Eichstätt
Anziehen wie eine Zwiebel

Geschrumpfter Wochenmarkt trotzt Minustemperaturen

08.02.2012 | Stand 03.12.2020, 1:51 Uhr

Der Stand von Familie Mayer ist gut geheizt. Susanne Bittl, Mitarbeiterin beim Marktstand des Biohofes Mayer, greift für einen Kunden nach dem Lauch - Foto: dbr

Eichstätt (dbr) Wo sonst die Menschen auf offener Straße Schlange stehen, sah man am Mittwoch auf dem Wochenmarkt nur vereinzelt mit Schal, Mütze und Rollkragenpullover bewaffnete Marktbesucher in die Verkaufszelte schlüpfen. Minus zehn Grad zeigte das Thermometer am Mittwochvormittag an.

Viele Verkäufer, wie etwa der Schnittblumenverkäufer, kamen überhaupt nicht zum Markt. Mülkiye Yamac, Obst- und Gemüseverkäuferin aus Ingolstadt, trotzte der Kälte wie fünf andere winterfeste Verkäufer. „Einige meiner Bohnen sind schon ein bisschen angefroren“, sorgt sich Yamac. Der Rest ihrer Ware sei aber in Ordnung.

Yamac beklagt seit dem Kälteeinbruch einen Umsatzrückgang von 50 Prozent. Ihre Waren seien nur bei einer Temperatur von etwa vier Grad plus zu gebrauchen, bei niedrigeren Temperaturen würden sie schlecht, „dann muss ich die Ware wegwerfen“.

Wolfgang Kobell aus Eichstätt kauft trotz der Kälte Birnen, Salat und Orangen an Yamacs Stand. „Die Qualität ist hier einfach besser“, erklärt er. Ihm mache die Kälte nichts aus, er fahre auch noch mit dem Fahrrad zur Arbeit.

Um 80 Prozent sei sein Umsatz zurückgegangen, erzählt Armin Meilinger aus Zell an der Speck. Er steht ohne Handschuhe im Freien und verkauft Eier und Kartoffeln. Die Kartoffeln hat er in seinem Auto gelagert, das er ab und zu anlässt, um die Ware warmzuhalten. Er hat sein Angebot wegen der Temperaturen schon reduziert, denn eigentlich verkauft er auch Äpfel und Birnen. „Vergangene Woche habe ich wegen der Kälte nur Eier verkauft“, so Meilinger. Sein System gegen die Kälte ist einfach: „Ich ziehe mich an wie eine Zwiebel.“ Außerdem trinke er heißen Kaffee, das helfe.

Heiße Getränke braucht Franz Josef Mayer vom Biohof Mayer in Preith nicht, denn seinen Stand mit Bioware beheizt er. Für ihn gibt es jedoch eine Grenze: „Bei minus 19 Grad kommen wir nicht“, stellt Mayer klar. Sein Zelt wäre dann zwar noch warm, aber die Kunden würden schließlich mit der Ware nach draußen gehen. Dann könnten Obst und Gemüse leicht gefrieren und unbrauchbar werden. Sein Umsatz sei aber ganz normal, die Kunden kämen weiter wie bisher.

„Das ist doch nicht schlimm“, sagt Rainer Baltsch, der Fisch verkauft. Die Kunden kauften ebenso viel wie vor dem Kälteeinbruch. Seine Ware allerdings, so Baltsch, könne nicht jede Temperatur vertragen. Zwar sei es nicht tragisch, wenn der Fisch anfriere, aber die Salate würden kaputt gehen, wenn es zu kalt wird. „Bei minus 15 Grad“, so Baltsch, „kann ich die Ware nicht mehr anbieten.“