Eichstätt
Facettenreich, spannend und stimmig

Erste Gemeinschaftsausstellung von Angelika Süss, Kerstin Herrmann und Bettina Paucksch

19.12.2013 | Stand 02.12.2020, 23:17 Uhr

Noch bis Sonntag stellen Angelika Süss, Kerstin Herrmann und Bettina Paucksch (von links) gemeinsam in der ehemaligen Johanniskirche aus. - Foto: chl

Eichstätt (EK) Spannend, farbig, facettenreich und doch insgesamt stimmig: So präsentieren sich Angelika Süss, Kerstin Herrmann und Bettina Paucksch bei ihrer ersten gemeinsamen Ausstellung noch bis Sonntag in der ehemaligen Johanniskirche. Die drei sind Frauen, sie sind Künstlerinnen, sie sind Kunsterzieherinnen an der Maria-Ward-Realschule und sie haben voller Elan die Freuden und Sorgen bei der Organisation einer solchen Schau geteilt – damit erschöpfen sich aber auch schon die Gemeinsamkeiten.

Die drei Frauen arbeiten völlig unterschiedlich: Am Eingang begrüßen Kerstin Herrmanns bunte Tanzbilder und lebensfrohe Straßenszenen das Publikum – einen Teil davon haben die Eichstätter bei ihrer Einzelausstellung erst vor knapp zwei Monaten gerne gesehen. Seitdem hat Herrmann fleißig weitergearbeitet und einige „Nachtschichten“ für diese aktuelle Schau eingelegt. Und, siehe da: Die Menschen rücken in ihren südländischen Straßenszenen noch etwas stärker in den Mittelpunkt als vor zwei Monaten. Diesmal sind es Straßenmusikanten im wohl maghrebinischen Raum, die dem Betrachter ein Lebensfreude versprudelndes mediterranes Flair vermitteln.

Auf der linken Seite des Ausstellungsraums stellt sich erstmals in Eichstätt Bettina Paucksch mit urtümlichen Momenten der Natur, der Landschaft ihrer oberschwäbischen Heimat, dem Allgäu und dem Bodensee, vor. „Natur ist das, wovon ich lebe“, erklärt die Künstlerin, und zwar Natur als Raum für Ruhe und als Raum, aus dem neue Lebensenergie zu schöpfen ist. Dass sie ihre ersten Landschaftsmalereien in Aquarell versucht hat, ist in den Acrylarbeiten noch spürbar: Das Licht scheint immer durch die Farbschichten hindurchzuschimmern.

In den älteren Arbeiten, die vor einigen Jahren entstanden, sind die Landschaften noch mit feinen Verläufen und Übergängen gegliedert, in den neuen Arbeiten knallt die Farbe mit kräftigen Strichen auf der Leinwand, und während es zuvor Blicke in ein ganzes Tal waren, wird jetzt herangezoomt an einzelne Details in der Natur. Und mit ihrer aktuellsten Arbeit, „Strandbad“, präsentiert sich Paucksch sogar als augenzwinkernde Karikaturistin entspannter Erholungsuchender.

Als spannender Kontrast hat Angelika Süss vielschichtige Arbeiten dazwischengestellt und -gehängt, die überwiegend in den vergangenen sechs Monaten entstanden sind: Ihre beiden Hauptthemen sind die Steinbrüche und die Frauen, und bei beiden darf es spröde, brüchig und kantig, aber auch zwischendurch wieder überraschend weich und geschmeidig zugehen. Meisterlich verbindet sie diese scheinbaren Widersprüche in ihren schamottierten Tonfiguren – ein Material, das rau und beinahe metallisch wirkt, das Süss aber zur Darstellung feinsinniger Emotion und sogar einem leichten Lächeln und verstecktem Witz nutzt. Ihre Malereien zeigen in kraftvollen Pinselstrichen die Vielschichtigkeit unserer heimischen Steinbrüche – mal die Verletztheit der Natur, die Wunden, die ihr zugefügt wurden, dann wieder die Heilung, das Zurückerobern durch die Natur – ein versöhnlicher Gedanke.

Besonders spannend ist die Schau auch für die drei Kunsterzieherinnen selbst, denn sie setzen sich hier erstmals öffentlich auch dem Urteil ihrer Schülerinnen und Schüler aus. Fürchten brauchen sie sich freilich nicht – im Gegenteil. Und dem Publikum wird mit dieser Gemeinschaftsausstellung vielleicht auch bewusst, warum die künstlerische Qualität an der Maria-Ward-Schule so enorm hoch ist: Bei diesen kreativen Pädagoginnen ist das wirklich kein Wunder.

Und dank der sehr klugen Hängung mit den diesmal schräg gestellten Zwischenwänden bleibt bei aller Verschiedenheit der drei Künstlerinnen ein wunderbarer Gesamteindruck der Ausstellung, die so bei jedem Schritt immer neue Blickwinkel eröffnet und wirklich sehr gut gefällt, ohne gefällig zu sein.

Die Schau ist noch bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr in der ehemaligen Johanniskirche am Domplatz zu sehen.