Eichstätt
Konrad Regler ist tot

Der Architekt des Landkreises ist am Sonntagvormittag wenige Tage vor seinem 81. Geburtstag verstorben

29.01.2012 | Stand 03.12.2020, 1:53 Uhr

Konrad Regler, der frühere Landrat von Eichstätt und Baumeister des Landkreises, starb gestern Vormittag. Das Foto entstand vor wenigen Tagen. Regler war zwar von der Krankheit bereits gezeichnet, sein Tod jetzt kam allerdings überraschend - Foto: hr

Eichstätt (EK) Der „Vater des Landkreises“ ist tot. Der frühere Landrat von Eichstätt, Konrad Regler, ist am Sonntagvormittag nur wenige Tage vor seinem 81. Geburtstag verstorben. Regler stand von 1970 bis 1996 an der Spitze des Landkreises und hat das 1972 entstandene neue Gebilde entscheidend geprägt.

Regler erlag am Sonntagvormittag gegen 9.30 Uhr einer schweren Krankheit, die ihn bereits kurz vor seinem Ausscheiden aus dem Amt 1996 ereilt hatte. Nur wenige Tage vor seinem Tod erklärte er dem EICHSTÄTTER KURIER, der anlässlich des Jubiläums „40 Jahre Gebietsreform“ mit ihm sprach: „Herz kaputt, Lunge kaputt, und die Niere mag auch nicht mehr so richtig.“ Dennoch saß Regler noch nahezu täglich an seinem Schreibtisch, und er kümmerte sich zusammen mit seiner Frau Hilde liebevoll um die drei Enkelkinder Florian, Juli und Lena seines Sohnes Michael und dessen Frau Michaela. Zudem setzte das Paar gerade Umbaupläne im Haus um, um die Mobilität des auf den Rollator angewiesen Konrad Regler wieder zu erweitern.

Bis Ende November vergangenen Jahres war Regler noch tageweise in einer Ingolstädter Anwaltskanzlei tätig, bis ihn ein Klinikaufenthalt Ende vergangenen Jahres zwang, dem ein Ende zu machen. Am vergangenen Dienstag nun musste Regler erneut in die Klinik Eichstätt gebracht werden. Am Sonntag ist er gegen 9.30 Uhr verstorben.

Regler war immer ein politisch und strategisch denkender Mensch voller Tatendrang. Ihm verdankt der Landkreis Eichstätt seine heutige Form, seine finanzielle Stärke, seine Vorzeigerolle unter den Kreisen in Bayern. In Reglers Amtszeit wurden die Grundlagen gelegt für die Infrastruktur und – damit verbunden – für das Zusammenwachsen des Landkreises.

Immerhin galt es, in den Anfangsjahren einen neuen Landkreis aus fünf verschiedenen Regierungsbezirken und sechs Landkreisen zu bauen. Regler wurde dessen Baumeister, trotz der Kämpfe, die alles andere als einfach waren, wie er in seinem letzten Gespräch mit dem EICHSTÄTTER KURIER deutlich gemacht hatte und wie auch politische Weggefährten, aber auch Gegner von damals unumwunden zugeben. Sie alle zollen Regler Respekt vor dessen imposanter Leistung. Regler sei „ein Glücksfall“ für den Landkreis gewesen, sagt beispielsweise Hans Wittmann, Jahrzehnte lang SPD-Oppositionsführer, der Regler in drei Landratswahlkämpfen unterlag.

Als „zielorientiert“ beschreibt ihn sein Nachfolger im Amt, Altlandrat Xaver Bittl, „zukunftsorientiert“ nennt der jetzige Amtsinhaber, Anton Knapp, „klug“ sein Kontrahent Wittmann die Politik von Konrad Regler. Gemeinsam sprechen die politischen Weggefährten von einer gegenüber allen Bürgerinnen und Bürgern verantwortlichen Politik, die Regler praktiziert habe.

„Handle überlegt und bedenke die Folgen deines Handelns.“ Nach diesem Satz ist Regler stets verfahren. Den Bürgerinnen und Bürgern verpflichtet und das Zusammenwachsen des neu gebildeten Landkreises im Blick, ging er konsequent an die Arbeit, nachdem er 1972 zum Landrat des Kreises gewählt worden war. Regler gelang es, Abweichler wieder zurück ins Boot zu holen und den Landkreis Eichstätt als gemeinsame Zukunftsaufgabe allen politischen Kräften nach und nach als lohnende Aufgabe zu vermitteln.

Neben dem Aufbau einer Straßeninfrastruktur, die Regler immer nach dem Motto „möglichst wenig Eigenmittel und maximale Förderung durch den Freistaat“ vorantrieb, musste die Krankenhauslandschaft neu gestaltet werden. Hier, wie bei anderen Projekten, gelang es seinem taktischen politischen Instinkt, kommunale oder private Partner an seine Seite zu bringen. Beispielsweise beim nicht zu haltenden Krankenhaus Kipfenberg, als er die private Rhön-Klinikum AG gewinnen konnte, als Nachfolgeeinrichtung eine Fachklinik für Schädel- und Hirnverletzte mit angegliedertem Rehabilitationszentrum aufzubauen, oder bei den über den Kreis verteilten ambulanten Pflegeeinrichtungen. Die für die Bevölkerung notwendige wohnortnahe medizinische Versorgung durch die Kliniken Eichstätt und Kösching sowie das Seniorenzentrum Anlautertal sind Verpflichtung für die heute in Verantwortung stehenden Mandatsträger.

Dies gilt auch für die Bildungslandschaft im Landkreis: den Ausbau des weiterführenden Schulwesens mit dem Neubau des Schulzentrums Schottenau (Willibald-Gymnasium und Mittelschule) sowie die Neuordnung und Stärkung der Berufsschule. Mehr im Hintergrund aber äußerst tatkräftig und sein Netzwerk einsetzend wirkte Regler bei der Errichtung und dem Aufbau der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt sowie der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät mit. Hier wie in seinem Wirken für den Naturpark Altmühltal erkannte Regler, die Schwächen des Kreises genau analysierend, die Chancen einer intakten und für den Tourismus zu nutzenden Landschaft.

Dass Regler diese gewaltige Investitionen verschlingenden Maßnahmen durchgeführt hat, ohne die finanzielle Leistungsfähigkeit des Kreises oder der 30 Kommunen überzustrapazieren, ist zudem sein Verdienst, von dem Nachfolger und Bürger heute noch profitieren.

Das Requiem für Konrad Regler findet am Donnerstag, 2. Februar, um 14 Uhr in der Klosterkirche Rebdorf statt; anschließend ist Beisetzung am Friedhof in Rebdorf.