Eichstätt
"Serviceleistung für die Bürger"

Einführung der Biotonne für den Landkreis ab 2018 1,8 Millionen Euro Kosten pro Jahr: Keine Gebührenerhöhung

11.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:12 Uhr

Eichstätt (smo) Küchen- und Gartenabfälle kommen künftig nicht mehr in die Restmülltonne, wo sie sowieso nicht hingehören: Ab Januar 2018 bekommt jeder Haushalt im Landkreis eine Biotonne. Das hat der Kreistag, wie bereits kurz gemeldet, einstimmig beschlossen.

Das bisherige Bringsystem für Grüngut-Abfälle bleibt bestehen. Der Landkreis kalkuliert für die Biomüllentsorgung rund 1,8 Millionen Euro jährlich ein. Weil in der Abfallwirtschaft aber seit Jahren gute Überschüsse erzielt werden, muss der Bürger aktuell nicht tiefer in die Tasche greifen: Die Kosten sind in der Restmüllgebühr eingerechnet. Das werde auch auf absehbare Zeit so bleiben, erklärte Kreiskämmerer Thomas Netter.

Um die Einführung einer getrennten Entsorgung von Grünschnitt und Küchenabfällen kommt der Landkreis nicht herum. Das machte Markus Hertel vom bifa-Umweltinstitut in Augsburg deutlich. "Sie müssen ein Angebot schaffen." Die Abgabemöglichkeit für den Grünschnitt in den gemeindlichen Wertstoffhöfen sei ein erster Schritt gewesen, die gesetzlichen Pflichten zu erfüllen. Die sind seit 2012 neu geregelt, wie Hertel und Kathrin Husterer von der Abfallwirtschaft den Kreisräten erklärten: "Alle Bestandteile des Bioabfalls unterliegen einer Getrennterfassungspflicht." Vereinfacht ausgedrückt heißt das, Küchenabfälle und Grüngut aus dem Garten dürfen nicht gemeinsam verwertet werden. Dass der Landkreis dieser Aufgabe nachkommt, hat die Regierung von Oberbayern mehrmals eingefordert. Nun ist es also so weit.

Auf die - recht ausführliche - Vorstellung des Gutachtens durch Hertel und Johann Baumann vom Ingenieurbüro AU Consult folgte eine vergleichsweise kurze Diskussion. Von den fünf durchgerechneten Szenarien für eine mögliche Entsorgung von Bioabfällen kamen laut Hertel nur zwei für den Landkreis in Frage: nämlich eine 14-tägige Abfuhr einer Biotonne direkt von der Haustüre weg oder die Einführung von 1700 Abgabestellen an verschiedenen Standorten im Landkreis. Der Kostenunterschied ist enorm. So kostet die Abfuhr der Bioabfälle rund 1,8 Millionen Euro, die Abgabemöglichkeit weniger als die Hälfte (720 000 Euro). Allerdings, so Hertel, sei davon auszugehen, dass sich an dieser Option nur etwa 40 Prozent aller Haushalte beteiligen. Zudem sei das Abholen eine "zusätzliche Serviceleistung für die Bürger".

Bei der Einführung einer Biotonne sei mit einer Beteiligung von rund 90 Prozent zu rechnen - wobei grundsätzlich eine Abnahmepflicht der Biotonne besteht. Wer auf seinem Grundstück sämtliche Abfälle aus Garten und Küche dem Komposthaufen zuführt, kann sich allerdings auf Antrag befreien lassen. "Das Eigenkompostieren wollen wir nicht kaputtmachen", betonte Landrat Anton Knapp. Bis zu sechs Personen im Haushalt teilen sich eine Sechs-Liter-Tonne, darüber hinaus gibt es dann 120 Liter. "Wir empfehlen diese kleinen Größen, um nicht den Grünschnitt drin zu haben", sagte Hertel. Man müsse bei der Einführung den Bürgern entsprechend vermitteln, was in die Biotonne kommt und was nicht, sagte Hertel. Am besten seien Piktogramme direkt auf der Tonne. Ob man im Winter nicht dreiwöchig abfahren könne, um Kosten zu sparen, wollte Willi Reinbold (ÖDP) wissen. Hier gebe es nur "geringes Einsparpotenzial", prophezeite Johann Baumann, müssten die Unternehmen doch trotzdem Fahrzeuge und Personal vorhalten. Verwertet werden soll der Bioabfall durch eine geschlossene Kompostierung oder eine Vergärung - welcher Weg im Landkreis gegangen wird, muss eine entsprechende europaweite Ausschreibung zeigen.