Arnsberg
Die "Rentnergruppe" packt an

Seit April halten die Männer die Anlage des FC Arnsberg in Schuss - Teil eins der Serie über Vereine

31.07.2020 | Stand 23.09.2023, 13:16 Uhr
Die sieben der neun Mitglieder der "Rentnergruppe" auf der Terrasse, die sie neu hergerichtet haben: (von links) Rudi Renner, Ludwig Purzler, Hans Regler, Heinz Partsch, Franz Gangauf, Hans Burkhardt und Wilhelm Partsch. Die Gabione lässt sich sogar in unterschiedlichen Farben beleuchten.. −Foto: Steimle

Arnsberg - Schon von Weitem hört man, dass auf dem Gelände des FC Arnsberg gewerkelt wird - eine Heckenschere durchschneidet neben den Bodendeckern am Tennisplatz auch die vormittägliche Stille.

Seit April vergangenen Jahres trifft sich die "Rentnergruppe" des Vereins immer mittwochs, um zu arbeiten und ein wenig zu ratschen.

Während die einen mit Gartenarbeit beschäftigt sind, tragen Franz Gangauf und Rudi Renner Holzlasur auf die neue Tribüne auf. Von hier aus lässt sich von nun an ein Tennismatch bequem beobachten. "Die Tribüne war unser Projekt im Frühjahr", sagt Wilhelm Partsch, mit den Bodendeckern haben sie dafür häufiger zu tun, zwei Mal im Jahr müssen diese gebändigt werden. "Der Vorstand wird entlastet und uns tut es gut, so kommen wir ein wenig zusammen", fasst es Rudi Renner zusammen.

Hintergrund war auch das 70-jährige Vereinsjubiläum, das man in diesem Jahr groß gefeiert hätte, wenn Corona nicht dazwischengekommen wäre. Zu dieser Feier sollte das Gelände noch vorzeigbarer sein, als es ohnehin schon ist. Gleichzeitig hätte man 25 Jahre Spielbetrieb im Tennis begehen können.

Egal ob die Truppe mit Holz, Metall, Maschinen oder Elektronik arbeiten muss - für jede Aufgabe hat sie einen Fachmann in ihren Reihen. "Dachdecker, Maler, Kfz-Meister - alles ist da", sagt Gangauf. "Jeder hat einen Beruf, den er einbringen kann. " Handwerkliches Geschick ist also vorhanden, "ich bin der Einzige, der nix kann, ich bin Beamter gewesen", sagt Wilhelm Partsch schmunzelnd. Er ist mit bald 62 Jahren der Jüngste der Gruppe, der Älteste ist 69. "Vor zwei Jahren hat Willi seine Idee auf der Jahresversammlung vorgebracht", erklärt Rudi Renner, seitdem halten sie das Gelände in Schuss und erneuern, "wenn es geht", sagt Wilhelm Partsch. Zeit habe man im Ruhestand ja genug. Deshalb stellen sie sich auch zur Verfügung, wenn die beiden Spielfelder eine Beregnungsanlage bekommen. Diese wird von einer Fachfirma eingebaut. Damit es für den Verein günstiger wird, stellen sich die Rentner als Arbeitskräfte zur Verfügung. "Wir haben tagsüber mehr Zeit als andere", meint Wilhelm Partsch, da werden sie nicht nur am Mittwoch beschäftigt sein. "Ich hab noch nie so viel gearbeitet wie jetzt", sagt Rudi Renner. Gelächter in der Runde.

Sie alle sind um die 50 Jahre schon Mitglied beim FC Arnsberg und "die meisten waren aktive Fußballer", erzählt Wilhelm Partsch, Rudi Renner nickt. Damals, sagt Renner, gab es nur eine Jugendmannschaft, es wurde noch nicht in Altersklassen eingeteilt. Nach etwa 35 Jahren Fußball sei man dem Verein verbunden geblieben. "Wir haben eine schöne Anlage, die wir herzeigen können", sagt Partsch, idyllisch gelegen in der Nähe der Altmühl und den markanten Felsen im Hintergrund. Nicht nur aus diesem Grund hat der Verein in den vergangenen anderthalb Jahren einen Mitgliederzuwachs erlebt, man liegt nun wieder gut über der 600er-Marke. "Wir haben im Fußball einen guten Zulauf", weil man das Glück habe, dass zwei junge Männer den Nachwuchs trainieren. Auch fürs Tennisspielen interessieren sich einige, hier sind 35 Kinder ab sechs Jahren aktiv und auch Kinderturnen kann man anbieten, weil sich die Gemeinden Walting und Kipfenberg entgegenkommend zeigen, wenn es um die Schulturnhallen geht. Über 600 Mitglieder bei nur 330 Dorfbewohnern - "viele der Mitglieder kommen aus Gungolding und Pfalzpaint", erklärt Heinz Partsch. Er war an diesem Tag im Vereinsheim beschäftigt, um dort eine Beameranlage einzurichten und zwar so, "dass sie von jedem ganz einfach benutzbar ist", sagt der Maschinenbauer, der lange bei Osram, beziehungsweise Ledvance beschäftigt war. Seine Idee war dazu noch die Beleuchtung der Gabionenkörbe auf der neugestalteten Terrasse, bisher wohl das umfangreichste Projekt der Gruppe. Dort wurde das Geländer neu aufgebaut und der Bereich davor mit Steinen und Pflanzen versehen. "Meistens leuchtet sie in den Vereinsfarben blau und weiß", aber an Fasching darf's auch mal bunt sein. Ein schöner Platz, um nach getaner Arbeit ein kühles Getränk zu genießen. "Das darf auch nicht fehlen", sagt Franz Gangauf.

EK

Tina Steimle