Eichstätt
Caliban mit Plüsch-Calibärchen

Theatergruppe des Gabrieli-Gymnasiums begeisterte mit drei Shakespeare-Aufführungen

13.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:13 Uhr
Shakespeares "Der Sturm" erlebte am Gabrieli-Gymnasium drei gelungene Aufführungen. −Foto: Buckl

Eichstätt (wbu) Schäumende Gischt peitscht an die Felsen des Gestades, tobendes Tosen und gefährliches Gurgeln sind zu vernehmen, die Bilder dazu auf Monitoren beidseits der Bühne zu sehen: So beginnt die Aufführung von "Der Sturm", jenes mutmaßlich letzten Stücks von William Shakespeare, das die Mittel- und Oberstufentheatergruppe des Gabrieli-Gymnasiums vergangene Woche dreimal zeigte.

An allen drei Terminen am Montag, Dienstag und Freitag waren die Karten für die abendliche Aufführung im Musiksaal rasch vergriffen. Und man darf gleich vorwegnehmen: Die Lautstärke des minutenlangen stürmischen Schlussapplauses bildete zuletzt einen akustischen Rahmen mit dem "tosenden Beginn".

 

Denn was die 17 Spielerinnen und Spieler an diesen drei Abenden gezeigt haben, verdient höchsten Respekt. Da war einerseits bereits eine vielsträngige Handlung mit etlichen Intrigen und reichlich Text zu bewältigen. Es geht darum, dass der Zauberer Prospero, hier mutiert zur mütterlichen Prospera (absolut souverän agierend in der Hauptrolle: Hanna Noll) zusammen mit ihrer Tochter Miranda (mit einem halben Dutzend farbiger Perücken neckisch auftretend und Kaugummis knödelnd deutlich pubertär angelegt: Danielle Rudolph) auf einer Insel einen Schiffbruch bei Sturm beobachtet: Es stranden Prosperas Feinde. Was einst per Text einer Teichoskopie bedurfte, leisten in der Moderne nun eben Video-Einspielungen.

Schon in den ersten Szenen hat Deutschlehrer Bernhard Obermeier, der für die Spielleitung verantwortlich zeichnet und Shakespeares Text adaptierte und teils neu übertrug, manche Gags eingebaut: So wurden die meisten männlichen Rollen feminisiert, und so erhalten Besucher in der ersten Reihe Textblätter, mit denen sie Teile von Prosperas Text übernehmen mussten - wobei die ersten Vorleser unter dem Johlen der weiteren Zuschauer die Regienotiz "Nur den Fettdruck!" mit vortrugen. Überhaupt kommen sich Spieler und Publikum sehr nahe, denn als Spielfläche dient die Mitte des Raumes, dessen Wände mit Silberfolie verkleidet sind, die Zuschauer sitzen seitlich.

Prosperas Diener Ariel, der am Ende des Stücks seine Freiheit erlangt, ist doppelt besetzt, wobei Kim Schneider und Silas Rinnagl identisch gestylt und mit synchroner Artikulation beeindrucken. Nicht minder überzeugt Samuel Miller als aggressive Kreatur in der Rolle Calibans, des Sohnes der Hexe Sycorax, die ursprünglich auf dieser Insel lebte. Bei aller Härte, die der zum Holzherbeischleppen Verdammte verkörpert, hat Caliban auch ein weiches Herz und tritt stets mit einem Plüsch-"Calibärchen" auf. Einen weiteren Gegenpol zu seiner Raubeinigkeit bilden die drei Nymphen Iris, Ceres und Juno (grazil: Elisabeth Maile, Luisa Maurer und Annika Bohlmann). Eine ähnlich ambivalente Rolle spielen auch die beiden Matrosinnen Trinculla und Stefania, die einen Mordplan schmieden, dabei aber eher für Ulk sorgen (komödiantisch: Tanja Schlund und Franziska Mahler)

Einen weiteren Handlungsstrang bildet die Romanze zwischen dem Königssohn Ferdinand (galant: Tassila Schmidtmeyer) und Miranda; er war mit der Gruppe Schiffbrüchiger auf die Insel gelangt, zu der auch Prosperas Schwester Antonia (Nadine Schwab) gehört, die jene einst um ihr Herzogtum Mailand betrogen hatte und nun mit Mitverschwörerin Sebastiana (Sophia Gah) König Alonso von Neapel (Anna Maria Sterner), Ferdinands Vater, meucheln will.

In weiteren Rollen zu sehen sind Lena Wimmer (als Diener Gonzalo) sowie Michael Kunz und Lenz Dickmann (als Adrian und Francesco), die auch für Komik sorgen. Lob gab es auch für das Technikteam, (Felix Auernhammer, Marius Bauch, Willy Hefele), das vor allem für passenden Ton und geeignetes Licht sorgte.