Eichstätt
Der VfB macht sich und sein Stadion fit

Großes Engagement und kleines Budget: Vorbereitungen zur ersten Regionalligasaison "am Anschlag"

13.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:57 Uhr

Zum Trainingsauftakt packten die Spieler mit an und stellten die Stehplatztribünen auf. - Foto: Hausner

Eichstätt (EK) Die Zeit rennt, nur noch vier Wochen: Am 14./15. Juli startet die Regionalliga-Saison - die erste für Aufsteiger VfB Eichstätt in der vierthöchsten deutschen Fußballspielklasse. Bis dahin gibt es noch jede Menge zu organisieren, zu klären und zu tun.

Sportlich hat die Mannschaft das Training am Freitag wieder aufgenommen. In der Vorbereitung stehen unter anderem zwei Spiele gegen zwei Zweitligisten an: am 1. Juli ein Gastspiel beim FC Ingolstadt im dortigen Audi-Sportpark und vorher am 27. Juni ein Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg. Bis dahin müsste der "Umbau" des VfB-Hauptspielfeldes, das nun den Namen Liqui-Moly-Stadion trägt, fertig sein. Am 1. Juli müssen die Auflagen des Bayerischen Fußballverbandes (BFV) für die Spielklasse erfüllt werden. Die zunächst dafür geschätzten 25 000 Euro reichen wohl nicht, jetzt wird mit 35 000 Euro kalkuliert.

Um alles rechtzeitig zu schaffen, muss jeder mit anpacken. Deshalb schleiften die Spieler vor Trainingsbeginn ohne zu Murren eigenhändig die neuen Stehplatztribünen, die Sepp Forster gebaut hatte, an Ort und Stelle. 430 neue Stehplätze werden so geboten, plus 180 im Gästeblock, der auch noch eingezäunt und mit einer separaten Infrastruktur versehen werden muss - für die drei bis vier "Risikospiele", die stets der BFV benennt.

Die "Löwen"-Fans sind damit noch gar nicht gemeint - das wird eine völlig andere Dimension. Denn der Zwangsabstieg von 1860 München von der zweiten in die vierte Liga stellt die kleineren Regionalligisten wie eben den VfB Eichstätt vor enorme Herausforderungen. Das bestätigten Fritz Schäffler und Fred Pfaller gestern bei einem Rundgang auf dem Platz. Das Liqui-Moly-Stadion wird dem Publikum nach dem Umbau insgesamt 2090 Plätzebieten - was aber tun, wenn allein schon die "Löwen" von Trainer Daniel Bierofka mit mehreren Tausend Fans anreisen? Beim VfB wird deshalb überlegt, für Heimspiele gegen die Münchner nach Ingolstadt auszuweichen - was aber mit zusätzlichen Kosten verbunden wäre. Die Miete vom Audi-Sportpark wäre wohl unerschwinglich, aber das ESV-Stadion? Erste Sondierungsgespräche dafür soll es in diesen Tagen geben.

Die Eichstätter vertrauen aber auch darauf, dass der Fußballverband ihnen mehr Zeit verschafft und die Auswärtsspiele der Sechziger zunächst in etwas größeren Stadien ansetzt, etwa in Memmingen, Illertissen, Burghausen oder auch bei Bayern München II, um Erfahrungswerte zu sammeln, wie viele "Löwen"-Fans ihr Team auch in der Regionalliga begleiten. "Sind es 4000? Sind es 10 000? Wir wissen es noch nicht", sagt Pfaller. Deshalb wären die Eichstätter sehr froh, wenn die Spielplangestaltung so gelingen könnte, dass sie ihr Heimspiel gegen die Sechziger erst in der Rückrunde bekommen. Und die Einnahmen aus den Eintrittskartenverkäufen sind für den VfB schon ein wichtiger Faktor. Zwar kann der VfB auf zuverlässige Sponsoren setzen - Fritz Schäffler nennt hier neben Hauptsponsor Erich Prost aus Ulm (Liqui Moly) unter anderem die Familie Schleicher aus Ingolstadt (cinque-Moden) und das Eichstätter Gasthaus Trompete, so sind die finanziellen Mittel der Eichstätter doch immer noch ziemlich überschaubar: Das Gesamtbudget für die Regionalliga-Saison ist mit 150 000 Euro sehr knapp bemessen - schon in der Bayernliga hatten einige andere Vereine da gut 100 000 Euro mehr. Rund 35 000 Euro werden für das Trainer- und das Physiotherapeutenteam kalkuliert. Das Budget für den Spielerkader liegt bei etwa 70 000 Euro - da sind aber dann schon sämtliche Aufwendungen und Fahrtkosten mit dabei. Zahlungen an Spieler seien in Eichstätt - wenn es sie überhaupt gibt - höchstens "sehr niedrig vierstellig", eher um die 1000 Euro. "Spielergehälter" und Kosten für Berater, in anderen Regionalligavereinen und den zweiten Mannschaften der Profiklubs dieser Spielklasse durchaus üblich, gibt es in Eichstätt nicht. Auch Jonas Fries aus Göggelsbuch, der vom 1. FC Nürnberg II nach Eichstätt wechselt und im Internet auf dem Transfermarkt mit 25 000 Euro "gehandelt" wird, komme ablösefrei, sagt Pfaller.

Und die gesamte Organisation läuft beim VfB nach wie vor ehrenamtlich - und da sind momentan alle "am Anschlag", sagt Fred Pfaller, während sein Handy im Minutentakt klingelt. Fast schon nebenbei läuft auch die Pächtersuche: Denn nach einem halben Jahr Zwischenbetrieb steht der VfB nun wieder ohne Vereinswirt da. Pfaller hofft, dass zum 1. August ein Nachfolger gefunden ist. Und bis dahin? "Das übernehmen wir dann auch noch selbst."