Eichstätt
Alchemie, die Papier zum Leuchten bringt

Bodo Rott zeigt in der Lithographie-Werkstatt eine sehenswerte Ausstellung und den Jahresdruck

10.12.2013 | Stand 02.12.2020, 23:19 Uhr

Bodo Rott zeigt seinen Jahresdruck in seiner Offenen Werkstatt. - Foto: mkh

Eichstätt (EK) Nur selten kommen Kunst und Technik ähnlich eng zusammen wie bei der Arbeit in der städtischen Lithographie-Werkstatt Eichstätt. Auch wenn die Technik schon ein paar Jahrhunderte alt ist. Genau genommen stammt sie aus dem Jahre 1798. Alois Senefelder erfand das Verfahren, welches auch farbige Drucke in beliebigen Auflagen möglich machte. Genutzt wurde damals vor allem der dafür weltberühmte Solnhofener Kalkschieferstein.

Ab den 1930er Jahren setzte sich dann der Offsetdruck durch, was das Ende der wirtschaftlichen Nutzung des Steindrucks bedeutete. Doch noch heute wird dieser von Künstlern genutzt, da er seinen ganz eigenen Charme hat. „Die Lithographie bringt das Papier zum Leuchten“, sagte der Münchener Kunsthistoriker Andreas Strobl bei der jüngsten Ausstellungseröffnung in der Eichstätter Werkstatt.

Dort zeigt jetzt bis zum Heiligabend der Berliner Künstler Bodo Rott, ein gebürtiger Ingolstädter, den in Eichstätt entstandenen „Jahresdruck 2013“ sowie weitere Drucke unter dem Titel „Jüngste Lithographien“. In einer Offenen Werkstatt demonstrierte Rott in der Werkstatt am Tag nach der Vernissage, wie Lithographien an der Druckerpresse entstehen. Strobl sowie Werkstattleiterin Li Portenlänger assistierten ihm bei seinem Versuch, die Faszination der Lithographie zu verdeutlichen. Die zahlreichen Zuschauer folgten Rott gebannt während des ganzen, langen Vorgangs von der Zeichnung auf den Stein bis zum fertigen Ausdruck. Dabei ist das Besondere an der Eichstätter Werkstatt, dass die Künstler, die normalerweise für zwei bis drei Wochen als Gastkünstler eingeladen sind, nicht nur künstlerisch arbeiten, sondern auch die Drucktechnik selbst umsetzen. Üblicherweise übernehmen das heutzutage professionelle Druckwerkstätten. In Eichstätt kann jedoch an einer 130 Jahre alten Presse gedruckt werden, und zwar vom Künstler selbst. Dies lässt sich selten ein Künstler entgehen, denn, so Rott, es brauche zwar einigen körperlichen Einsatz, um die Mechanik einer solchen Handpresse in Gang zu setzen, doch sei dies nur anfangs so. Und der unschätzbare Vorteil in Eichstätt: Es entstehe ein Gefühl auch für diesen Teil der Arbeit.

Rott berichtete, dass er mit einer Idee in die Werkstatt hineingegangen, und dann mit 30 wieder herausgekommen sei. Doch in der Werkstatt selbst müsse man sich reduzieren, denn: „Man kann es nicht übermalen.“ Nur drei Farben seien maximal einzusetzen, insofern sei die Lithographie eine Zwischenstufe zwischen Zeichnung und Gemälde. „Es sind wenige Elemente, die man variiert“, sagte Rott. Da er auch male, wirke die Arbeit mit Drucken auf seine Malerei zurück und umgekehrt. Der Steindruck mag also unwirtschaftlich sein, doch er habe immer noch seine eigene Alchemie, und was sei die chemische Druckerei eines Alois Senefelder anderes gewesen als ebenfalls alchemistisch, meinte Rott mit einem Schmunzeln im Gesicht.

Die sehenswerte Ausstellung von Bodo Rott in der Städtischen Lithographie-Werkstatt, Pfahlstraße 25, ist bis zum 24. Dezember geöffnet, jeweils mittwochs, donnerstags und freitags von 16 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 13 Uhr. Ebenfalls geöffnet ist die Ausstellung am Montag, 23. Dezember, von 16 bis 18 Uhr sowie am Heiligabend selbst von 11 bis 13 Uhr.