Eichstätt
"Teufelshacker" vor großem Publikum

07.01.2011 | Stand 03.12.2020, 3:17 Uhr

Wurde 1957 von den Polizeibeamten gefeiert: Schreibmaschinen-Schnellschreib-Weltmeister W. P. Hofmann. Im Bild vorne rechts: Hermine Stahl. - Foto: Historischer Verein

Eichstätt (EK) "Ein Fehler in einem Geschäftsbrief ist so wie eine Warze auf der Nase der Lollobrigida." Humorvoll stellte sich der Weltmeister im Schnellschreiben auf der Maschine, W. P. Hofmann, vor. Er war im November 1957 zur Bereitschaftspolizei Eichstätt gekommen und verblüffte die jungen Beamten mit seiner Kunst: 805 Anschläge in der Minute.

ANNO DAZUMAL
 

"Das ist eine gigantische Leistung, auch heute noch." So lautete auf Anfrage der Kommentar dazu von der Eichstätter Lehrerin für Informations-Technologie, Angelika Süss. In der Realschule sei die Mindestanforderung je Minute 140 Anschläge, mittlere bis gute Schülerinnen und Schüler schaffen zwischen 200 bis 300 Buchstaben und Wortzwischenräume, die Besten kommen auf rund 350 Anschläge. Infolge der Routine des Berufslebens steigen natürlich die Leistungen.

Dem Weltmeister auf der Schreibmaschine zuzuschauen, muss ein großes Erlebnis gewesen sein. Hermine Stahl jedenfalls erinnerte sich sofort an den Auftritt bei der BePo vor über 50 Jahren und hatte auch den Namen des Champions parat. Sie berichtet, dass W. P. Hofmann auf Einladung der Firma "Büromaschinen Karl Stahl", damals am Marktplatz, gekommen war. Er schrieb auf einer "Alpina"-Maschine, gebaut in Kaufbeuren. Dort war er fest angestellt und tingelte als "Teufelshacker" durch das Land. An der Maschine war ein Mikrophon angebracht, sodass die Zuschauer das Tippgeräusch per Lautsprecher mitverfolgen und die Zeit stoppen konnten.

Eine Weltmeisterschaft im Maschinenschreiben war 1955 in Monte Carlo ausgetragen worden, wobei Hofmann zweiter wurde. Beim nächsten Wettbewerb in Hamburg war er Bester. Der Sieger gab wertvolle Tipps. So stellte er die goldene Regel auf: "Schreiben Sie nie schnell auf Kosten der Sauberkeit eines Briefes." Dem Bericht im EICHSTÄTTER KURIER über dieses Ereignis zufolge herrschte schier atemlose Stille, als Hofmann loslegte. Was besonders verblüffte: Der 30-jährige Schnellschreiber "mit Bratwurstfingern" hatte sich nicht ein einziges Mal verschrieben.

Hofmann plauderte dann auch einige Geheimnisse seiner Kunst – auch zum Nachahmen für "Tippmamsells" – aus. So riet er dringend dazu, immer systemgerecht zu schreiben. Wenn jemand mit zwei Fingern tippe, legen diese in sieben Stunden auf der Tastatur 19 Kilometer zurück, der Weg beim Zehn-Finger-Schreiben sei gerade zwei Kilometer lang. Weiter empfahl er, gleichmäßig und rhythmisch zu tippen und die richtige Haltung am Tisch einzunehmen.

Er fügte an: "Maschinenschreiben soll wie ein Hobby betrieben werden, das Freude macht." Wer sich missmutig an den "Klapperkasten" setze, bringe es nie zu Höchstleistungen. Neben dem Einhalten der Regeln hob Hofmann aber für einen großen Erfolg vor allem "das fleißige Üben" hervor. "300 bis 500 Anschläge in der Minute kann jede und jeder zusammenbringen", konstatierte er.

Natürlich haben heute Computer die Schreibmaschine total abgelöst, geblieben aber ist die Tastatur: Die Einteilung der Buchstaben, Zahlen und Zeichen ist kaum verändert.