Eichstätt
Bedeutung von Vertrauen im Lernprozess

Schulpädagogikprofessor Klaus Zierer sprach im Rahmen der K'Universale-Vortragsreihe

21.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:02 Uhr

Redner des Abends war Klaus Zierer. - Foto: Kusche

Eichstätt (ddk) Der Schulpädagogikprofessor Klaus Zierer von der Universität Augsburg sprach im Rahmen der K'Universale-Reihe "Vertrauen" zum Thema "Bildung und Vertrauen - bildungstheoretische Reflexionen und evidenzbasierte Handlungsräume". Was der etwas sperrige Titel kaum vermuten ließ: Der Referent überzeugte mit klarer Logik und brillanter Rhetorik.

Dabei bezog Zierer seine Zuhörer immer wieder in seine Überlegungen mit ein - und hielt verblüffende Analogien parat.

Wer etwa eine Breze gegessen hat, hat bereits intuitiv eine mehrfache Vertrauenshandlung geleistet, ohne die das Überleben des Individuums in der modernen Welt kaum mehr möglich ist: Vertrauen gegenüber dem Müller, dem Bäcker und nicht zuletzt der Bäckereifachverkäuferin. Dieses Beispiel lässt sich auf den komplexen Vorgang der Bildung übertragen, denn der höchste Erfolgsgarant für Bildung ist und bleibt das Vertrauen des Lernenden in den Lehrer.

Dabei ging Zierer zunächst in der Theorie davon aus, dass Bildung stets ein komplexer und dynamischer Prozess ist, bei dem allgemeine und individuelle Kategorien sowie Raum und Zeit eine Rolle spielen und sich gegenseitig beeinflussen. Bildung baut stets auf Vertrauen, wobei der Referent Vertrauen als Reduktion der sozialen Komplexität definierte. Vertrauen und Bildung seien untrennbar miteinander verbunden. Ein Mensch kann ohne das Urvertrauen nicht sozial handeln oder emotional überleben - von Bildung und Entwicklung ganz abgesehen. In späteren Lebensphasen ist gerade das Vertrauen ein zentrales Element der Lebensbewältigung.

Eines der Ergebnisse der Hattie-Studie von 2009 lautet: Nicht entscheidend für den Lernerfolg sind Strukturmerkmale des Unterrichts wie Klassenstärke, sogenannte "offene" Klassenzimmer oder leistungshomogene Klassen. Auch die von manchen Bildungspolitikern geforderten besonderen Methoden Team-Teaching, Freiarbeit oder problembasiertes Lernen zeigen nicht den gewünschten Effekt, solange der Lehrer sie nicht mit Leben füllt. Schließlich schaffen es überraschenderweise selbst die digitalen Medien wie Smartphone, Powerpoint oder die Nutzung eines eigenen Laptops nicht, die Lernenden stärker zu motivieren als herkömmliche Medien, wenn die digitalen diese nur ersetzen, statt sich neue Einsatzräume zu erobern.

"Pädagogik vor Technik", forderte Klaus Zierer, denn entscheidend für gelingende Bildung sei eben nicht die isolierte Fachkompetenz des Lehrers, die Klassenstärke oder die technische Ausstattung des Klassenzimmers, sondern die positive Beziehung, die der Lehrende zum Lernenden aufbaut. Zugleich müsse aber Lernen auch immer eine Herausforderung bleiben, kein bequemer oder automatisierter Vorgang. Erfolg stelle sich im Lernprozess immer dann ein, wenn der Lernende motiviert und gefordert sei und der Lehrende ihm zugleich ein hohes Maß an Vertrauen entgegenbringe.