Eichstätt
Millionenüberschuss beim Bistum

Kirchensteuereinnahmen steigen seit 2012 kontinuierlich an – Kastl: „Konsequente Haushaltsplanung“

19.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:03 Uhr

Eichstätt (EK/pde) Die brummende Konjunktur in Deutschland beschert auch dem Bistum Eichstätt ein Millionenplus: Die Kirchensteuereinnahmen liegen 2018 bei rund 118 Millionen Euro – das sind 4,2 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Seit 2012 ist dieser Posten damit um 44 Prozent gestiegen.¶

Durch die Mehreinnahmen aus der Kirchensteuer sowie andere positive Einflüsse erwartet das Bistum für das Haushaltsjahr 2018 einen Überschuss von insgesamt 8,8 Millionen Euro. Die kleine bayerische Diözese mit ihren rund 400 000 Katholiken steht damit gut da. Ein vergleichender Blick in den Norden Deutschlands spricht nämlich eine ganz andere Sprache: Die Erzdiözese Hamburg, die zwar flächenmäßig deutlich größer ist, aber in etwa genauso viele Gläubige hat, wie Eichstätt, steht vor gravierenden Sparzwängen und einem riesigen Schuldenberg, nämlich aktuell 79 Millionen Euro.

Dass Eichstätt so gut dasteht, ist nach Mitteilung des Ordinariats der guten Konjunkturlage im Land geschuldet. Immerhin florieren die Kirchensteuereinnahmen nicht erst seit diesem Jahr. Seit 2012 gehen die Einnahmen kontinuierlich nach oben – trotz sinkender Zahl an Mitgliedern. Lagen die Kirchensteuereinnahmen 2012 bei 81,6 Millionen Euro, so kalkuliert die Diözese für das kommende Jahr mit insgesamt 118,3 Millionen Euro. Das sind 4,2 Millionen Euro mehr als 2017. Zum Vergleich: 2012 lebten im Bistum Eichstätt nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz 413 155 Gläubige, 2016 waren es der Statistik zufolge nur noch 401 482. Ordinariatsrat Rainer Kastl (kleines Foto, Archiv: Taiber-Groh/pde) erklärte dazu: „Es ist auch das Ergebnis einer konsequenten, strategischen Haushaltsplanung.“ Nur so sei das Bistum für konjunkturschwächere Jahre finanziell gerüstet. Kastl nimmt aktuell die Aufgaben des Finanzdirektors kommissarisch in enger Absprache mit Generalvikar Isidor Vollnhals im Bistum Eichstätt wahr, nachdem dieses Amt seit 1. Januar unbesetzt ist (siehe eigener Bericht).

Das Volumen des gesamten Haushalts beträgt 2018 nach Angaben der Diözese insgesamt 171,6 Millionen Euro. Damit ist er zwar höher als 2017 (163,2 Millionen Euro). Dennoch wird an einigen Ecken deutlich gespart, an anderen muss die Kirche tiefer in die Tasche greifen. So werden mit 84,5 Millionen Euro fast 50 Prozent ausschließlich für Kosten des Personals im kirchlichen Dienst veranschlagt: 349 Priester, 262 pastorale Mitarbeiter, 428 Lehrer an den sechs diözesanen Schulen und 588 Angestellte im Bischöflichen Ordinariat – in Summe 1627 Menschen, die bei der Diözese in Lohn und Brot stehen. Im Haushalt 2017 waren die Personalausgaben noch auf 81,5 Millionen Euro taxiert.

Die Seelsorge und die sozialen Dienste sind nach Angaben des Ordinariats weitere wichtige Aufgabenbereiche, für die Beträge im Haushalt eingestellt werden. Für die Seelsorge und für sogenannte diakonale Dienste wendet das Bistum 9,9 Millionen Euro auf und finanziert damit die Jugendseelsorge, die Familien- sowie Krisen- und Interventionspastoral ebenso wie die Erwachsenenbildung und kirchliche Verbände. Für die Dienste der Caritas sind ebenfalls 9,9 Millionen Euro eingeplant – knapp zwei Millionen Euro weniger als 2017. Die Kirchenstiftungen bekommen rund 8,4 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, unter anderem für den Gottesdienstbedarf und ihre Betriebskosten. Diese Pfarreienfinanzierung wird damit im Vergleich zum Vorjahr um 3,4 Millionen Euro erhöht.

Investitionen plant das Bistum Eichstätt in Höhe von 12,1 Millionen Euro, die sich unter anderem auf Baumaßnahmen, Gebäude und allgemeine Geschäftsausstattung verteilen. Neben der Kirchensteuer als größtem Einnahmeposten generiert das Bistum auch Gelder durch Leistungen verschiedener diözesaner Einrichtungen. Diese sind mit 23,7 Millionen Euro veranschlagt. Dazu zählen zum Beispiel das in Eichstätt ansässige Rechenzentrum, das die komplette EDV-Struktur für die nordbayerischen Diözesen Bamberg, Eichstätt und Würzburg verwaltet, sowie die Tagungshäuser (Jugendhaus Schloss Pfünz, Jugendhaus Habsberg und Bistumshaus Schloss Hirschberg).

Zuschüsse Dritter erhält das Bistum in Höhe von 25,6 Millionen Euro, wovon 19,5 Millionen Euro unter anderem von staatlicher Seite für die kirchlichen Schulen kommen: die Mädchenrealschule Marienburg Abenberg, die Maria-Ward-Realschule, die Knabenrealschule Rebdorf, die Gnadenthal-Mädchenrealschule Ingolstadt, das Gnadenthal-Gymnasium Ingolstadt sowie die Maria-Ward-Fachakademie für Sozialpädagogik in Eichstätt. Eine Entnahme aus den Rücklagen ist nicht vorgesehen. Man habe den Haushalt trotz der wirtschaftlich guten Lage „vorsichtig“ geplant, sagte eine Bistumssprecherin auf Anfrage. Im Zuge der sogenannten Transparenzoffensive der deutschen Bistümer wird derzeit ein Jahresabschluss für die Diözese nach Handelsgesetzbuch (HGB) für das Jahr 2017 vorbereitet. Die Haushaltsplanung für das Jahr 2018 wurde bereits an die Grundsätze des HGB angepasst. Die Abschlussbilanz für 2017 wird Ende des zweiten Quartals 2018 der Öffentlichkeit vorgestellt. „Momentan laufen die Arbeiten auf Hochtouren und es kann davon ausgegangen werden, dass es keine Verzögerungen gibt“, erklärte eine Bistumssprecherin.