Eichstätt
Diskussionsrunden zum Klimaschutz

Die Abgeordneten Tanja Schorer-Dremel und Reinhard Brandl stellten sich den Fragen von Schülern

05.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:31 Uhr
Im Zusammenhang mit den aktuellen Demonstrationen von Jugendlichen zum Klimaschutz stellten sich die beiden Abgeordneten Tanja Schorer-Dremel (MdL) und Reinhard Brandl (MdB) den Fragen von Schülerinnen und Schülern. −Foto: Graf

Eichstätt (EK) Es gibt wohl derzeit kaum ein politisches Thema, das Jugendlichen so unter den Nägeln brennt wie die Klimapolitik. Vor knapp zwei Wochen gingen auch in Eichstätt junge Menschen auf die Straße, um nach dem Vorbild der schwedischen Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg auf den Klimawandel aufmerksam zu machen.

Und zumindest auf regionaler Ebene wurde ihr Hilfeschrei nun gehört: Die beiden CSU-Abgeordneten Tanja Schorer-Dremel (Landtag) und Dr. Reinhard Brandl (Bundestag) haben sich in der vergangenen Woche spontan angeboten, mit Schülerinnen und Schülern über deren Probleme und Fragen zu diskutieren. Am vergangenen Montag waren die beiden hierzu am Gabrieli-Gymnasium (GG) und Willibald-Gymnasium (WG) zu Gast. Und über beide Diskussionsrunden lässt sich am Ende festhalten, was Katrin Pesch, die Verbindungslehrerin am GG, festgestellt hat: "Die Schüler wurden ernst genommen und es war ein bis zur letzten Minute intensives Gespräch."

Am GG standen im Zentrum der Diskussion vor allem die anstehende Energiewende, erneuerbare Energien und der Kohleausstieg. "Warum geht das nicht schneller?", war eine der ersten Fragen einer Diskussionsteilnehmerin. Doch Reinhard Brandl musste hier leider den Elan der Schülerin bremsen: "Deutschland ist zwar im Umweltschutz ein Vorbild, Einfluss und Wirksamkeit sind jedoch begrenzt im Vergleich zu den USA und China", meinte der Bundestagsabgeordnete. Eine Frage betraf auch die strukturelle Zuordnung von Politik und Wirtschaft: "Muss man nicht das Verhältnis von Wirtschaftswachstum und Nachhaltigkeit neu überdenken", meinte ein Schüler. Tanja Schorer-Dremel gab hier den Ball auch an die Verbraucher und an die junge Generation zurück: "Der Einfluss der Konsumenten ist sehr groß, etwa was die Nutzung von Plastikverpackungen beim Einkaufen betrifft", sagte die Landtagsabgeordnete.

Nach dem Gespräch zeigten sich die Schüler recht angetan. "Ich habe mich ernst genommen gefühlt", sagte etwa Laura Seitle aus der Q11, um aber auch hinzuzufügen: "Es wäre wichtig, die jüngere Generation öfter zu Wort kommen zu lassen und ihr politisch mehr Mitbestimmung einzuräumen." Und Elisabeth Albrecht (Q11) erkannte einmal mehr die Bedeutung globaler Prozesse. "Mir wurde bewusst, dass wir nur auf europäischer Ebene etwas bewegen können", sagte sie. Fast etwas desillusioniert zeigte sich Jeremia Funk (Q11): "Neu für mich war, dass die Umsetzung der Energiewende oft Widerstand auf Seiten der Bürger hervorruft."

Am Willibald-Gymnasium war der Abgeordnetenbesuch als Podiumsdiskussion organisiert, die von den beiden Schülersprechern Julius Strauß und Simon Münzer moderiert wurde. Freilich war auch hier das Einstiegsthema die Klimapolitik. Brandl hob die vorbildhafte Wirkung Deutschlands hervor: "Beim Umgang mit regenerativen Energien kann Deutschland gut und gerne als Blaupause hergenommen werden", sagte Brandl, der mit diesem Besuch auch an die Schule zurückkehrte, an der er selbst das Abitur abgelegt hatte. Angesprochen auf die Friday-for-Future-Demonstrationen bekundete er seinen Respekt vor den Aktionen der Schüler, machte aber auch darauf aufmerksam, dass der wichtigste Rohstoff für die Zukunft auch die Bildung sei, die nun mal mit Unterricht in Verbindung stünde.

Die Anwesenden hatten sich mit einer Bandbreite an Fragestellungen auf den Besuch der Abgeordneten vorbereitet. Auf ein Tempolimit auf Deutschlands Straßen angesprochen tendierte Brandl zu einer differenzierteren Sichtweise: "Ich bin gegen ein generelles Tempolimit, aber für eine situationsabhängige Tempobeschränkung", sagte der CSU-Politiker.

Lange Diskussionen führten die Schüler auch im Hinblick auf die gestiegenen Abholquoten bei Schülern über die geänderten Buslinien beim Nachmittagsunterricht. Nach einer zeitlichen Verschiebung von Buslinien müssen manche Schüler enorme Wartezeiten auf sich nehmen: "Ich warte 50 Minuten auf den Bus", meinte etwa Julius Strauß. Manchmal müsse man halt dann auch auf das Elterntaxi zurückgreifen. Umweltfreundlich sei das freilich nicht, gab er zu.

Schorer-Dremel, die auch als stellvertretende Landrätin auf dem Podium saß, versicherte, sie werde sich dieser Sache annehmen. Das Problem müsse aber im Gesamtverband mit den weiterführenden Schulen gesehen werden, wobei sie anmerkte: "Es ist die Kunst der Politik, allen Interessen der Bürger gerecht zu werden." Die Schüler beider Gymnasien hatten zu dieser Problematik statistisches Material gesammelt und versprachen, dieses an die Abgeordnete weiterzuleiten. Gelingt es tatsächlich, die Zahl der elterlichen Taxiunternehmen zu reduzieren, so wäre zumindest auf regionaler Ebene ein kleiner Beitrag zum Klimaschutz geleistet. Die Demonstrationen aber werden wohl auch in Eichstätt - in welcher Form auch immer, darüber beratschlagen unter anderem die Schülermitverantwortungen der Schulen derzeit - weitergehen, um nicht nur ein Tropfen auf dem heißen Stein gewesen zu sein.
 

Andreas Graf