Eichstätt
Kein Papierkram mehr

In den Krankenhäusern Eichstätt und Kösching dokumentieren und verordnen Ärzte und Pfleger digital

12.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:57 Uhr

Die Papierdokumentation hat in den Kliniken im Naturpark Altmühltal langsam ausgedient: Am 13. Juni startet die Projektphase in der Klinik Eichstätt, nachdem sie in Kösching schon seit Mai läuft. Die Krankenschwestern auf den Stationen - hier Sabrina Männl - haben den Umgang mit den Tablets schon gelernt. Prokurist Alfred Schimmer und Roswitha Schiffler (rechts) schauten ihr schon mal über die Schulter. - Foto: Schneider

Eichstätt (EK) Vor nicht einmal einem Jahr hat unsere Zeitung getitelt: "Die Patientenkurve hat bald ausgedient". Jetzt ist es soweit. Die Kliniken im Naturpark Altmühltal stellen bis Frühjahr 2018 komplett von analoger auf digitale Dokumentation um. In Kösching läuft es bereits, Eichstätt startet heute.

Die von den Visiten am Krankenbett bekannten, teils eher unhandlich wirkenden Patientenkurven verschwinden nach und nach aus dem Alltag in den Kliniken Eichstätt und Kösching. In letzterem Haus arbeiten die Pflegekräfte und Ärzte schon seit Anfang Mai mit dem neuen System, das eine Fachfirma auf die Anforderungen des Hauses zugeschnitten hat. "Ich bekomme nur positive Rückmeldungen", freute sich Prokurist und Betriebsdirektor Alfred Schimmer. Wenn ein neues System eingeführt werde, bringe das viele Änderungen im Ablauf mit sich, sagte Schimmer, der in den Kliniken auch für die EDV verantwortlich zeichnet. "Daher ist es wichtig, die Leute von Anfang an mitzunehmen." Sie seien entsprechend ausführlich geschult worden, sagte auch Roswitha Schiffler, die im Haus den Bereich Pflegeprozessmanagement und Pflegecontrolling verantwortet.

Schiffler und Schimmer setzen aber auch eine ganze Reihe Erwartungen an die Einführung der digitalen Dokumentation sowie der Möglichkeit für den Arzt, alle medizinischen Verordnungen direkt über Laptop oder Tablet zu treffen. Da ist beispielsweise die Lesbarkeit der ärztlichen Handschrift und somit mehr Sicherheit und Qualitätssicherung, da ist die zeitnahe Dokumentation und schließlich auch der schnelle unabhängig von Ort und Zeit mögliche Zugriff auf die Patientendaten. Und der Arzt muss künftig nicht mehr aus dem Kopf heraus wissen, welches Medikament er für den Patienten aufschreiben muss: "Die Ärzte verordnen nach Wirkstoff, das System ordnet dann das entsprechende Medikament zu." In Echtzeit bekommen die Pflegekräfte die entsprechende Verordnung auf den Tisch und könnten parallel bereits entsprechende Vorkehrungen treffen. "Auch während der Arzt beispielsweise noch mit der Visite beschäftigt ist", so Schiffler. Bislang habe man warten müssen, bis die Handakte wieder zurück war.

Weiter ermöglichen die Tablets, die Entwicklung von Wunden direkt fotografisch zu dokumentieren. "Bislang waren hierfür zehn Schritte notwendig, jetzt ist das alles in einem System", erklärte Schiffler. Und da wäre der Kontakt zu den zu versorgenden Menschen: "Die digitale Dokumentation erspart Zeit, die den Pflegekräften dann hoffentlich wieder für den Kontakt und Umgang mit den Patienten bleibt", so Schimmer.

Wie schaut das mit der Datensicherheit und der Speicherung aus? "Wir haben unsere Firewalls entsprechend aufgerüstet", sagte Schimmer. Die EDV-Abteilung habe hier entsprechende Vorkehrungen getroffen. "Wir sind abgesichert." Zudem würden die Daten in einem bestimmten Abstand auf einen ebenfalls gesicherten PC außerhalb des Netzwerks gespiegelt. So stelle man sicher, dass sie auch im Fall eines Netzwerkproblems jederzeit in den Häusern zur Verfügung stünden.

Rund 400 000 Euro kostet dieses Digitalisierungsprojekt die Kliniken in der aktuellen Phase. In den vergangenen Jahren mussten für die Vorbereitungen und Planungen auch schon mehrere Hundertausend Euro in die Hand genommen werden. Das muss alles aus dem Topf für die sogenannten kurzfristigen Anlagegüter finanziert werden. Da bekommen Eichstätt und Kösching pro Jahr etwa 950 000 Euro - Geld, das beispielsweise auch für medizinisches Gerät notwendig ist. "Hier wäre die Politik gefordert", sagte Schimmer. Man spreche überall über Digitalisierung, aber im Gesundheitswesen werde hier kein Geld zur Verfügung gestellt. Man bräuchte einen "Digitalisierungszuschlag" oder eine Unterstützung bei den Investitionen für solch zukunftsweisenden Anschaffungen. Das sind pro Station etwa drei Fest-PCs, drei Laptops und drei Tablets.

Wenn in Eichstätt heute die Unfall- und Viszeralchirurgie an den Start geht, arbeiten in Kösching übrigens neben der Viszeral- und Gefäßchirurgie auch die Notaufnahme und die Prä-OP-Station damit. Am 4. Juli folgen in Kösching die Ausstattung der Unfallchirurgie und der Orthopädie und drei Wochen später beginnt die Innere Medizin mit der digitalen Dokumentation. So geht es dann weiter, kündigte Schimmer an: "Bis Frühjahr 2018 sind dann beide Häuser voll umgestellt."