Eichstätt
Über 100 Jahre Gefängnisgeschichte

14.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:12 Uhr

Eichstätt (dk) Das Gefängnis alter Prägung gehört bald der Vergangenheit an; am Abend des 29. Februar 2016 sind alle Zellen leer. Aus der Eichstätter Justizvollzugsanstalt wird dann nach einer Umbauphase die zentrale bayerische Abschiebeeinrichtung für abgelehnte Asylbewerber. Das ist Anlass für einen Blick in die wechselhafte Geschichte der Haftanstalt.

1810 wurde das Gebäude als Amtshaus und Hauptfronfeste bezeichnet. Vorhanden waren 31 Arrestzellen und drei Verhörzimmer. "Königliches Gefängnis" war das Gebäude 1891; 1900 wurde es geschlossen. Die Verurteilten und die Wärter zogen an die Freiwasserstraße (heute Weißenburger Straße) in den Neubau des Landgerichtsgefängnisses.

Der Advokat Franz Xaver Lang schrieb 1810 über das Haus in der Webergasse: "Die Eisenfronfeste ist äußerst fest gebaut, aus welchem zu entfliehen dem Verbrecher nicht möglich ist." Zum Bedauern vieler Eichstätter wurde die Fronfeste, die ein Stück Justizgeschichte war, 1970 zugunsten des Fernmeldeamts abgerissen. Ein paar Gefängniszellen gab es auch im Rathaus. Straffällige "Eichstätter Bürger" wurden nämlich nicht in der Fronfeste, sondern im Rathaus eingesperrt.

Unter Fürstbischof Anton III. Freiherr von Zehmen wurde 1784 auf der Willibaldsburg an der Schellenbergbastion ein Zuchthaus eröffnet. Dazu Hofrat Baumgartner von der Stadtrichterei: "In das Zuchthaus sollen liederliche Frauenspersonen, Schleppsäcke, Verbrecher, Gewohnheitsbettler und Vaganten verlegt werden. Sie sollen geringe und schlechte Kost erhalten und alle Tage nachdrücklich zur Arbeit angetrieben werden, auch mit Schlägen."

Auf der Burg gab es Gefängniseinrichtungen vom 16. Jahrhundert bis 1808. Bayernweit bekannt ist die Zwangsarbeitsanstalt Rebdorf, die von 1857 bis 1958 bestand.

Dorthin wurden von Gerichten, aber auch von Gemeinden, "arbeitsscheue Personen, Diebe, Landstreicher, Homosexuelle" und andere eingewiesen. In Eichstätt sind die Insassen des Arbeitshauses als "Odlpumper" in Erinnerung, weil sie die Versitzgruben entleerten. Zu erwähnen sind auch die Kipfenberger Gefängnisse. In bischöflicher Zeit wurden die Gefangenen auf der Burg verwahrt, später diente ein langgestrecktes Gebäude auf dem Geißberg als Fronfeste. Vorhanden waren sieben Zellen. Jedoch wurde ein Neubau nötig, er wurde an der Beilngrieser Straße (heute Kindinger Straße) errichtet und 1898 bezogen. 1948 endete die Geschichte der Haftanstalt. Das Amtsgericht Kipfenberg schloss seine Pforten ein Jahr später. Wie in Heimatromanen geschildert, wurden in den Dörfern straffällig gewordene Personen in Feuerwehrhäusern über Nacht oder ein paar Tage eingesperrt.

In Wellheim bestand so ein "Kittchen" an der Straße beim Feuerwehrhaus neben der Schutterbrücke. Die Fenster waren vergittert, zur spartanischen Einrichtung gehörten unter anderem eine Pritsche und ein Eimer für die Notdurft. Heinz Mittel hat in seinen Erinnerungen geschrieben, dass in dem Häuschen während des Krieges auch vier aus Eichstätt geflohene englische Offiziere verwahrt wurden.