn die geborene Bildungspolitikerin und tatsächlich ist sie unter anderem Mitglied im Bildungsausschuss. Doch hat sie ihr Spektrum erweitert: „Kinder sind wichtig, und wir haben nur dann Kinder, wenn die Frauenpolitik stimmt. In den vergangenen fünf Jahren ist mir bewusst geworden, wie schlecht die Rahmenbedingungen sind für die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf.“ Sie möchte durch ihre Arbeit „Mut zum Kind“ machen, sagt die vierfache Mutter, die sich derzeit auch über ihre sechs Enkel freut.

Bei all den Erfolgserlebnissen der vergangenen fünf Jahre trifft sie die Erfahrung umso schmerzlicher, dass sie in der öffentlichen Wahrnehmung mitunter recht weit hinten rangiert. Da sind die Organisatoren von Vereinsjubiläen, die sie nicht auf der Rechnung hatten und beim Festakt weit hinten platzieren. Da sind die Festredner, die sie bei der Begrüßung unerwähnt lassen. Da sind Gruppierungen im Jugendbereich, die Fördertöpfe anzapfen wollen, aber nicht auf die Idee kommen, Eva Gottstein einzubinden, obwohl sie Mitglied im Ausschuss für Bildung, Jugend und Sport im Bayerischen Landtag ist.

„Ich weiß nicht, wo ich’s festmachen soll. Aber bestimmte Gruppierungen haben gelernt, dass der Draht zur CSU wichtig ist. Alles andere ist nicht von Bedeutung.“ Bei ihr käme erschwerend hinzu, dass sie eine Frau sei: „Wenn du was sagst, giltst du als zickig.“ Frauen in der Politik hätten es nach wie vor schwer, findet sie.

Dabei geht es ihr in solchen Fällen gar nicht um gekränkte Eitelkeit: „Ich fühlte mich nicht als Person beschädigt, wohl aber als Abgeordnete, als gewählte Interessenvertreterin der Bevölkerung im Landtag.“

Allerdings gibt es auch aufmunternde Momente: Bei einer hochkarätigen Veranstaltung war ihre Laune gerade auf dem Tiefpunkt, weil wieder kein Platz für sie vorgesehen war. Ihre Stimmung stieg schlagartig, als Ministerpräsident Horst Seehofer eintraf: „Er hat mich extra begrüßt und sich gefreut, dass ich da bin und mich in seiner Rede mehrmals lobend erwähnt.“