Eichstätt
Die Tücken der Nachverdichtung

In Landershofen soll ein geteiltes Grundstück bebaut werden - Nachbarn befürchten Präzedenzfall

20.06.2021 | Stand 23.09.2023, 19:17 Uhr
Auf diesem Grundstück in Landershofen sollen zwei Einfamilienhäuser entstehen. Was vom Bauamt als verträgliche Nachverdichtung eingestuft wird, sehen die Anlieger äußerst kritisch. −Foto: Knopp

Eichstätt - Die Angelegenheit klang zunächst einmal nach reiner Routine: In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses kam eine Voranfrage zum Neubau von zwei Einfamilienhäusern am Wacholderweg in Landershofen auf den Tisch. Schnell stellte sich allerdings heraus, dass das Vorhaben bei den Nachbarn auf wenig Gegenliebe stößt.

Bei dem Projekt geht es um ein vor Jahren geteiltes Grundstück, das rückwärtig schon lange bebaut ist. Im vorderen Bereich Richtung Straße Am Herrengrund sollen nun jene zwei Einfamilienhäuser errichtet werden. 2007 ist ein ähnliches Vorhaben schon mal gescheitert: Auch damals hatten die Nachbarn schon Front dagegen gemacht und waren damit erfolgreich.

Mittlerweile hat sich die Situation geändert. Stichwort: Nachverdichtung. Die Verwaltung stufte sie in diesem Fall als "noch verträglich" ein, wie Stadtbaumeister Jens Schütte in der Sitzung erläuterte. Im Vordergrund stehe ein sparsamer Umgang mit Flächen. Außerdem habe es in diesem Gebiet schon öfter Abweichungen vom Bebauungsplan und damit entsprechende Nachverdichtungen gegeben.

Schüttes Argumentation folgte das Gremium fraktionsübergreifend: Solche Situationen seien für die Nachbarn immer schwierig, meinte Hans Tratz (CSU), "aber wir kommen nicht drum herum". Schließlich müsse Wohnraum auch bezahlbar sein. Klaus Bittlmayer (Grüne) fand das Vorhaben begrüßenswert: "Das Grundstück ist groß genug für eine weitere Bebauung."

Einige Anlieger, die die Sitzung mitverfolgten, sind da ganz anderer Auffassung: Sie sehen hier einen regelrechten Dammbruch, der "den einheitlichen, naturnahen und großzügig gestalteten Wohncharakter" der Straße Am Herrengrund zerstören würde. Dieses Projekt könne nämlich eine Reihe weiterer solcher Vorhaben nach sich ziehen, wie Sprecher Fritz Ehegartner gegenüber unserer Zeitung betonte. In unmittelbarer Nähe gebe es nämlich weitere unbebaute Flächen, deren Eigentümer jetzt nur darauf warteten, sie möglichst "gewinnmaximierend" bebauen zu können - etwa mit Doppel- oder Reihenhäusern "unter größtmöglicher Ausnutzung des Grundstücks". Dass hier bezahlbarer Wohnraum geschaffen werde, hält Ehegartner angesichts der aktuellen Quadratmeterpreise für eine Mär. Er beharrt darauf: "Um Wohnqualität und Wohnfrieden zu bewahren, sollten die Interessen vieler Bewohner des Herrengrunds Vorrang haben vor den wirtschaftlichen Interessen einzelner Personen."

EK

Kommentar

Nicht umsonst wird (Alt)Landershofen gerne mal als Grünwald Eichstätts bezeichnet: Hier lebt es sich wirklich idyllisch, und auch die Grundstücke sind deutlich größer als heutzutage. Typisch eben für eine Siedlung, die in den 1960er-Jahren entstanden ist. Kein Wunder also, dass die Bewohner wenig Lust darauf verspüren, am Status quo etwas verändern zu wollen. Ein durchaus nachvollziehbares Anliegen - vor allem des Betroffenen, dem nun zwei Häuser direkt vor die Nase gesetzt werden sollen.

Somit rückt nun auch den Landershofenern das Thema Nachverdichtung zunehmend auf den Pelz. Schließlich gibt es hier noch einige schöne Grundstücke, die schon seit Jahrzehnten ihrer Bebauung harren. Und es ist natürlich davon auszugehen, dass dies nicht unter dem bisherigen Motto des "großzügigen Wohncharakters" geschehen wird.

Es ist eine Zwickmühle: Auf der einen Seite soll der Flächenfraß durch intensivere Bebauung eingedämmt werden, was politisch gewollt ist, auf der anderen müssen Alteingesessene dadurch Qualitätseinbußen hinnehmen. Konflikte dieser Art wird es in Zukunft sicher noch häufiger geben.

Jürgen Knopp

Jürgen Knopp