Eichstätt
Die Historie der Hänge im Süden

Führung zum Leuchtenbergjahr wegen schlechten Wetters verkürzt Fortsetzung im Oktober

20.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:16 Uhr

So frühlingshaft wie auf diesem Bild präsentierten sich die Anlagen rund um das Cobenzl-Schlösschen bei der geführten Wanderung am Ostermontag nicht. Die wegen des schlechten Wetters abgebrochene Tour wird am 2. Oktober fortgesetzt. - Foto: Chloupek

Eichstätt (EK) Das Wetter meinte es nicht gut mit den Interessierten, die sich in einer geführten Wanderung über den Cobenzlgarten und die Wege an den Hängen im Süden Eichstätts informieren wollten. Dennoch gab es viele interessante historische Details zu erfahren.

Eigentlich sollte die geführte Wanderung zum Leuchtenbergjahr "Alte Wege neu entdeckt - der Cobenzlgarten und die Anlagen", angeboten durch die Tourist-Information, drei Stunden dauern, doch als sich die kleine Gruppe zusammenfand, begann es bereits zu nieseln und das immer garstiger werdende Wetter ließ am Ende nur eine verkürzte Wanderung zu. Ziel der Tour war, die historische Bedeutung der Wanderwege an den Hängen im Süden von Eichstätt zwischen Cobenzl-Schlösschen und Rosental sowie auf dem Frauen- und Burgberg zu verdeutlichen.

Der Park des Ludwig Graf Cobenzl, der heute als Cobenzlgarten bezeichnet wird, ist Zentrum und Ausgangspunkt des Wegesystems. Die Reste des Gartens oberhalb des Siechhofes dokumentieren eine aufregende Zeit des Umbruchs in Eichstätt und der ganzen Welt: die Zeit der Aufklärung. Die Ständegesellschaft und der barocke Absolutismus wurden damals infrage gestellt. In Ingolstadt gründet Adam Weishaupt unter dem Zeichen der Eule Minerva den "Bund der Perfektibilisten", die späteren Illuminaten. Die Idee der Illuminaten gelangte schnell nach Eichstätt und Ludwig Graf Cobenzl, Schöngeist und Eichstätter Domherr, ließ einen "Garten der Begegnung" im Sinne der Aufklärung und der illuminatistischen Ideen errichten.

 

RESIDENZPLATZ

Zu Beginn der Führung ging es auf den Residenzplatz, der ein Zeugnis der barocken Blütezeit des Eichstätter Fürstbistums ist und gleichzeitig schon auf dessen Ende hinweist. Der Platz erlebte im Zeitalter der Leuchtenberger nur noch eine kurze Episode fürstbischöflicher Würden in Eichstätt. Bischof Raimund von Strasoldo, in dessen Auftrag die Ausgestaltung des Residenzplatzes ebenso wie der nachträgliche Einbau des Treppenhauses und des Spiegelsaales in der Residenz erfolgte, hatte nur noch zwei fürstliche Nachfolger: Johann Anton III. Freiherr von Zehmen und Joseph Graf von Stubenberg. Letzterer musste miterleben, wie 1802 bayerische Truppen Eichstätt im Zuge der Säkularisation besetzten. Er verlor den Fürstentitel und musste 1817 die Residenz räumen, um Platz für einen neuen weltlichen Regenten zu schaffen: Eugène de Beauharnais, Herzog von Leuchtenberg, Fürst zu Eichstätt (kleines Foto).

Nachdem der bayerische Kurfürst Maximilian befürchtete, Bayern könnte zwischen den verfeindeten Großmächten Frankreich und Österreich zerrieben werden, wählte er, entgegen dem Rat seiner Familie, ein Bündnis mit Frankreich. Napoleon stellte dem Wittelsbacher ein Königreich in Aussicht. Um dem Bündnis auch eine familiäre Ebene zu geben, sollte Eugène mit Auguste Amalia, der Tochter Maximilians, verheiratet werden. Da Eugène nicht dem Hochadel angehörte, verlangte Maximilian eine Adoption Eugènes durch Napoleon. So wurde Eugène auch als Erbe der französischen Krone legitimiert. Dem Wunsch Maximilians, Eugène zum König von Italien zu ernennen, kam Napoleon nicht nach.

Nach der Absetzung Napoleons 1814 kehrte Eugène mit seiner Frau Auguste Amalia aus Italien zurück: aus jenem Land, wo er Vizekönig unter seinem Stiefvater war. Maximilian ließ für seinen Schwiegersohn und seine Tochter den ausgestorbenen Adelstitel "Herzog von Leuchtenberg" reaktivieren. Gleichzeitig wurde ein Etablissement im Königreich Bayern gesucht. Eugène wählte das Gebiet der früheren Eichstätter Fürstbischöfe. Hierfür dürften das italienische Flair der Bischofsstadt ebenso wie die ausgedehnten Jagdgebiete und die relative Nähe zu München ausschlaggebend gewesen sein.

Beauharnais ließ nun den Platz vor seiner neuen Residenz im Sinne der "Moderne" der damaligen Zeit in einen Park umwandeln. Ein Zeugnis dieser Zeit ist die Linde vor dem Zugang zum Mortuarium. Der Residenzplatz wurde im 20. Jahrhundert wieder rebarockisiert.

 

HOFGARTEN

Der Hofgarten, der 1735 im Anschluss an den Bau der Sommerresidenz in Form eines großen Rechtecks Richtung Altmühl entstand, war dem Zeitgeist des Barock angepasst und hatte ebenso wie der Residenzplatz eine strenge barocke Ordnung. Gabrieli, der die Sommerresidenz erbaute und den dazugehörigen Garten mit einer geschlossenen Mauer umfasste, verfolgte auch hier das Prinzip der geschlossenen barocken Ordnung. Zum einen war er von Bauwerken wie den Pavillons geprägt, zum anderen durch seine strenge Anlage in Form von kleinwüchsigen Baumalleen und sorgfältig gestutzten niederen Hecken. Pedetti baute den Hofgarten um. Er öffnete die Mauern der Südseite und versah diese mit Eisengittern. So blieb der Garten eine geschlossene Einheit, ließ aber den Blick auf die gegenüberliegende Landschaft frei und bezog diese in das Gartenensemble mit ein.

Nach der Säkularisation gestalteten die Herzöge von Leuchtenberg dem Geschmack der neuen Zeit entsprechend den Hofgarten im Stil der Englischen Gärten um. Aus dem streng angelegten Flaniergarten wurde ein Garten für die Bürger der Stadt, wo auch viele Bäume gepflanzt wurden. In der Sommerresidenz richteten die Leuchtenberger eine große Tierpräparate- und Mineraliensammlung ein.

Am Ausgang Richtung Prinzensteg ist eine Hinweistafel mit einem historischen Kupferstich zu sehen. Diese zeigt den Hofgarten mit der barocken Bepflanzung und die gegenüberliegende baumfreie Talseite mit freiem Blick bis zur Frauenbergkapelle. Dass zum Ende des 18. Jahrhunderts keine Bäume an den Talhängen um Eichstätt zu finden waren, war einer jahrhundertelangen Abholzung und Überweidung geschuldet.

 

COBENZL-SCHLÖSSCHEN

Das Cobenzl-Schlösschen wurde von Gabrieli für den Oberjägermeister Franz von Katzenellenbogen erbaut, 1784 von Ludwig Graf Cobenzl als Sommerhaus und Lustschlösschen erworben. Der ehemalige Cobenzlgarten beginnt oberhalb des Siechhofes. Man erreicht ihn über die noch gut erhaltene historische Treppe. Hier ist ein Ausgangspunkt für Wanderungen durch die sogenannten Anlagen. Begrüßt wird man von einer Gedenktafel für den Erbauer dieser Anlage, Ludwig Graf Cobenzl.

An dieser Stelle musste die Führung aufgrund des schlechten Wetters enden. Sie wird im Herbst fortgesetzt: Termin ist der 2. Oktober um 14 Uhr.