Eichstätt
Unkraut, Schlamm und Dreck

Großbaustelle Richard-Strauß-Straße und Fußwege Themen der Bürgerversammlung am Seidlkreuz

04.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:07 Uhr

Alles andere als bequem und sauber ist derzeit das Leben auf dem "alten" Seidlkreuz. Das liegt an der Baustelle in der Richard-Strauß-Straße. Aber auch die schlammigen Fußwege in die Stadt wurden bei der Bürgerversammlung kritisiert. - Foto: Reichmeyer

Eichstätt (brp) Recht gut besucht war die letzte Bürgerversammlung der Kreisstadt, die auf dem Seidlkreuz stattfand. Am stärksten vertreten waren die "Seidlkreuzer der ersten Stunde", deren Siedlungsstraßen seit anderthalb Jahren einem Vollausbau unterzogen werden.

Während früher vor allem um das "Warum" und "Wie" der Maßnahme heftig diskutiert wurde, lag diesmal vor allem der Fokus auf der "Art und Weise" der Durchführung und auf den zum Teil auch schon zu besichtigenden Folgen. Außerdem sorgten die Fußwege vom "Berg" in die Stadt wieder für Gesprächsstoff.

Hans Jürgen Tschiedel fragte, warum der Ausbau der Straße "Am Wald" in Rebdorf vom Freistaat Bayern wesentlich höher bezuschusst worden sei als der der Richard-Strauß-Straße. Der Grund dafür, so Stadtbaumeister Manfred Janner, sei die Stadtlinie. Während der Stadtbus die ganze Straße "Am Wald" durchfahre, benütze der Bus nur einen Teil der zu sanierenden Straßen am Seidlkreuz.

Außerdem kritisierte Tschiedel, dass der Hauptausschuss eine Erhöhung des Anliegeranteils bei Straßenvollausbauten von 60 auf 70 Prozent beschlossen hat. Schließlich sei der Zeitung auch zu entnehmen gewesen, dass die Gemeinde Denkendorf im März ihre Beiträge auf 50 Prozent gesenkt hat, um die Bürger zu entlasten. "Wie geht denn das alles zusammen" Oberbürgermeister Andreas Steppberger erklärte, es gäbe eine neue Verordnung mit der Vorgabe, zwischen 65 und 80 Prozent Anwohnerbeteiligung zu verlangen. Deshalb sei die Erhöhung von 60 auf 70 Prozent aus seiner Sicht moderat. Hans Bittl bekräftigte, dass es durchaus immer noch reiche Gemeinden gäbe, die auf freiwilliger Basis keinerlei Ausbaubeiträge verlangten. "Die bekommen aber Probleme bei einer eventuellen Kreditaufnahme."

Ob es bei der unverbindlichen Kostenschätzung, die die Anwohner zu Beginn der Maßnahme erhalten hatten, bleiben würde, wollte Dr. Elmar Diener wissen. Janner zufolge seien keine groben Kostensteigerungen bekannt.

Swen Jacob, der in dem Teil der Richard-Strauß-Straße wohnt, der im vergangenen Jahr saniert wurde, gab einen aktuellen Zustandsbericht, der in der Versammlung große Zustimmung und bekräftigendes Murmeln erfuhr: "Die Gehsteige sind jetzt gepflastert. Nach einem Jahr wächst in den Fugen massenhaft das Unkraut. Der Sand wird bei starken Regengüssen ausgeschwemmt und verschwindet in der Kanalisation oder liegt auf der Straße." Das Schneeräumen sei aufgrund der Beschaffenheit des Pflasters unmöglich. Warum denn nicht einfach asphaltiert worden sei? Zudem seien jetzt im beginnenden Winter gefühlt 500 Leute an der Baustelle aktiv, während im Sommer gerade mal zwei Leute gebuddelt hätten. Seiner Ansicht nach werde die Baustelle zu wenig beaufsichtigt, die Nebenstraßen seien in einem furchtbaren Zustand. Autos und Schuhe seien ständig verschlammt.

Janner betonte, dass Pflasterbelag wegen der darunter liegenden Versorgungsleitungen langfristig die günstigere Variante sei, da sich dieser verhältnismäßig unkompliziert aus- und wieder einbauen ließe. Das Einsanden müsse in Zukunft häufig vollzogen werden, meinte Janner, bis es sich in das Pflaster eingearbeitet hat. Und Unkraut, so schloss er, falle unter die Reinigungspflichten der Anwohner. Die Baustelle selbst, sagten Janner und Brandl unisono, sei rund drei Wochen im Verzug. Das sei angesichts der Größe des Gesamtunternehmens im Rahmen.

Die Pflasterflächen in Seidlkreuz-Mitte, die Pfahlstraße und die Luitpoldstraße, so Thomas Frühauf, glichen nach jedem Regenguss einem Feldweg. Sand würde in großen Mengen ausgespült. "Habt ihr eigentlich keine Pflicht, die Straßen zu unterhalten" Die Straßenentwässerung, so Janner, funktioniere dort nicht mehr so gut. "Deshalb können wir dort sanden, soviel wir wollen." Überhaupt sei in der Innenstadt der Unterbau vieler Straßen nicht mehr tragfähig. In absehbarer Zeit würden die Straßenschäden dort begutachtet: "Da sind in den kommenden Jahren erhebliche Investitionen fällig."

Ins selbe Horn wie Frühauf stieß Johann Mederer, der auf den Zustand der Schulwege vieler Seidlkreuz-Kinder aufmerksam machte, die sich an der Saugrube entlang und durch das Lämmertal ihren Weg durch Schlamm und Dreck bahnen müssten. Stadtwerkechef Wolfgang Brandl sieht im Schottern dieser Wege einen nicht wieder gutzumachenden Kardinalfehler. Durch die gute Absicht in der Vergangenheit, diese besser begehbar zu machen, würden alle Wege regelmäßig ausgeschwemmt. Besserung ist wohl nicht in Sicht. Janner: "Das hat der liebe Gott nicht gut gelöst."

Auch die steile Straße am Schießstättberg sei Hans Jürgen Tschiedel zufolge für viele Kinder und alte Menschen ein Problem. Durch die an der einen Seite parkenden Autos seien die oft viel zu schnell fahrenden Autos gefährlich nah an dem sehr schmal bemessenen Gehsteig. "Kann man da nicht eine Geschwindigkeitsbegrenzung einführen" Karl Ziegelmeier versprach, die Situation dort zu prüfen. Rudolf Schödl schlug vor, die Straßenseite für den ruhenden Verkehr immer wieder zu wechseln. So müssten sich die Autofahrer den Berg "hochschlängeln", was die Geschwindigkeit automatisch drossele.