Eichstätt
Archaeopteryx Sinnbild der Lithographie

Der Aachener Druckgrafiker und Künstler Walter Dohmen eröffnete die Ausstellung "Jahresdruck 2016"

07.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:57 Uhr

Foto: Dagmar Kusche

Eichstätt (EK) Zwei Wochen arbeitete der Druckgrafiker und Künstler Walter Dohmen in der Lithographie-Werkstatt von Li Portenlänger und ließ sich von der Geschichte und Natur des Altmühltals inspirieren. Am Freitagabend eröffnete er seine Ausstellung "Jahresdruck 2016".

Sie zeigt nicht nur die begehrte Jahres-Lithographie mit dem Titel "Vergangenheit und Zukunft", sondern auch ein großes Spektrum weiterer faszinierender Lithographiearbeiten und Kunstwerke.

"Was Walter Dohmen für den Jahresdruck 2016 als Lithographie umgesetzt hat, ist mehr als eine druckgrafische Wiedergabe einer Versteinerung des Archaeopteryx" - so machte Stephanie Kröll, Leiterin der Graphischen Sammlung Coburg, die Gäste bei der Vernissage neugierig und verwies damit gleich auf das Kernstück der Ausstellung von Walter Dohmen. Über 50 Kunstinteressierte, darunter auch zahlreiche Freunde aus Dohmens nordrhein-westfälischer Heimat, Kulturbeauftragte Maria Lechner und viele Eichstätter Gäste waren gekommen, um die diesjährige Jahresgabe für alle Förderer der Litho-Werkstatt am Abend zu bewundern: eine Zweifarb-Lithographie, die den berühmten Urvogel zeigt.

Kunsthistorikerin Knöll, die Walter Dohmen und dessen vielseitiges Werk schon seit über zehn Jahren kennt und schätzt, stellte den Lokalbezug des Jahresdrucks und dessen Verbindung zur Vergangenheit heraus. Zwar habe der Künstler für seine künstlerische Arbeit nicht auf das sogenannte Eichstätter Exemplar des Urvogels, sondern auf das bei Eichstätt gefundene "Berliner Exemplar" zurückgegriffen, von dem in Eichstätt ein Abguss vorhanden ist. Jedoch sei dies schließlich das wohl schönste und vollständigste Stück des Archaeopteryx mit deutlichen Federabdrücken und einem erhaltenen Schädel.

Entscheidend aber sei vor allem, so Knöll, dass das Material, in dem der Archaeopteryx heute eingeschlossen sei, dem Material entspreche, in das Walter Dohmen bei der Lithographie seine Zeichnungen einschließe: der Stein, genauer der berühmte Solnhofener Kalkschiefer. Und nur der Einsatz des Kunsthandwerks der Lithographie erlaube eine Verbindung zwischen Bildinhalt und Technik, wie sie sinnfälliger nicht sein könne. "Erst durch das Einschließen im Sediment kann die Versteinerung entstehen; und ebenso muss vor dem Druckprozess der Lithographie das Bild im Stein verschwinden."

Ein weiterer Aspekt verbinde beides: Ohne den Vorgang des "Gepresst-Werdens" könne eben dieser Prozess nicht vonstattengehen. Der faszinierende Urvogel, den Dohmen für den Jahresdruck 2016 so kunstvoll als Lithographie umgesetzt habe, werde damit geradezu zu einem Sinnbild für Lithographie. Für den Jahresdruck 2016 hat Dohmen feines Gaze-Gewebe über den Archaeopteryx gedruckt und dessen Abbild damit verfremdet. Diese netzartige Gewebestruktur, so erläuterte Knöll, weise auf die allgegenwärtige Vernetzung hin und betone damit die Verbindung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: "Und gleichzeitig gelingt es ihm, die Endlichkeit alles Irdischen aufzuzeigen.". Denn dass der Archaeopteryx heute als Fossil bewundert werden könne, setze schließlich seinen Tod voraus. Dass er als etwas Besonderes begriffen werde, habe damit zu tun, dass seine Art nicht mehr existiere: "Uns sollte das zu denken geben: Was wird in der Zukunft von uns bleiben", gab Knöll abschließend zu bedenken.

Neben dem Jahresdruck 2016 lockt aber auch die Vielzahl weiterer hochinteressanter Lithographie-Kunstwerke Dohmens in die aktuelle Ausstellung. Vor allem eine Serie von 2010, in der er sich lithographisch mit der heiligen Walburga und dem Phänomen des Walburgisöls, das an ihrem Grab austritt, beschäftigt hat, ist äußerst sehenswert.

Auch die Werke aus seinem 2011 entstandenen Zyklus "Der tanzende Tod in Eichstätt" sind zu bewundern. Den Porträts Eichstätter Persönlichkeiten wie Bischof Gregor Maria Hanke, Ex-OB Arnulf Neumeyer oder des früheren Interimspräsidenten der KU Eichstätt, Andreas Lob-Hüdepohl, wurden in dieser Serie dreist umhertanzende Skelette hinzugefügt; darüber legte Dohmen Text- und Notenfragmente von Liedern, die in der Totenliturgie verwendet werden.

Die Endlichkeit als "roter Faden" in der Künstlerarbeit von Walter Dohmen? Nein, sie ist nur ein Teilaspekt seiner Arbeiten: "Wie sollte es auch anders sein," so Stephanie Knöll in ihren abschließenden Worten, "bei einem Künstler, für den Leben, Tod und Neubeginn so eng miteinander verbunden sind, und der gerade dadurch dem Leben so zugewandt ist wie Walter Dohmen."

Die Ausstellung "Jahresdruck 2016" ist noch bis zum 24. Dezember 2016 jeweils Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 16 bis 18 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 11 bis 13 Uhr in der Lithographiewerkstatt, Pfahlstraße 25, zu sehen, zu den Öffnungszeiten läuft der Film "Die Lithographie. Der manuelle Steindruck in der Kunst", in dem Walter Dohmen bei seiner lithographischen Arbeit zu sehen ist.