Eichstätt
Leere Worte und absurde Phrasen

"Wanderbühne" der KU zeigte auf Kellerbühne "Die kahle Sängerin" von Eugène Ionesco

22.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:55 Uhr
Mit der Vorstellung "Die kahle Sängerin" brachte die "Wanderbühne" der KU zum zweiten Mal ein Kammerspiel zur Aufführung - auf der Kellerbühne des ehemaligen Kapuzinerklosters. Die Räume gibt es so erst seit einem Jahr. −Foto: Weimann

Eichstätt (EK) Beim Ankommen des Publikums hatten sich die Schauspieler schon auf der Bühne positioniert. Vollkommen mit ihrer Rolle verschmolzen machten sie den Eindruck, die Welt jenseits der Bühne nicht wahrzunehmen - bei den Zuschauern stieg die Spannung.

Diese erwartete auf der Kellerbühne des ehemaligen Eichstätter Kapuzinerklosters das Theaterstück "Die kahle Sängerin" von Eugène Ionesco, inszeniert vom studentischen Theaterensemble der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt namens "Wanderbühne".

Schlichte Kostüme und wenige Requisiten prägten das Bühnenbild: Der Fokus bei Ionescos Stück liegt auf der Sprache, gleichzeitig aber auch nicht. Das Werk "Die kahle Sängerin" ist ein Beispiel für Absurdes Theater. Es macht die Belanglosigkeit der menschlichen Kommunikation sowie die Absurdität und Banalität der alltäglichen Gespräche auf durchaus kritische Weise zum zentralen Thema. Leere Worte waren zu hören, denen es kombiniert mit ausdrucksstarkem und authentischem Schauspiel aber trotzdem gelang, das Publikum zu amüsieren.

Gleich zu Beginn wurden die Zuschauer Zeugen mehrerer einzelner Dialoge der Ehepaare Smith und Martin, die sich um beliebige und unbedeutende Themen drehten und sich langsam zu einem einzigen Gespräch verdichteten. Die Charaktere redeten entweder vollkommen aneinander vorbei oder vervollständigten ihre sinnlosen Sätze gegenseitig.

Diese Art der Kommunikation wurde fester Bestandteil der weiteren Handlung und machte den Witz des Stückes aus. Die Charaktere schwiegen sich aufgrund mangelnder Gesprächsthemen teilweise an, Aussagen wurden mit bloßen Lauten wie "lala" ersetzt, der Prozess des Schuhebindens wurde zu einer Sensation hochgeschaukelt oder es arteten hitzige Diskussionen darüber aus, ob immer jemand vor der Tür stehe, wenn es klingelt. Gebannt verfolgte das Publikum das absurde Geschehen und wurde immer wieder neu überrascht: Mit dem zufälligen Erscheinen eines Feuerwehrmanns begann eine krampfhafte Suche nach einem Brand und ein Wettkampf der Anekdoten, die alles und doch nichts aussagten.

Höhepunkt der Vorstellung stellte die musikalische Untermalung einer Aneinanderreihung sinnfreier Phrasen dar. Auf dramatische Art nahm Nonsens durch die absurden Phrasen, die Musik und das Umherrennen der Schauspieler den gesamten Raum ein bis nur noch Laute und Geräusche den Saal erfüllten. Die Theatergruppe erntete großen Applaus, die Studenten hatten schauspielerisch und sprachlich glänzende Leistung bewiesen.

Jelena Kupresak ging mit positiven Gefühlen aus der Vorstellung: "Mir hat es richtig gefallen, denn der Text war komplex zum Auswendiglernen und es war bemerkenswert, dass die ganze Crew wie eine einzige Person sprechen konnte. Es gibt zu viele Lieblingsparts, ich habe viel gelacht." Anna Höper konnte nur zustimmen: "Zunächst konnte ich mir unter Absurdem Theater nichts vorstellen. Das Stück hat sich als ziemlich gesellschaftskritisch herausgestellt und der Fokus lag auf Kommunikationsstrukturen und gruppendynamischen Prozessen, was mir sehr gut gefallen hat."

Claudia Bürk-Auner, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Didaktik der Deutschen Sprache und Literatur, leitete das interdisziplinäre und für alle offene Seminar, in dem die Studenten das Theaterstück auswählten, konzipierten und einstudierten. Die Aktualität und Gesellschaftskritik des Werkes seien ausschlaggebende Kriterien bei der Wahl gewesen: "Die Beliebigkeit der Personen und Aussagen und die Belanglosigkeit der Gespräche sind höchst aktuell. Genau das spiegelt sich in dem Stück wider", so Bürk-Auner. "Die kahle Sängerin" wird noch einmal an diesem Samstag um 20 Uhr aufgeführt. Danach ist im Juni die Vorstellung von Arthur Millers "Hexenjagd" geplant.