Dollnstein
Eine gute Nachbarin

Die Krankenschwester Zenta Karch war 2003 Gründungsmitglied des Dollnsteiner Helferkreises

18.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:06 Uhr

Viel unterwegs: Zenta Karch arbeitet als ambulante Krankenschwester in Teilzeit. Auch für den Helferkreis übernimmt sie öfter Fahrten. - Foto: Steimle

Dollnstein (EK) Krankenschwester, das wollte Zenta Karch schon als Kind werden. "Als wir Kommunion hatten, sollten wir aufschreiben, welchen Beruf wir einmal gerne hätten", erinnert sich die 59-Jährige. Ihre Wahl hat Zenta Karch nie bereut, sondern mit ihrem Ehrenamt verknüpft: 2003 war sie Gründungsmitglied des Helferkreises "Menschen helfen Menschen" in Dollnstein.

"Meine Tante hat mich ein bisschen geprägt", sagt die gebürtige Gammersfelderin (Gemeinde Wellheim). Die Verwandte lebte zwar in einem Kloster, wäre aber auch gerne Krankenschwester geworden. Zenta Karch machte ihre Ausbildung in Weißenburg und arbeitete in Stuttgart in einer Klinik, bis ihr erstes Kind geboren wurde. Seitdem ist sie rund um Dollnstein in Teilzeit im ambulanten Pflegedienst der Caritas beschäftigt.

Zenta Karch ist nicht überzeugt, ob sie in die Starke-Frauen-Serie "reinpasst". Schließlich führe sie keine Behörde oder übe einen männlich dominierten Beruf aus. "Aber wenn es gut für den Helferkreis ist, bin ich dabei."

Dieser kümmert sich seit 2003 kostenlos und unbürokratisch um Mitbürger, die sich in einer Notlage befinden. "Wir machen Besuchsdienste für Alleinstehende und Kranke, Kinderbetreuung, helfen bei Formularen und Behördengängen, entlasten pflegende Angehörige und übernehmen Fahrdienste", umreißt Zenta Karch das Angebot, das über die Jahre immer umfangreicher geworden ist. Etwa 35 Dollnsteiner bekommen im Moment Hilfe von der Organisation.

Dabei hatte sie am Anfang Zweifel, ob man den Helferkreis würde aufbauen können. "Meldet sich überhaupt jemand, der die Hilfe annehmen will" - diese Bedenken wurden schnell zerstreut. 2002 ließ sich Zenta Karch in den Gemeinderat wählen, um "Menschen helfen Menschen" anstoßen zu können. Dank der Hilfe der Gemeinderäte, Hausärzte und jeder Menge Mundpropaganda sowie der anderen Vereine rief man dann die Nachbarschaftshilfe 2003 im Laurentius-Haus ins Leben.

An den ersten Hilfsbedürftigen kann sich Zenta Karch noch gut erinnern. "Er konnte nicht mehr einkaufen, nicht mehr das Holz zum Heizen tragen", erklärt die Krankenschwester, dank der Unterstützung des Helferkreises konnte der Rentner noch zwei Jahre in seinem Zuhause bleiben, wie so viele wollte er nicht in ein Altenheim. "Es hilft manchen auch, zu wissen, dass sie in Zukunft Hilfe bekommen können, wenn es ihnen mal nicht so gut geht", das hört Zenta Karch öfter. Hausärzte, sogar auch Rechtsanwälte geben dem Helferkreis Tipps, wer kleine Stützen im Alltag benötigen könnte, manchmal wird die Dollnsteinerin von Nachbarn angesprochen. "Ich gehe dann vorbei und suche das Gespräch."

Wie wichtig der Helferkreis ist, sieht die 59-Jährige bei ihrer Arbeit für die Caritas. "Wir übernehmen Dinge, die eine Pflegekraft nicht leisten kann, einfach weil sie die Zeit dazu nicht hat." Ein gutes Beispiel seien die Besuchsdienste im Altenheim. Man treffe die Dollnsteiner regelmäßig, unterhalte sich mit ihnen und bringe ein kleines Geschenk mit.

Dass sie manchmal auch an ihre Grenzen stößt - im Beruf wie auch im Ehrenamt -, daraus macht Zenta Karch keinen Hehl. Als die Flüchtlinge nach Dollnstein kamen, sei es schon schwer geworden, alles zeitlich unter einen Hut zu bringen. Doch nicht nur das: "Es waren sehr viele Kinder, sehr viele schwangere Frauen dabei. "Das war psychisch schon belastend, man kann nicht alles, was man hört und sieht, einfach so abstreifen, auch wenn man es versucht." Nun laufe die Unterstützung der Flüchtlinge in geregelteren Bahnen, außerdem habe man mehr Helfer gefunden, ein Miteinander sei entstanden. "Die Flüchtlinge gehören jetzt in Dollnstein dazu."

An die 500 Stunden hat Zenta Karch im vergangenen Jahr für den Helferkreis gearbeitet. Ihre Familie akzeptiere ihr Engagement, sagt die Dollnsteinerin, wenn ihr Mann und die beiden mittlerweile erwachsenen Kinder das Ganze nicht mittragen würden, sei es nicht realisierbar.

Beistand findet Zenta Karch zusätzlich in ihrem Glauben, "der stützt mich in schweren Situationen", ist aber auch als Aufgabe zu verstehen: "Wenn ich die Möglichkeit und die Zeit habe zu helfen, dann mache ich das."