Eichstätt
Den Tod gebrazzelt

Die "Altmühltalbühne" brilliert mit dem "Brandner Kaspar" auf der Gutmannbühne in Eichstätt

14.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:21 Uhr

−Foto: Marco Schneider

Eichstätt (DK) Der Boanlkramer hat die Tür aufgestoßen zur Brandner'schen Hütte in Wasserzell, die Marei kommt an der Wolfsdrossel um und der Brandner feiert seinen 73. Geburtstag mit dem ganzen Publikum im Wirtshaus "Zum Gutmann": Die Altmühltalbühne zum Regisseur Florian Schmidt brachte das ewige Drama um Tod und Leben am Freitagabend auf die Gutmann-Bühne.

Dass dabei kein Platz frei bleibt und auch kein Auge trocken, versteht sich von selbst - wenn der "Brandner", den Franz Ritter von Kobell im 19. Jahrhundert geschrieben und Kurt Wilhelm 1975 adaptiert hat, den Tod beim Kartenspielen über den Tisch zieht und im Himmel die Ordnung durcheinanderbringt. Am Ende lacht nicht nur das Publikum, sondern auch die Göttliche Allweisheit.

Jetzt ist der "Brandner" an sich schon ein Theaterstück, das mit Inhalt und Dramaturgie überzeugt. Aber wenn dann die Rollen auch noch mit Schauspielern besetzt sind, denen die Figuren auf den Leib geschneidert sind, passt alles zusammen - so wie bei Florian Schmidts "Altmühltalbühne", die den "Brandner" nach 1998, 2003 und 2007 heuer wieder ins Programm genommen hat. Der Inhalt ist hinlänglich bekannt: Der Brandner weigert sich, dem Boanlkramer im 72. Lebensjahr ins Paradies zu folgen, macht ihn mit Kerschgeist gefügig, brazzelt ihn beim Kartenspielen und schindet 18 weitere Jahre heraus. Das fliegt auf, als der Tod Brandners Tochter Marei um 18 Jahre zu früh in den Himmel bringt...



Ein genialer Willi Eisenhart gibt da seit der erste Aufführung vor fast 20 Jahren den "Brandner" - natürlich im Gespann mit dem herrlich-schrägen Thomas Weidenhiller als Boanlkramer. Man hat gerade bei dieser Rolle wohl immer Toni Berger vor Augen, der in der Filmfassung 1975 brillierte. Aber Weidenhiller haucht dem Tod auf unnachahmliche Weise Leben ein. Genauso wie wohl wenige andere den Portner so spielen können, wie Schagg Zieglwalner, der mit einem barocken Rauchmantel auf fromm die Hände faltend auf der Bühne steht und den bayerischen Himmel gut im Griff hat ("Die Preißn behandeln wir hier immer zuvorkommend.").

Marion Heckl gibt eine authentische Marei und lässt ihren Flori (Tobias Obermeier) nicht nehmen, Simmerl (Luis Hausmann) kann zwar die Schusswunde beim Brandner nicht richtig verbinden - was den "Brandner" gleich ins Publikum verweisen lässt, wo der frühere Klinik-Chefarzt Josef Schmidramsl sitzt: "Musst dir helfen lassen, der Schmidramsl kann des besser!" -, aber fügt sich wunderbar in die Gruppe ein - genauso wie später der herrlich fränkische Erzengel Michael alias Lukas Flierer. Der sorgt allein schon seines fränkischen Dialekts für Stimmung im Himmel - genauso wie sein sächsisches Gegenstück Zieten (Kai Offelmann), der sich auch durch keinen Lacher im Publikum aus dem Dialekt bringen lässt.

Senftl (Christian Heckl), Theres (Karola Schäffer), dem seligen Thurmair (Dominik Weidenhiller) und Nantwein (Markus Dirmeier) vervollständigen die Besetzung dieses Klassikers - der in Eichstätt so das Zeug zum Kult hat. Dafür sind auch die Leute im Hintergrund zuständig: Franz Schmidt für die Bühne, Susann Ostler für die Technik, Johann Schmidt, Monika Alberter und Hannah Alberter für die Maske. Und es sollte nicht das letzte Mal sein, dass der Brandner den Tod beim Kartenspielen auf der Gutmannbühne brazzelt. In Pfalzpaint tut er es heuer noch zweimal: am 24. und 25. November im Schützenhaus.