Eichstätt
Brasilianische Lebensfreude

Matthias Schlüter stellt in der Johanniskirche Eindrücke seiner "Reise nach Brasilien" aus

17.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:47 Uhr

Eichstätt (EK) In vier Wochen hat er fast das gesamte Spektrum brasilianischer Kultur und Lebensfreude sowie die wichtigsten Metropolen und Naturschönheiten Brasiliens kennengelernt. In Regensburg hieß es für den Künstler und Maler Matthias Schlüter dann, die zahllosen Impressionen kreativ umzusetzen. Am Sonntag lud der bekannte Künstler nun zu einer außergewöhnlichen Vernissage in die ehemalige Johanniskirche ein.

Bei südamerikanischen Percussion-Rhythmen und Trommelwirbel mit dem Ingolstädter Percussionisten Charly Böck und umgeben von rund 50 farbenfrohen Impressionen aus ganz Brasilien fühlten sich die rund 100 Gäste aus nah und fern schnell in das Ambiente des südamerikanischen Großstaates versetzt.

Sao Paolo, Belo Horizonte, Manaus, Salvador de Bahía und die Amazonasregion - es gab kaum ein sehenswertes Ziel, das Matthias Schlüter aus Regensburg während seiner Brasilienreise nicht bereist hat. Die Gelegenheit zu dieser Reise, die er im August letzten Jahres zusammen mit seiner Frau unternahm, ergab sich über eine brasilianische Nachbarin. Sie bot Schlüter nicht nur Unterkunft bei ihren Eltern in Belo Horizonte an, sondern auch die Möglichkeit zu einer Ausstellung mit dem Titel "Gemaltes aus aller Welt" in der südöstlichen Metropole Brasiliens. Von dort startete er dann zu einer künstlerisch höchst inspirierenden Reise quer durch den riesigen Staat.

"Ich steige aus dem Flugzeug aus und bin sofort da!", so berichtete der viel gereiste freischaffende Künstler, der schon zum 16. Mal in der Eichstätter Johanniskirche ausstellt. So war es auch in Brasilien: "Die Gastfreundschaft, die Offenheit, die Lebensfreude und Spontaneität - wir haben uns überall sofort wohlgefühlt", schwärmte Schlüter bei seiner Vernissage. Die authentische Begegnung mit den Menschen und ihrer Lebenskultur, das Gespräch und der Austausch stellten für ihn die unabdingbare Grundvoraussetzung für ein "echtes Erleben" des fremden Landes dar, so betonte Schlüter. Dabei helfe natürlich das Malen sehr: "Wann immer ich mich irgendwo mit dem Skizzenblock hinsetzte - ob auf einem Markt oder auf dem Amazonas-Schiff -, kamen sofort die Leute zu mir und sprachen mich an. So entstehen natürlich schnell authentische Begegnungen mit den Menschen", berichtete Schlüter.

Wie intensiv der Regensburger Künstler brasilianische Lebenskultur und Lebensfreude, aber auch die Vielfalt brasilianischer Lebensräume erlebt hat, spiegeln die in Acryl und Mischtechnik gemalten großformatigen Bilder seiner Ausstellung eindrucksvoll wider. Da strahlen den Betrachter temperamentvolle Trommler aus dem im Nordosten Brasiliens gelegenen Salvador de Bahía an, farbenfrohe lebendige Bilder vom Markttreiben an verschiedenen Orten lassen die besondere Stimmung beim Anpreisen der vielfältigsten Obst-, Gemüse- oder Fischangebote erahnen. In harmonischen Farbkombinationen werden die in Brasilien gefertigten und beliebten Hängematten und die wunderbaren berühmten Strände der Atlantikküste gezeigt.

Mit schwungvoller Dynamik und Lebendigkeit hat Schlüter aber auch die architektonische Enge und Hektik der Millionenmetropolen Brasiliens sowie faszinierende Altstadtimpressionen der geschichtsträchtigen Küstenstadt Salvador de Bahía festgehalten. Besonders eindrucksvolle Motive bilden jedoch die atemberaubenden Amazonaslandschaften in dunklen Grün- und Brauntönen des undurchdringbaren Regenwaldes sowie die herrlich farbenfrohen und lebendigen Bildnisse der Amazonashäfen und -schiffe. Mit warmen harmonischen Orange- und Rottönen, aber bisweilen auch angenehmen Erdtönen gelingt es Schlüter einzigartig, in seinen Acryl- oder in Mischtechnik gefertigten Kunstwerken wahrhafte "brasilianische Impressionen" zu vermitteln.

Bei aller Farbgewalt und Lebensfreude des Erlebten, das sich schließlich in den überaus sehenswerten Werken Schlüters präsentiert, erinnerte der Künstler während seiner Vernissage auch an die vielfältigen Widersprüche, unter denen die Brasilianer zu leiden haben: "Wir leben in einem Land der Seligen. Not, Armut, dadurch entstehende Kriminalität, Stacheldrähte um viele Wohnbezirke aus Angst vor Übergriffen - dies alles ist auch die Realität Brasiliens", erinnerte der rührige Künstler, der nicht nur malt, sondern auch Projekte im öffentlichen Raum leitet und lithographisch tätig ist. Er selbst und seine Frau hätten sich allerdings keine Minute unsicher gefühlt.

Während draußen ein Schneesturm tobte, veranstaltete Percussionist Charly Böck abschließend ein wahres Rhythmikkonzert in der Johanniskirche: Mit farbigen getunten Kunststoffröhren - sogenannten Boomwhackers, die Schlüter und Böck an alle Gäste verteilten -, verwandelte sich das Publikum in der Johanniskirche binnen weniger Minuten in ein spontanes, gut gelauntes und rhythmisch nicht mehr still zu haltendes Percussion-Ensemble, das in kürzester Zeit heiße brasilianische Klänge verbreitete. Einziger Wermutstropfen: "In Brasilien hätte allerdings die Hälfte der Leute schon mitgetanzt", schmunzelte Matthias Schlüter.

Die Ausstellung "Reise nach Brasilien" von Matthias Schlüter ist noch bis Sonntag, 22. Januar, Montag bis Freitag von 14 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr in der ehemaligen Johanniskirche Eichstätt zu sehen. Infotelefon: (0179) 228 82 53.