Eichstätt
Balanceakt mit dem Einrad

Die VfB-"Rennschnecken" luden an den Kulturtagen zu Show und Schnupperkurs in den Posthof

15.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:17 Uhr

Um so locker und gekonnt unterwegs zu sein wie die Rennschnecken (oben), bedarf es einiger Übung. Aber dass Einradfahren auch erlernbar ist, zeigten die Rennschnecken den Gästen – und machten sich bei ihrem Workshop im Rahmen der Kulturtage viele Freunde - Fotos: hep

Eichstätt (EK) Konzentriert presst Kaja die Lippen aufeinander und schielt nach unten. Mit den Händen umklammert sie die Metallstangen links und rechts ihres Körpers. Unruhig wackelt die Siebenjährige hin und her. Noch fehlt die Balance – und die ist hier unverzichtbar. Auch zu Hause in Kiel hat Kaja ein Einrad, das sie allerdings kaum benutzt. Hier im Urlaub in Eichstätt sieht das ganz anders aus.

Eichstätt (EK) Konzentriert presst Kaja die Lippen aufeinander und schielt nach unten. Mit den Händen umklammert sie die Metallstangen links und rechts ihres Körpers. Unruhig wackelt die Siebenjährige hin und her. Noch fehlt die Balance – und die ist hier unverzichtbar. Auch zu Hause in Kiel hat Kaja ein Einrad, das sie allerdings kaum benutzt. Hier im Urlaub in Eichstätt sieht das ganz anders aus.

Beim Schnupperkurs der „Rennschnecken“ vom VfB Eichstätt hatten Neugierige im Posthof die Chance, das Einradfahren auszuprobieren. Trainerin Jutta Kleesattel und ihre Schützlinge standen dabei mit Ratschlägen und vor allem helfenden Händen und Schultern zur Seite.

„Also, man muss nach vorne schauen, gerade sitzen und gleichmäßig treten“, wiederholt Kaja, was sie eben von den „Rennschnecken“ gelernt hat. Nun will auch Kajas Vater Andreas Schmitt ausprobieren, was seine Tochter so fesselt, und klettert zum ersten Mal auf ein Einrad. „Da hat mir meine Tochter echt was voraus“, stellt er nach wenigen Minuten fest. Eine halbe Stunde „Einsitz-Zeit“ empfiehlt Trainerin Jutta Kleesattel, damit das richtige Gleichgewichtsgefühl entstehen kann. Das Einrad zwischen den Beinen, die Hände an den Haltestangen schweift Schmitts Blick ein paar Meter weiter zu Tochter Kaja, die an einem Pfosten gerade das Aufsteigen übt: „Das musst du mir auch mal zeigen!“ Nach einer halben Stunde kann Kaja schon an der Hand von Rennschnecke Sophie Ferstl über den Hof flitzen. Und auch Vater Andreas macht Fortschritte. Zögerlich streckt er seine Arme zur Seite und legt zwischen den schützenden Stangen seine ersten Zentimeter freihändig zurück. „Es wird besser! Ich musste mich erst mal einpendeln“, meint er schmunzelnd, und Jutta Kleesattel lobt: „Ja toll! Sie sind sehr talentiert, so wie das jetzt schon klappt!“


 
Um wirklich Einradfahren zu lernen, reicht der zweistündige Workshop an den Kulturtagen jedoch auch für Andreas und Kaja Schmitt nicht aus. Etwa sechs Stunden Lern- und Übungszeit sind nötig, um mehrere Meter vollkommen ohne Hilfsmittel fahren zu können, schätzt Kleesattel. Um sich jedoch mit dem ungewöhnlichen Fortbewegungsmittel vertraut zu machen, bot der Workshop die ideale Gelegenheit. „Wir hatten einen richtig guten Zulauf und das querbeet – Frauen und Männer, Erwachsene und Kinder“, resümiert Jutta Kleesattel zufrieden. „Und wer Lust bekommen hat, kann jederzeit ins Training kommen.“

Vor vier Jahren hat Jutta Kleesattel die Eichstätter Einradgruppe gegründet, damals mit gerade einmal fünf Teilnehmern. Mittlerweile sind die Rennschnecken auf fast 60 Aktive gewachsen. „Einradfahren ist ein Trendsport“, meint die Trainerin. Sie empfiehlt die akrobatische Freizeitbeschäftigung, weil neben dem Gleichgewichtssinn auch die Konzentration geschult wird. Eine Altersgrenze zum Erlernen gibt es nicht – so brachte beispielsweise Susanne Paal ihre Mutter Helga zu dem ungewöhnlichen Hobby. „Man braucht eigentlich nur genug Motivation. Wenn man dran bleibt, dann ist es ganz einfach“, meint die 14-Jährige.

Was sich mit fleißigem Üben erreichen lässt, zeigten die Rennschnecken in ihrer Einradshow. Den Anfang machten die Kleinen, die als bunte Schmetterlinge über den Posthof kreisten. In schwindelige Höhen schwangen sich die Mädchen der nächsten Gruppenkür auf: Auf den sogenannten Giraffen, Hoch-Einrädern, spielten sie eine Hochzeitsgesellschaft. Was sich nach einigen Jahren Erfahrung anstellen lässt, zeigten die älteren Mädchen: Ob hüpfen mit dem Einrad oder jonglieren im Fahren – alles kein Problem. Dass während der Gruppenküren auch mal jemand stürzte, war für Jutta Kleesattel Nebensache: „Einradfahren ist und bleibt Artistik, da kann das mal passieren. Aber die Kinder sind mit Feuer und Flamme dabei, das ist das wichtigste.“ Zum Finale flitzten dann alle 20 Rennschnecken mit bunten Schirmen und Bändern auf einmal über den Posthof.

Die Rennschnecken des VfB Eichstätt trainieren immer freitags in der Turnhalle am Graben, jeweils von 15.30-16.30 Uhr (Basistraining), von 16.30-18 Uhr (Freestyle) und von 18-19.30 Uhr (Familientraining).