Eichstätt
"Bleibendes Denkmal großmütiger Gesinnung"

50 000 Gulden und ein Haus als Startkapital für die Dom-Augusto-Stiftung Arbeitsschule für Kinder

15.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:29 Uhr

Sorgte für arme Eichstätter: Herzog August von Leuchtenberg (1810 bis 1835). ‹ŒQuelle: Historischer Verein

Eichstätt (EK) Ein augenfälliges Zeugnis aus der Zeit der Herrschaft der Herzöge von Leuchtenberg, Fürsten von Eichstätt, ist das stattliche Haus der Dom-Augusto-Stiftung. Seit Oktober 1903 ist das Gebäude am unteren Domplatz, Pfahlstraße Nummer 2, Stiftungsbesitz, zuvor war der Sitz im Postareal am oberen Domplatz. Grundstock für die Einrichtung der Armenfürsorge waren 50 000 Gulden, die Herzog August am 16. Dezember 1834 testamentarisch dafür der Stadt vermacht hatte.

August Karl Eugene Napoleon de Beauharnais wurde 1810 als Sohn von Herzog Eugen und seiner Ehefrau, der Königstochter Auguste Amalia, in Mailand geboren. Nach dem Tod seines Vaters 1824 wurde er der zweite Herzog von Leuchtenberg und Fürst von Eichstätt. Als Vormundin des minderjährigen Sohns regierte jedoch seine Mutter.

Auguste Amalia gab am 5. März 1832 bekannt: "Nach eingetretener Großjährigkeit übergeben Wir die Verwaltung Unserem vielgeliebten Sohn August, Fürsten zu Eichstätt." Dieser veröffentlichte: "Unsere vielgeliebte Mutter hat die Regierung Uns übertragen." August heiratete am 26. Januar 1835 Maria III. da Gloria, Königin von Portugal. Nach wenigen Wochen der Ehe, nämlich am 28. März 1835, starb der Wohltäter der Stadt Eichstätt in Lissabon an Diphtherie.

Mit überschwänglichen Worten berichtete das "Eichstätter Intelligenzblatt" im Dezember 1835 von der Eröffnung des fürstlichen Testaments durch Bayernprinz Carl Theodor. Danach hatte der Herzog 50 000 Gulden für die Notleidenden Eichstätts bestimmt. Seine Mutter und der Testamentsvollstrecker legten fest, dass die Summe "für eine Beschäftigungsanstalt für erwachsene Arme und eine Arbeitsschule für arme Kinder" verwendet werden soll. "Dieses Legat beurkundet den unendlichen Großmut und die Herzensgüte des edlen Fürsten gegen die Stadt Eichstätt", betonte der Magistrat.

Auguste Amalia stockte das Erbe quasi auf, indem sie der Stadt für die Einrichtungen das sich im herzoglichen Besitz befindliche Gebäude an der Stelle des heutigen Postamts überließ. Dieses Gebäude wurde an der Wende zum 20. Jahrhundert abgebrochen und dafür das Postamt gebaut. Die Post zog am unteren Domplatz aus, die Dom-Augusto-Stiftung zog ein.

Der Magistrat hatte unter Bürgermeister Joseph Holl eine Satzung mit 39 Artikeln erarbeitet, "um dem letzten Willen weiland seiner Königlichen Hoheit" gerecht zu werden. Paragraph 1: "Personen, deren Nahrungsstand wegen Mangels an Vermögen oder Verdienst oder wegen Unfähigkeit zum Erwerb nicht gesichert ist, soll Gelegenheit zum Erwerb gegeben werden." Auch Landbewohner konnten in der Anstalt arbeiten. Auf einen guten Leumund wurde Wert gelegt; Personen mit liederlichem oder unmoralischem Lebenswandel wurden nicht aufgenommen.

Als Arbeitsgebiete wurden festgelegt: Flachsspinnerei, Leinwandfabrikation und vorbereitende Arbeiten wie Brechen und Hecheln des Leins, Strumpfstrickerei, Weißzeugnähen, Herstellung von Zwirn, Fertigung von Dachplatten und Taglohnarbeit. Rohstoffe wurden von den Bewohnern der Stadt erworben. Die Dom-Augusto-Stiftung konnte auf die seit Langem bestehende Beschäftigungsanstalt des Armenpflegschaftsrats aufbauen.

Zweck der Arbeitsschule war, Mädchen von unvermögenden Eltern gewöhnliche weibliche Handarbeiten erlernen zu lassen. Buben sollten mechanische Beschäftigungen, Gartenarbeiten und Strumpfstricken verrichten. Die Kinder wurden für ihre Arbeit entlohnt, ein weiterer Sinn war, vom "müßigen und verwahrlosten Umherstreifen und Betteln abzuhalten". Im Alter von drei Jahren wurden Kinder aufgenommen, mit 14 Jahren musste Arbeitsschule und Bewahranstalt verlassen werden. "Die Kinder werden unausgesetzt beaufsichtigt", war festgelegt. Dem Alter entsprechend war kindliches Spielen zugelassen. Der Magistrat verköstigte die Mädchen und Buben mit "Rumfordscher Suppe und Brot". Bei Einbruch der Dunkelheit wurden sie zu ihren Eltern heimgeschickt. Im Jahr 1882 zum Beispiel waren 20 Mädchen beschäftigt, 1883 waren es 26. - Die nahrhafte Rumfordsche Suppe wurde 1795 erstmals für Soldaten bereitet. Sie bestand aus getrockneten Erbsen, Graupen, Salz und Bieressig, was längere Zeit gekocht wurde.

Im herzoglichen Testament war festgelegt, dass das Guthaben durch das Haus Leuchtenberg mit fünf Prozent verzinst wurde. Den Jahreszins bezahlte die Fürstentumskasse Eichstätt vierteljährlich aus. Daran hielt sich auch der dritte Herzog, Maximilian von Leuchtenberg. Weitere Zuwendungen und Förderungen der Stiftung wurden in mehreren Paragraphen geregelt.

Beschäftigungsanstalt und Arbeitsschule arbeiteten ganz gut, was ein Angebot vom März 1852 beweist. Danach wurden in drei Monaten 3725 Pfund Garn gesponnen sowie 3033 Ellen (knapp 1500 Meter) Leinwand angefertigt und den Beschäftigten insgesamt 1084 Gulden und 15 Kreuzer an Lohn ausbezahlt. Zum Vergleich: Ein Pferd kostete etwa 40 Gulden. Die Verwaltung bat die Bürger, bei der Stiftung einzukaufen und bot etwa leinene Socken, gebleichte und ungebleichte Unterhosen, Getreidesäcke "in vorzüglicher Güte", Strohsäcke, Kopfpolster und verschiedene Stoffe, blau, meliert und grau, an.

Interessant ist Artikel 28, in dem es heißt: "Die Stiftung des Herzoglich Leuchtenbergischen Hauses für die Stadt Eichstätt kann nie aufgegeben, eingezogen oder mit anderen Stiftungen vereinigt werden. Sie soll als ein bleibendes Denkmal der großmütigen Gesinnung des Infanten Dom Augusto auf die entferntesten Zeiten übergehen." Dies ist auch bisher so geschehen. Stadtrat und Stadtkämmerei verwalten die Stiftung und stellen in jedem Jahr einen Haushaltsplan auf. Immerhin fallen Ausgaben für den Unterhalt des Gebäudes und Mieteinnahmen an. Der Haushaltsplan mit 66 Seiten beginnt so: "Die Dom-Augusto-Stiftung Eichstätt ist eine rechtsfähige, örtliche Stiftung des öffentlichen Rechts. Sie wird von den Organen der Stadt Eichstätt verwaltet und vertreten. Die Stiftung hat die Aufgabe, im Altenheim Heilig-Geist Freiplätze für besonders hilfsbedürftige Personen aus der Stadt bereitzustellen. Konkretisiert wird der Stiftungszweck durch eine Zuschussgewährung an das Altenheim zur Deckung der laufenden jährlichen Betriebskosten."