Drei Entwürfe für Kriegerdenkmal

26.05.2009 | Stand 03.12.2020, 4:56 Uhr

Ehe das Kriegerdenkmal auf dem Domplatz errichtet wurde, konnten es die Eichstätter 1911 im Modell bestaunen. Zu den Zuschauern gehörten auch Schulbuben. - Foto: Historischer Verein

Eichstätt (HK) Das Kriegerdenkmal auf dem Eichstätter Domplatz prägt das Ensemble. Die feierliche Enthüllung war am Sonntag, 28. Mai 1911. Der Kriegerdenkmalverein und der Künstler Professor Heinrich Wadere (München), der die Erinnerungsstätte schuf, nahmen ihre Aufgabe überaus ernst.

Zur Begutachtung, und um die Entscheidung leichter zu machen, wurde sogar ein Modell gezimmert und auf dem Domplatz aufgestellt. Bereits im Mai 1909 wurden von Professor Wadere drei Modelle als Entwürfe nach Eichstätt geliefert und im Schaufenster der Lesehalle – sie befand sich am Domplatz in der Ecke zwischen Dom und Dom-Apotheke (früher Geschäft Gauckler) – ausgestellt.

Modell Nummer 1 kam zur Ausführung: Die zehn Meter hohe Säule mit dem schreitenden Löwen in Stein, die Pranke auf der Weltkugel. Nummer 2 sah vor, die Säule niedriger und zierlicher zu halten und den sitzenden Löwen mit einem Wappenschild in Bronze zu gießen. Das dritte Modell bestand ebenfalls aus einer Säule, als krönenden Abschluss jedoch mit einem Heiligen Georg auf dem Pferd im Kampf mit dem Drachen. Im Saal der Bibliothek wurde am Donnerstag, 6. Mai 1909, die Entscheidung zugunsten des Modells 1 gefällt.

Die Diskussion und Abstimmung leitete der königliche Generalmajor und Ehrenbürger Eichstätts, Karl Ulrich. Er war insbesondere um ein ansprechendes Stadtbild bemüht und leitete den Verschönerungsverein. Nach ihm ist der Ulrichsteig benannt, der von der Westenstraße zum Neuen Weg und Wintershof führt.

Heinrich Wadere war 1865 in Colmar geboren worden, studierte und arbeitete in München. Bedeutende Werke von ihm sind die Maria nach der Verkündigung in Straßburg, Erzbischof Thoma in der Frauenkirche sowie Marmorbüsten von Prinzregent Luitpold in der Königlichen Bank und in der Pinakothek, alle in München.

ANNO DAZUMAL

"In der ruhigen Altmühlstadt herrschte eine seltene Aufregung als am Montag, 8. Mai 1911, vormittags der Löwe aufgezogen und auf seinem Standort gebracht wurde." Dies schrieb der Vorsitzende des Historischen Vereins, Monsignore Professor Dr. Oskar Freiherr Lochner zu Hüttenbach, in einem Beitrag für den EICHSTÄTTER KURIER. Das Denkmal zeige in allen Teilen bei kraftvoller Einfachheit die edelste Abwägung und Ausgleichung der Massen und Linien. Der Löwe selbst sei in seiner ruhig gehaltenen Kraft eine prächtige Arbeit.

Der Sockelwürfel trägt auf der Frontseite unter dem eingemeißelten Kreuz im Lorbeerkranz die Widmungsinschrift: "Die Stadt Eichstätt ihren 1870/71 gefallenen tapferen Söhnen." Die Namen der 21 Gefallenen sind verewigt. Das Denkmal wurde von Steinmetzmeister A. Aufleger (München) in Muschelkalk geschaffen. Die Finanzierung lag in Händen des Kriegerdenkmalvereins, der 15 Jahre unter Leitung von Karl Ulrich die nötigen Mittel sammelte und "dem es gelang, nach vierzig Jahren Frieden das Werk zu vollenden."

Die Enthüllung des Denkmals war am Sonntag, 28. Mai 1911, sie begann mit der Begrüßungsfeier im Saal des Gesellenhauses (Kolpinghaus) am 27. Mai. Zum Auftakt spielte die Eichstätter Bataillonsmusik. Die Festansprache hielt Rechtsanwalt Michael Morhard. "Mit hehrer Freude sieht heute der Kriegerdenkmalsverein seine langjährige Tätigkeit durch Erfolg gekrönt und mit stolzer Genugtuung kann er der Stadt Eichstätt ein herrliches Denkmal übereignen", führte er aus. Es mahne aber auch zu ernster Betrachtung. In diesen Jahren wurde von Frankreich noch als "der Erbfeind" gesprochen. Zum Schluss ließen alle anwesenden Prinzregent Luitpold hochleben.

Um 6 Uhr früh wurden an dem denkwürdigen Sonntag die Bürger der Stadt durch Kanonendonner und dem Spiel der Bataillonsmusik geweckt. Der Kriegerverein ehrte im Friedhof den am 3. November 1870 in Eichstätt gestorbenen französischen Kriegsgefangenen Jean Pierad und zog dann mit 52 nach Eichstätt gekommenen Vereinen durch die Stadt zum Domplatz, wo der Festakt der Enthüllung stattfand. Bürgermeister Eduard Mager sagte: "Gern und freudig übernimmt die Stadt das Denkmal in Eigentum und Schutz". Im Saal des Rathauses wurden danach 37 bedürftige Veteranen empfangen und jedem zehn Mark, zur Hälfte in nagelneuen Prinzregent-Jubiläumsmünzen, ausbezahlt. An den Prinzregenten wurde ein Telegramm gesandt, in dem ihm unverbrüchliche Treue versichert wurde. Um 20 Uhr traf die Antwort aus Berchtesgaden ein: "Seine Königliche Hoheit waren über die Huldigung aufrichtig erfreut." Zum Ausklang wurde ein Gartenfest in der Hofmühl für rund 4000 Gäste arrangiert. Das Requiem für die Gefallenen wurde in der Peterskirche am Montag, 29. Mai 1911, durch Dompfarrer Geistlichen Rat Ludwig Nusser zelebriert.

Das Denkmal als Mahnung zum Frieden ist noch immer aktuell. Zwei Weltkriege brachten unendliches Leid ebenso wie die Schüsse an der Berliner Mauer und der Terrorismus und die vielen Kriegs- und Unruheherde auf der Erde.