Eichstätt
Vom G 9 bis zur Bezahlung

Vertreter des BLLV diskutierten mit den Landtagsabgeordneten

20.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:28 Uhr

Mitglieder des BLLV - im Bild Konrektor Christian Graf, Vorsitzender Florian Rieß und stellvertretende Vorsitzende Maria Lehmeier - besprachen mit den Abgeordneten Eva Gottstein (Mitte) und Tanja Schorer-Dremel (2. von rechts) Fragen der Bildungspolitik. - Foto: Stefan Rank

Eichstätt (EK) Um aktuelle Bildungsfragen ging es bei einem Treffen des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands im Landkreis Eichstätt. Florian Rieß, Vorsitzender des BLLV Eichstätt, konnte die Landtagsabgeordneten und ehemaligen Rektorinnen Tanja Schorer-Dremel (CSU) und Eva Gottstein (FW) sowie zahlreiche Lehrer aus verschiedenen Schularten begrüßen.

Die zu besprechenden Themen waren breit gestreut.

Aus aktuellem Anlass sollte sich die Abgeordnete der CSU natürlich zur Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums äußern. Schorer-Dremel wollte die Frage G8 oder G9 aber nicht isoliert betrachten. "Mir geht es vielmehr um eine schulartübergreifende Bildungsreform, damit auch andere Schularten etwas davon haben. Die hier gebotene Sorgfalt braucht eben Zeit." Bei der Bitte um eine bessere Ausstattung von Ganztagsschulen mit Lehrerstunden zeigten beide Abgeordnete durchaus Verständnis. Schorer-Dremel wies aber darauf hin, dass die dafür nötigen Lehrer überhaupt nicht zur Verfügung stünden und dass eine ausgeweitete Betreuung durch Lehrer von den Trägern der Ganztagsbetreuung nicht erwünscht sei. "Mehr Lehrer wären schon sinnvoll, mit den knapp bemessenen Lehrerstunden will die Regierung hier doch vor allem die Träger bedienen, für die die Ganztagsschulen ein lohnendes Geschäftsfeld sind", hielt Gottstein dagegen. Sie könne sich ohnehin gut eine flächendeckende Ganztagsschule vorstellen und bedauerte, dass dies auch in ihrer eigenen Fraktion wohl keine Mehrheit finden würde.

Viel Raum nahm in der sehr kontrovers geführten Diskussion der Lehrermangel an Grund- und Mittelschulen ein. Florian Rieß wies darauf hin, dass man für die Unterrichtsversorgung im kommenden Schuljahr wirklich jeden verfügbaren Lehrer bräuchte. "In so einer Phase müsste man die periodische Evaluation der Schulen doch aussetzen, um Kapazitäten zu schaffen", gab Rieß zu bedenken. Dem konnte sich Tanja Schorer-Dremel voll anschließen, "da die Evaluation an Schulen diese auch nicht vergleichbarer macht und deshalb wenig zur Qualitätssicherung beiträgt". Außerdem stünde mit der kollegialen Hospitation ein viel besseres Instrument zur Qualitätsverbesserung an Schulen zur Verfügung. Eva Gottstein meinte, dass die Konkurrenz untereinander für die Schulen viel motivierender sei als eine externe Überprüfung, die nur alle paar Jahre einmal stattfindet. Auch mit dem Vorschlag, die "Lotsen im Übertritt" abzuschaffen, also Grundschullehrer, die an Realschulen und Gymnasien unterrichten, in die eigene Schulart zurückzuholen, konnten sich Schorer-Dremel und Gottstein anfreunden. Allerdings müssten die Schnittstellen zwischen den Schularten zum kollegialen Austausch und zur Kooperation nicht nur erhalten bleiben, sondern sogar verstärkt werden. Die Vorkurse an Kindergärten hätten sich dagegen als wertvolles pädagogisches Instrument erwiesen und stünden deshalb nicht zur Debatte, so Schorer-Dremel.

Beide Landtagsabgeordneten waren sich zum Abschluss des Gesprächs in einem weiteren Punkt einig: Besonders die Berufe des Grund- und des Mittelschullehrers müssten deutlich attraktiver werden, um hier wieder genug qualifizierten Nachwuchs zu finden. Neben einer besseren Bewerberauswahl müsste man sich auch dazu durchringen, die Lehrer der unterschiedlichen Lehrämter gleich gut zu bezahlen. "Die Unterschiede im Studium rechtfertigen die gewaltigen Unterschiede in der Entlohnung nicht", so Gottstein. Warum für ein Kind an Grund- und Realschulen auf das Jahr gerechnet wesentlich weniger Geld zur Verfügung steht als für ein Kind am Gymnasium? Das kann sich Eva Gottstein auch nicht erklären. "Am wertvollsten sind doch die Kinder, da darf das Geld keine Rolle spielen", so die Abgeordnete der Freien Wähler.