Eichstätt
"Keine Lösung von der Stange"

Förderverein Stadtmuseum Eichstätt erhält Rat vom "Museologen"

27.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:15 Uhr

Für den "ansprechenden und motivierenden Vortrag" bedankte sich Beate Hueber (links), die Vorsitzende des Förderverein Stadtmuseum Eichstätt, bei Guido Fackler, Professor für Museologie an der Universität Würzburg. - Foto: Asbach-Beringer

Eichstätt (tab) Aufbruchstimmung herrschte bei der jüngsten Mitgliederversammlung des Förderverein Stadtmuseum Eichstätt. Zum einen präsentierte Vereinsvorsitzende Beate Hueber den comicartigen Kurzfilm "ZEIT.REISE.EICHSTÄTT" über die Eichstätter Stadtgeschichte, der die Mitglieder begeisterte.

Zum anderen überraschte Oberbürgermeister Andreas Steppberger die Anwesenden, indem er auf zwei Stadtratsbeschlüsse verwies: Es existiere ein Grundsatzbeschluss, der besagt, dass der Stadtrat ein Stadtmuseum generell befürworte. Außerdem habe man bereits grünes Licht für eine mögliche Kooperation mit der Diözese gegeben.

Professor Guido Fackler von der Universität Würzburg, Inhaber des einzigen Lehrstuhls für Museologie in Bayern und Beirat in diversen Museumsgremien, erläuterte schließlich in seinem Gastvortrag zum Thema "Stadtmuseen zwischen Krise und Aufbruch" erfolgreiche Museumskonzepte.

Zahlreiche Vereinsmitglieder zeigten sich überzeugt davon, dass viele Elemente der dargestellten Museumskonzeptionen auch in Eichstätt greifen könnten. Laut Fackler entstünden immer mehr Museen zur Alltagskultur, in denen oft wenige ausgesuchte Objekte interessante Geschichten erzählen. "Nicht nur prachtvolle Requisiten, sondern auch einfache Dinge - wenn wirkungsvoll inszeniert - machen Stadtgeschichte lebendig", sagte der Museologe. In diesem Zusammenhang stellte er den Gegenwartsbezug und die Besucherorientierung mit in das Zentrum moderner Museumsarbeit: "Ich muss die heutige Zeit ins Museum bringen sowie Erlebnisse von Personen - konkrete Geschichten statt anonymer Geschichte." Beispielsweise ließe sich das Thema Migration, das gegenwärtig die Welt bewegt und auch kleinere Städte erreicht, mit Zeitzeugenberichten, Dokumenten, Bemühungen der Behörden und Reaktionen der Bürger vor Ort heute und damals darstellen, so Fackler weiter.

Wichtig sei ein Einbezug der Bürger, wie ihn Astrid Pellengahr, Leiterin der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, fordert. Ein Stadtmuseum gehöre zum Stadtentwicklungsprozess dazu und sollte diesen offen dokumentieren und widerspiegeln. Das schaffe "Stadtgefühl" und könne gleichzeitig das Image einer Stadt positiv prägen.

Doch bei aller zeitgemäßen Ausrichtung auf Gegenwart, Besucher und Stadtgesellschaft und nicht zuletzt auf Neue Medien und ganzheitliche Geschichtsvermittlung mahnte Fackler einen besonnenen Umgang mit diesen modernen Ansätzen an: "Man sollte immer über den Inhalt gehen und neue Methoden ganz gezielt und wohldosiert einsetzen." Dabei gebe es "keine Lösung von der Stange", diese müsse jede Stadt für sich selbst finden. "Ein derartiger Selbstfindungsprozess kann dann schon ein Stück positive Stadtentwicklung sein, von der Bürgerschaft und Politik profitieren", betonte Fackler.