Eichstätt
"Musizierender Herzog"

Beim Kapitelsgottesdienst im Dom kam die Leuchtenberg-Messe zur Aufführung

17.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:29 Uhr

Der Domchor sang gestern die Messe von Nicolaus von Leuchtenberg, komponiert 1933. Im Bild (von links): Domorganist Martin Bernreuther, Herzog Nicolaus von Leuchtenberg, Domkapellmeister Christian Heiß und Hauptzelebrant Domkapitular Prälat Dr. Christoph Kühn. - Foto: Ettle

Eichstätt (EK) In der Ahnenreihe der Herzöge von Leuchtenberg, Fürsten von Eichstätt, gibt es einen gefeierten Musiker und Komponisten: Nicolaus von Leuchtenberg (1896 bis 1937). Er ist der Vater des derzeitigen Chefs des Hauses, Nicolaus (geboren 1933).

Aus Freude über dessen Geburt und Taufe komponierte der "musizierende Herzog" eine lateinische Messe, die er "Messe zu Ehren des heiligsten Herzens Jesu" bezeichnete. Am gestrigen Sonntag sang der Domchor unter der Leitung von Domkapellmeister Christian Heiß, begleitet von Domorganist Martin Bernreuther, beim Kapitelsgottesdienst die Komposition.

Domkapitular Prälat Dr. Christoph Kühn und Domdekan Willibald Harrer feierten unter Assistenz von Diakon Franz Heim das feierliche Amt zum Jubiläum der Übergabe des Eichstätter Landes durch König Maximilian I. Joseph an Herzog und Fürst Eugen vor 200 Jahren. Die Gottesdienstbesucher waren aus Eichstätt, Pfreimd und Leuchtenberg in der Oberpfalz, aus München, anderen bayerischen und deutschen Städten in großer Zahl gekommen.

In der Predigt ging Prälat Kühn auf das Evangelium ein, in dem es um Vergeben und Verzeihen geht, und er forderte, "Vergebung, die wir Menschen von Gott erlangen, untereinander weiterzugeben". Der Prediger betonte, dass christliche Vergebungsbereitschaft zu den europäischen Werten gehöre als tragendes Prinzip zu einer gemeinsamen Zukunft des Friedens und Wohlergehens. Damit es nie wieder zu menschenverachtenden Ideologien komme, müssten wir uns auf die Werte des christlichen Glaubens mit jüdischen Wurzeln, das Erbe der griechischen Antike und des römischen Rechts besinnen.

Prälat Kühn verwies darauf, dass in der Vergangenheit die adeligen Familien ein gleichsam übernationales Europa abgebildet hätten und die Familie Leuchtenberg französisches, bayerisches und russisches Leben und Brauchtum verband. In den Fürbitten wurde um Versöhnungsbereitschaft unter den europäischen Völkern, für Land und Heimat und für die Verstorbenen der Familien Leuchtenberg und für alle Verstorbenen gebetet. Nicolaus von Leuchtenberg dankte dem Domchor, ihrem Leiter und dem Organisten für das Einstudieren der "Missa in honorem Sanctissimi Cordis Jesu". Christian Heiß stellte heraus, dass es sich bei der Messe um "ein anspruchsvolles Werk" handle, das gerne aufgenommen worden sei.

Der Tonkünstler Nicolaus von Leuchtenberg wurde 1896 in der Nähe von Sankt Petersburg geboren und kam 1905 nach Seeon. Eine weitere Station war Südfrankreich, ehe er als Rittmeister in einem Kosakenregiment für Russland in den Krieg ziehen musste. Er studierte später in München Musik, wirkte als Dirigent und gründete 1935 den Kosaken-Chor "Ataman Kaledin". 1928 hatte er Elisabeth Müller-Himmler aus Tutzing geheiratet. Nach Tochter Eugenie wurde Sohn Nicolaus geboren, was der Anlass zur Komposition der am Sonntag in Eichstätt aufgeführten Messe war. Die Uraufführung hatte am 7. Oktober 1934 in München Sankt Anna stattgefunden.