Eichstätt
"Kein Vorbild": Der Fall Florian

13.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:57 Uhr

Eichstätt (max) Bundesweit bekanntestes Opfer einer dialektalen Fehleinschätzung wurde 1999 ein Zweitklässler aus der Grundschule Otterfing (Landkreis Miesbach), dem eine Lehrerin aus Norddeutschland ins Zeugnis geschrieben hatte, dass er Probleme habe, sich verständlich auszudrücken, „weil mit ihm im Elternhaus nur Bairisch geredet“ werde. In der Elternsprechstunde wurde der Mutter empfohlen, den Buben vom Vater fernzuhalten, da „dieser kein sprachliches Vorbild“ sei.

Eine landesweite Unterschriftenaktion des Fördervereins Bairische Sprache, die in kurzer Zeit über 150 000 Unterstützer fand, machte die Sache publik. 2001 befasste sich sogar der Bayerische Landtag mit ihr. Die damalige Kultusministerin Monika Hohlmeier verfügte die Streichung der diskriminierenden Zeugnisbemerkung aus Otterfing. Kultusminister Siegfried Schneider gab schließlich den Auftrag, auf Grundlage neuer sprachwissenschaftlicher Erkenntnisse eine Handreichung zu erarbeiten, die Lehrkräfte bei einem bewussten Umgang mit dem Thema unterstützen sollte.

Leitlinie des Deutschunterrichts blieb bis heute die Erziehung zur Hochsprache. Ab Mitte 2014 wird eine erweiterte und aktualisierte Neuauflage der Handreichung erscheinen, die in Teil IV unter anderem auf große Projekte aufmerksam macht, die sich in den letzten Jahren um die Förderung der Mundart in Bayern verdient gemacht haben.