Eichstätt
Ein großer Förderer der Universität

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist seit genau 30 Jahren Ehrendoktor der KU Verleihung war in Eichstätt

24.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr

Bischofsekretär Alfons Hutter, heute Militärdekan in Fürstenfeldbruck, geleitete Kardinal Joseph Ratzinger am 26. November 1987 in die Aula der Universität Eichstätt. ‹ŒArch - foto: Ettle

Eichstätt (je) "Frauen in der Kirche, Kernkraft, Glaube und Alltag": Das waren Themen, über die Kardinal Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., im dicht mit Studenten besetzten Hörsaal diskutierte. Die jungen Leute der Katholischen Universität saßen sogar um das Rednerpult auf dem Boden.

Das war anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde an den hohen geistlichen Würdenträger am 26. November 1987.

Das war ein Tag, der im Geschichtsbuch der Hochschule dick unterstrichen wurde, zumal auch noch die neue Zentralbibliothek in der Altmühl-Au eingeweiht wurde. Nicht nur das katholische Deutschland blickte an diesem Tag nach Eichstätt. Uni-Präsident Professor Nikolaus Lobkowicz freute sich über den Besuch von Karl Lehmann aus Mainz als Vorsitzendem der Deutschen Bischofskonferenz, des Münchner Wissenschaftsministers Wolfgang Wild, zahlreicher Bischöfe und Rektoren befreundeter Universitäten und natürlich der politischen Prominenz aus der Region.

Die Ehrendoktorwürde wurde im Rahmen des "Dies Academicus" nach einem festlichen Gottesdienst in der Schutzengelkirche verliehen. Damit wurde die internationale Bedeutung gewürdigt, die Kardinal Joseph Ratzinger als Lehrer und Forscher erlangt hat. Der 2005 zum Papst gewählte Ratzinger war Vorsitzender der Bayerischen Bischofskonferenz, als die Weichen zur Gründung der Katholischen Universität Ende der 1970er-Jahre gestellt wurden.

"In Eichstätt wird keine bayerische Extrawurst gebraten", hob in der Aula Präsident Lobkowicz heraus. Hier bestehe die einzige Katholische Universität im deutschen Sprachraum. Der Eichstätter Oberhirte und Großkanzler der Universität, Dr. Karl Braun, brachte in Erinnerung, "dass die Hochschule bisher nicht übermäßig mit außerbayerischer Gunst bedacht worden ist". Er hoffe auf wohlwollendes Interesse und tatkräftige Unterstützung durch die Repräsentanten der Weltkirche und der Deutschen Bischofskonferenz.

Die ansprechend gestaltete Urkunde überreichte der Dekan der Theologischen Fakultät Professor Antonellus Elsässer ( €  2014). Er wollte den "honoris causa" als Dank für Wohlwollen und Förderung der Universität verstanden wissen und fügte hinzu, Kardinal Joseph Ratzinger habe gerne Einladungen zu Gastvorlesungen und akademischen Feiern angenommen. Die Eichstätter Alcimonen überreichten ihr Ehrenband.

Der Geehrte selbst sprach zum Thema "Die Kirche als Anwalt der Menschen". Er nannte die Probleme der Zeit wie Drogen, Aids und Terrorismus, erwähnte aber auch das Mühen um Freiheit für die Unterdrückten, Solidarität mit den Armen und Förderung des Friedens. Der Kardinal fasste zusammen: "Der Christ sollte seines Glaubens froh sein."

Auch in der Fragestunde der Studierenden warb der Kardinal um Frohsinn, Mut und Vertrauen und forderte dazu auf, "nicht mit einem Begräbnisgesicht herumzulaufen". Beim Thema "Rolle der Frau in der Kirche" mahnte er zu Geduld.

Das zweite festliche Ereignis vor 30 Jahren war die Einweihung der Bibliothek im Beisein der Ehrengäste durch Bischof Karl Braun (siehe Seite 26). Wissenschaftsminister Wild bezeichnete die Einrichtung als "geistiges Herzstück der Universität". Erfreut wurde es in Eichstätt beim Festakt damals gehört, dass eine Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät "ins Visier genommen ist". Die kam dann auch - allerdings erst im Jahre 1989. Im Wintersemester wurde der Betrieb in Ingolstadt aufgenommen.