Morsbach
Die letzten Müller im Landkreis

Die Hainmühle in Morsbach ist die einzige Mühle rund um Eichstätt, die noch täglich Getreide mahlt

21.08.2020 | Stand 02.12.2020, 10:43 Uhr
Der Lastwagen der Hainmühle wird gerade mit Roggenmehl befüllt. Dann kommt das Mehl direkt zu Bäckereien in der Region. −Foto: Bauer

Morsbach - Die Hainmühle in Morsbach in der Marktgemeinde Titting ist die einzige Mühle im Landkreis Eichstätt, die noch Getreide mahlt.

Dabei gehören Regionalität, kurze Wege und Kundennähe zur Betriebsphilosophie.

Die Mühle bezieht das gesamte Getreide von Landwirten der Region und liefert das Mehl auch gleich wieder an Bäckereien in der Gegend. In den Mühlenläden in Morsbach und Thalmässing verkauft die Hainmühle die eigenen Produkte und viele andere Artikel.

Der Trend, so die Erfahrung der Betriebsinhaberin Andrea Biehler und ihres Mannes Wolfgang, geht neben Bio - die Nachfrage hat sich gut entwickelt - auch stark zu den alten Getreidesorten. Die Kunden in den Mühlenläden fragen wiederholt nach dem Emmer, der zu den ältesten Getreidesorten der Welt gehört.

Wie Andrea Biehler erklärt, ist das Urgetreide sehr gesund, mit vielen Mineralstoffen und einem hohen Eiweißgehalt. Es verleiht Brot und Gebäck einen würzigen Geschmack. Es ist zwar ein robustes Getreide, aber ertragsarm und deshalb teurer. Um die Kundenwünsche zu erfüllen, hat die Hainmühle zwei Landwirte der Region gewonnen, die Emmer anbauen.

Dazu sagt Andrea Biehler: "Wir in der Hainmühle hegen schon seit vielen Jahren eine Vorliebe für Urgetreide. Zu diesen zählt neben Emmer auch Dinkel. " Die Landwirte, die Dinkel anliefern, und die Mühle sind seit fünf Jahren mit dem Siegel "Geprüfte Qualität Bayern" zertifiziert. Auch eine Zertifizierung nach den Biorichtlinien gibt es schon seit Jahren. Neben dem Urgetreide vermahlt die Hainmühle Weizen und Roggen.

Während der Corona-Zeit stieg die Online-Nachfrage gewaltig. Bis zu 100 Sendungen verschickte der Betrieb täglich. Dabei hat sich der Kundenstamm von der Region über ganz Deutschland ausgeweitet, von Flensburg bis an den Bodensee. Aktuell sind noch nicht alle Produkte online verfügbar, aber es werden immer mehr. Im Internetshop finden die Besucher auch Aktuelles aus der Mühle und viele Rezeptideen.

Viele junge Familien kommen zur Hainmühle. Von Frühjahr bis Herbst finden auch zahlreiche Radfahrer den Weg in die Mühlenläden in Morsbach und Thalmässing. Sie alle sind überrascht und staunen, was da so alles in den Regalen steht. Da gibt es nicht nur Mehl, sondern vieles mehr für eine gute Küche, unter anderem Nudeln, Gewürze, Kekse, Liköre, Müsli, Speiseöle und dazu kostenlose Rezepte etwa für Apfelkuchen oder Dinkelbrot, Brotaufstrich oder Sauerteig. Seit Kurzem hat die Hainmühle zwei Brotbackmischungen im Sortiment: Mühlenbrot und Sonnenblumenbrot.

Dass wegen Corona seit Frühjahr keine Mühlenführungen mehr möglich sind, bedauert vor allem auch die Seniorchefin Gertraud Schmidt sehr. Sie führte die Besucher immer mit großer Begeisterung durch die Mühle und kümmerte sich gerne um die Gäste und Kunden. "Wir alle freuen uns über jeden Besucher bei uns in der Mühle", erklärt Andrea Biehler.

Regionalität steht bei der Betriebsführung ganz oben: "Wichtig für uns ist, dass wir weitere Direktvermarkter als Partner haben. Wir gehen Hand in Hand mit ihnen. Wo es möglich ist, tauschen wir unsere Waren aus", sagt sie. "So verkaufen wir zum Beispiel Kürbiskerne und das Altmühltaler Kürbiskernöl von Markus und Sylvia Hiermeier aus Wellheim, und in deren Hofladen gibt es unser Mehl. Auch findet man bei uns viele Produkte der Kräuterpädagogin Brigitte Zinsmeister aus Schönfeld. "

2800 Tonnen Getreide, natürlich alles aus der Region, verarbeitet die Hainmühle im Jahr. Zur heurigen Ernte merkt Andrea Biehler zufrieden an: "Die Getreideernte ist ausgesprochen gut, ertragreich und von hoher Qualität. " Auch die Abwicklung bei der Anlieferung klappte reibungslos und ging sehr zügig voran. Das ganze Jahr über wird dann das Getreide gemahlen. Es können jeden Tag rund 25 Tonnen Mehl hergestellt werden. Neben Emmer, Dinkel, Roggen und Weizen für die Mehlproduktion lagert die Hainmühle auch Braugetreide, Futtergetreide und Ölsaaten.

Für die Hainmühle ist es wichtig, gutes Personal zu haben: "Unser Familienbetrieb kann nur bestehen, weil wir tolle Mitarbeiter haben, in der Verwaltung, in den Läden, im Lagerhaus und im Mühlenbetrieb. Bäckereien sowie Privatkunden seien voll des Lobes für das Mehl des Müllermeisters Helmut Hauf. Warum ihm die Mischung so gut gelingt? Die Basis für bestes Mehl bilde das Getreide, sagt er. Nur aus einem hervorragenden Rohstoff könne gutes Mehl werden. Jede Mühle hat aber auch ihre kleinen Geheimnisse: "Wir nutzen unseren Erfahrungsschatz und unser über Generationen angesammeltes Wissen. So entstehen Mehle mit hervorragenden Backeigenschaften. "

EK