Eichstätt
"Eichstätter Markus-Evangelium"

In der ehemaligen Johanniskirche wird ein spektakuläres Projekt gezeigt: 103 Künstler aus der ganzen Diözese wirken mit

09.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:20 Uhr

Das Markus-Evangelium haben Künstler aus dem Gebiet der ganzen Diözese Eichstätt bebildert. Oben ist ein Werk "Ohne Titel" von Rupert Fieger zu sehen. Das Gemälde unten links stammt von Alessandro Serafini und hat den Titel "Ich will, werde rein". Das Foto unten rechts zeigt die Überreichung des druckfrischen Buchs an Bischof Gregor Maria Hanke durch die Herausgeber Ludwig Brandl (rechts) und Georg Banzer (2. von links) sowie durch Verlagsleiter Pater Cyrill Schäfer (links). - Fotos: Walter Buckl

Eichstätt (wbu) Kaum zu glauben, wie viele Besucher die ehemalige Johanniskirche zu fassen vermag: Deutlich mehr als 200 dürften es gewesen sein, als am Freitagabend dort die Ausstellung "Das Markusevangelium im Spiegel moderner Kunst" eröffnet wurde.

Viele der Gäste waren Künstler aus dem Gebiet der Diözese, die in dieser Ausstellung ebenso präsentiert werden wie in dem höchst repräsentativen Prachtband, der den Evangeliumstext sowie die 103 Exponate in hochwertigem Druck wiedergibt.

Bei dieser Ausstellung der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum Eichstätt sowie der Abteilung Kunst und Kultur im Diözesanbauamt handelt es sich um ein bemerkenswertes ökumenisches Kunstprojekt, mit dem sich das Bistum Eichstätt am Reformationsgedenken beteiligt. Denn die 103 mitwirkenden Künstlerinnen und Künstler gehören verschiedenen Konfessionen an. Sie alle haben je eine Passage aus dem fortlaufenden Text des ältesten Evangeliums in unterschiedlichen Techniken gestaltet und so dem Text "neues, aktuelles Leben eingehaucht", wie Kuratorin Claudia Grund in der Begrüßung formulierte. Darin ging sie auf die Genese der Ausstellung ein, die ursprünglich bereits zum "Aschermittwoch der Künstler" geplant war, doch verzögerte sich das Erscheinen des dazugehörigen Bandes.

Die Unterbringung der Bilder (101 der insgesamt 103 Werke sind zu sehen) habe die Veranstalter herausgefordert: "Die Hängung wurde zu einem Kraftakt.. Man habe sich nach "vielem Ausprobieren und Umdrapieren" zu Gruppierungen nach Farbstimmungen, Bildsprache und Erzählstil entschlossen. Bischof Gregor Maria Hanke wies in seinem Grußwort darauf hin, dass der entstandene Dokumentations-Band in der Tradition der mittelalterlichen "Biblia pauperum", der "Armenbibel", gesehen werden kann, auf die Vermittlung biblischen Wissens durch Bilder setzte. Ebenso stellte er Bezüge zum "Ingolstädter Psalter" her, der 1438 für die liturgische Ausstattung des Münsters in Auftrag gegeben worden war. Dass nun Künstler aus dem Raum der Diözese Eichstätt den Text in der Übersetzung des Eichstätter Exegeten Josef Kürzinger illustrieren, erlaube es, dass man wohl vom "Eichstätter Markus-Evangelium" sprechen könne. Er hoffe, dass die Ausstellung wie das Buch "eine gewisse katechetische Wirkung" entfalte.

Auf die Genese des zunächst in viel kleinerem Maß geplanten Projekts ging Ludwig Brandl in seiner Rede ein, der zusammen mit dem Religionslehrer George Banzer als Herausgeber des Buches fungiert. Zunächst habe man an das Johannes-Evangelium, an ein Buch mit 64 Seiten und ein Dutzend Künstlerinnen und Künstler gedacht, nun sind 232 großformatige Seiten daraus geworden - was nur durch die großzügige Förderung der Diözese möglich war. Im Oktober 2015 wurden die zu illustrierenden Bibelstellen an die teilnehmenden Künstler verlost - wobei man bewusst auf ökumenische Zusammenarbeit geachtet habe.

Zu den Zielen des Projekts gehört nach Brandl die Förderung moderner Kunst zu religiösen Themen, aber wichtig sei auch "der stille Dialog zwischen Gott und Künstler", denn die Bilder seien das Ergebnis eines Reifeprozesses des "Nachsinnens und Nachfühlens" über den Text des Evangeliums. Die so entstandenen Interpretationen wiederum könnten Inspiration für die Leser und Betrachter bieten, welche durch "die Verbindung von Wort und Bild zum Nachdenken angeregt werden". Zusammen mit Banzer und Verlagsleiter Pater Cyrill Schäfer OSB überreichte er das erste Exemplar des Buches an den Bischof.

Pater Cyrill vom EOS-Verlag sah in dem entstandenen Band "ein mutiges Projekt, das ziemlich einmalig ist"; die gelungene graphische Gestaltung schlage "Brücken zwischen klassischer Buchkunst und modernem Formgefühl". Die Diözese Eichstätt stehe durch ihre Förderung des ungewöhnlichen Projekts "in der Tradition barocken Mäzenatentums". Im Anschluss an die Ansprachen war bei einem Empfang Gelegenheit zu Gesprächen wie zum Betrachten der Kunstwerke.

Die Ausstellung ist geöffnet täglich (außer Karfreitag) bis Mittwoch, 19. April, von 11 bis 16 Uhr. Der Band "Das Evangelium nach Markus. Wort und Bild im Dialog - Ein Eichstätter Kunstprojekt", EOS-Verlag Sankt Ottilien 2017, hat 232 Seiten und kostet 49,95 Euro.