Eichstätt
Integration mit Limette und Koriander

Das "Culture Kitchen"-Projekt an der Berufsschule kocht zum "Refugium"-Festival der Uni auf

02.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:13 Uhr

Mit Unterstützung des Sternekochs Philipp Sochatzy haben die Jugendlichen auch ein köstliches Gemüsegericht mit Reis ausprobiert, das sie beim "Refugium" am 20. Mai anbieten werden. - Fotos: Kusche

Eichstätt (EK) Geschäftiges Treiben herrscht in der Schulküche der Eichstätter Berufsschule: Mit großem Eifer bereiten junge Flüchtlinge und deutsche Mitschüler gemeinsam Gerichte für das "Refugium"-Festival der Universität am 20. Mai vor.

"Jetzt geht's in den Akkord", "Schicht 2 jetzt die Tellergerichte vorbereiten", "Schicht 1 kann sich schon an den Tisch setzen" - immer wieder gibt Sozialpädagogin Andrea Scheiblá †huber in der Schulküche Anweisungen, bevor sie erschöpft, aber sehr zufrieden auf einen Küchenstuhl sinkt. Es ist genau 14 Uhr, und was sie heute als Leiterin des "Culture Kitchen"-Projekts der Berufsschule seit 8.15 Uhr auf die Beine gestellt hat, grenzt an ein logistisches Meisterwerk: Zusammen mit 15 Berufsschülern aus ganz verschiedenen Klassen und mit professionellem Beistand von Sternekoch Philipp Sochatzy sind 80 Portionen Essen vorbereitet und gekocht worden.

Unterdessen kümmert sich eine ebenfalls 15-köpfige "Dekorationsgruppe" im EDV-Raum zusammen mit Andreas Wurtinger, Sarah Schlamp und Moritz Reichard vom Kreisjugendring um die Gestaltung des Standbanners, einiger Poster, Logos sowie origineller laminierter Pfandmarken und Speisekarten. Nach einem ausgeklügelten Plan hat jeder der insgesamt 30 Projektteilnehmer, darunter rund die Hälfte junge Flüchtlinge der Berufsintegrationsklassen der Eichstätter Berufsschule, einen eigenen Aufgabenbereich und eine "Schicht"-Zuweisung erhalten, die am "Refugium"-Festival der Katholischen Universität für einen absolut reibungslosen Ablauf sorgen soll. Denn dann, am 20. Mai, will die "Culture Kitchen"-Gruppe ab 17 Uhr nicht weniger als 500 Portionen ihrer beiden Gerichte anbieten: "Das geht nicht ohne Aufgabeneinteilung, strengem Plan und Disziplin", betont Scheiblhuber, Initiatorin und Organisatorin des ganzheitlichen Integrationsprojektes. Die engagierte Jugendsozialarbeiterin vom Kolping Bildungswerk Eichstätt, die sich als Kooperationspartner für das Projekt den Kreisjugendring mit ins Boot geholt hat, ist voll des Lobes für ihre Schüler: "Es ist bewundernswert, dass die Schüler bereit sind, heute und am Tag der ,Refugium'-Feier freiwillig und ehrenamtlich ab 8 Uhr in der Küche zu stehen und zu kochen, und dann den ganzen Tag über in Schichten den Verkauf bewältigen", sagt Scheiblhuber.

Und nicht nur das: Die Projektteilnehmer - hiesige Schüler wie Flüchtlinge gleichermaßen - beweisen echten Zusammenhalt, indem sie sich gegenseitig aus dem ganzen Landkreis abholen und nachts dann auch wieder heimfahren, berichtet die Leiterin der "Culture Kitchen".

Ihr ausgeklügelter Arbeitsplan hat im Vorfeld schon Erfolg: Pünktlich um 14 Uhr begibt sich eine Gruppe von Berufsschülern mit je zwei liebevoll angerichteten Tellern in der Hand auf den Weg zum Essbereich der Schule, wo bereits für 40 "Probe-Esser" gedeckt ist. Sie alle haben das Vergnügen, heute gleich von beiden Gerichten mit arabisch-orientalischer Note kosten zu dürfen: vom veganen "Erdnuss-Kokosnuss-Gemüsecurry mit Reis", einem mit frischem Limette-Koriandergemisch bereiteten Gemüsegericht sowie vom "Exotischen Huhn in arabischer Tahini-Soße", einem Hühnerschenkel mit krossem Petersilie-Zitrone-Belag, beides mit typischen Gewürzen verfeinert und abgeschmeckt. Die zwei unisono als "sehr schmackhaft" befundenen Gerichte werden die Berufsschüler für 4,50 Euro beziehungsweise sechs Euro beim "Refugium" verkaufen. Bereits zum dritten Mal engagiert sich die freiwillig formierte Gruppe von rund 30 Berufsschülern im Projekt der "Culture Kitchen", die erstmals 2015 beim "Refugium" sowie 2016 beim Altstadtfest mitwirkte. Die meisten der jungen Flüchtlinge haben inzwischen gut Deutsch gelernt und sind begeistert vom Projekt: "Es macht sehr viel Spaß, zusammen zu kochen und das Essen dann gemeinsam bei dem Fest zu verkaufen", sagt Mangal Batallah (18) aus der Berufsintegrationsklasse, der gerade ein Praktikum in Gaimersheim absolviert hat. Auch die deutschen Schüler sind voll des Lobes für das Projekt. Sonst gebe es ja nicht so viel Kontakt zu den jungen Flüchtlingen an der Schule, aber bei dem Projekt habe man die gute Möglichkeit, sich kennenzulernen und zusammen Spaß zu haben.

Auch Philipp Sochatzy, der vormals in einem Sterne-Restaurant in Heidelberg als Koch tätig war, unterstützt das Schüler-Integrationsprojekt "Culture Kitchen" in diesem Jahr wieder mit Engagement und Freude: "Es macht wieder großen Spaß, mit den Jugendlichen zusammen zu kochen. Sie sind sehr motiviert und kommen beim gemeinsamen Kochen schnell ins Gespräch."

Dem 20. Mai sieht Sozialpädagogin und Projektleiterin Andrea Scheiblhuber nun mit Gelassenheit entgegen. Morgens wird eine erste "Schicht" die Essenszubereitung vornehmen, um 14 Uhr eine zweite Schicht den Standaufbau übernehmen. Ab 17 Uhr dann bis 23 Uhr verkauft eine weitere Gruppe beide Gerichte, während in der Schulküche natürlich aufgeräumt werden muss. Scheiblhuber ist überzeugt: "500 Gerichte - das ist schon ein Kraftakt, aber mit dieser disziplinierten Truppe schaffen wir das allemal."