Eichstätt
Packendes Dirigat zum Neustart

Das Eichstätter Kammerorchester unter neuer Leitung und mit dem Solisten Hugo Seebach

18.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:16 Uhr

Das Eichstätter Kammerorchester unter der neuen Leitung von Georg Hanauska (oben rechts) und mit dem Pianisten Huigo Seebach (oben links) begeisterte das Publikum im Alten Stadttheater - Fotos: hr

Eichstätt (EK) Im Rahmen der Eichstätter Kulturtage musizierte das Eichstätter Kammerorchester im nahezu voll besetzten Festsaal des Asthe. In den 60er Jahren von Sepp Rubenberger gegründet, knüpfte es an die alte Tradition der hiesigen Laienorchester an, es sei nur an das Kreuzertisch- oder Dom-Orchester erinnert.

Schüler spielten und spielen zusammen mit ihren Lehrern, Söhne und Töchter neben ihren Eltern, Musikerzieher neben musikbegeisterten Amateuren.

Von 1967 bis 2009 hatte Hans Drechsler es zu erstaunlicher Perfektion geführt, wobei das Musizieren nie zur Routine wurde, man war stets mit dem Herzen voll dabei und nahm die Mühen der Proben regelmäßig auf sich.

Jetzt hat man mit Georg Ha-nauska jun., der als Musikerzieher an einem Ingolstädter Gymnasium tätig ist und dessen Vater seit Beginn mitspielt, einen neuen Leiter. Wie das ausgewählte Programm beweist, ist er ein profunder Kenner „spielbarer“ Kompositionen, mit überzeugender Musikalität, sicherer Schlagtechnik und – das ist wohl das allerwichtigste – mit Begeisterungsfähigkeit. Ha-nauska sorgt für einen geschlossenen Klang, für Schwung und Disziplin im Klangkörper.

Die Programm-Auswahl gruppierte sich um zwei Schwerpunkte: Wiener Klassik (Mozart und Haydn) und „gemäßigte“ Moderne (die Engländer Sir Charles Parry und Benjamin Britten und den Ungarn Farkas).

Mozarts „Lambacher“-Sinfonie trägt den Namen des Benediktiner-Stifts in der Nähe von Wels an der Traun. Wenn die Mozarts von Salzburg aus nach Wien reisten, machten sie immer hier Station, nicht weniger als vier Besuche sind dort dokumentiert. Die von Ha-nauska interpretierte „Alte Lambacher“-Sinfonie ist wohl ein Gemeinschaftswerk von Vater und Sohn Mozart, ein wunderbar beschwingt-gelöstes Werk mit markanten Horn-Passagen, die makellos dargeboten wurden.

Haydns viel gespieltes Klavierkonzert D-Dur Hob. XVIII: 11 hätte man als Abschluss von Teil I platzieren sollen, dann hätte man sich den lästigen Abtransport des Flügels ersparen können. Hugo Seebach hatte die in den raschen Ecksätzen recht widerborstigen Themen wunderbar unter seinen Fingern, das Orchester assistierte diskret und solide. Die stürmisch erklatschte Dreingabe (Ravels „Barke im Ozean“) passte zwar wie die Faust aufs Auge, gab aber bestens Gelegenheit, Virtuosität des Pianisten unter Beweis zu stellen).

Die drei Ausflüge in die Anfangsjahre des 20. Jahrhunderts brachten manch Überraschendes: Wer wusste schon Bescheid über Ferenc Farkas (Jahrgang 1905) und Sir Charles Hubert Parry (1848–1918)? Benjamin Brittens „Simple Symphony“ hört man öfters. Parry war Kompositions-Professor in Oxford und prägte das Musikleben Englands um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Seine „Englische Suite“ verwendet alte Tanzformen, besonders gelöst und charmant spielte das Orchester den „Frolic“ überschriebenen Satz in der Manier eines alten „Square Dances“. Mit „frolicsome“ hat auch Britten den abschließenden Satz seiner Simple Symphony überschrieben, die anderen Abschnitte nannte er „Boisterous“ (widerborstig), „Playful Pizzicato und „Sentimental“, gerade der geriet hinreißend melodisch. Ferenc Farkas hat in Budapest Ligeti und Kurtag unterrichtet, er selbst bleibt stets tonal gebunden und nimmt alte Tanzformen wieder auf, aufregend besonders sein wilder „Heiduckentanz“.

Die Programm-Mischung „klassisch“ und „gemäßigt modern“ kam in der packenden Darstellung Hanauskas beim Publikum bestens an und wurde mit begeistertem Beifall belohnt. Hoffentlich müssen wir nicht wieder ein ganzes Jahr warten, bis wir das Kammerorchester unter Hanauskas Dirigat genießen können. Hawe