Eichstätt Seit 1864 gibt es den EICHSTÄTTER KURIER
Die Rebdorfer "Odlpumper" werden abgelöst

Bis 1951 waren zu Haftstrafen verurteilte Männer im Einsatz, dann übernahm die Münchner Firma "Allfäka"

29.04.2021 | Stand 03.05.2021, 3:33 Uhr
Die Rebdorfer "Odlpumper" mit dem Fäkalienwagen auf der Spitalbrücke. Das colorierte Bild entstand vor 1928 und zeigt die Gestänge der eisernen Brücke. 1951 endete der Vertrag der Stadt mit dem Arbeitshaus Rebdorf. −Foto: Historischer Verein

Eichstätt Seit 1864 gibt es den EICHSTÄTTER KURIER, und bereits 1791 gibt es in Eichstätt Heimatzeitungen, die von den Geschichten und Geschehnissen in Altmühl-, Gailach- und Schuttertal oder auf den Jurahöhen berichten - manche tragisch, manche amüsant, doch alle stets informativ.

Das Blättern darin lohnt sich auch heute noch - deshalb heißt es in dieser Rubrik einmal im Monat: "Zurückgeblättert":

1811: Biblische Namengroß in Mode

Namen aus der Bibel und von Heiligen waren vor rund zweihundert Jahren groß in Mode. Das wird beim Lesen der Seite "Geboren, copuliert und gestorben" im "Intelligenzblatt" deutlich. Nachstehend einige Angaben aus der Ausgabe vom 28. April 1811. Geboren wurden: Joseph, Sohn eines bürgerlichen Maurers; Maria Anna Josepha, Tochter einer Taglöhnerin; Joseph Willibald, Sohn des Storchenwirts; Eduard Emmanuel, Sohn eines Handelsmannes; Johann Joseph, Sohn des Eichhornwirts; Sophia Xaveria, Tochter eines Gerichtsrats; Anton, Sohn eines Zinngießers. Weiter häufig gewählte Vornamen: Sebastian, Dominikus, Theresia, Katharina, Franz, David, Ignaz, Veronika, Jakob, Ludwig, Michael und Anastasia.

1831: Sammeln von Raupenpolizeilich angeordnet

Es ist erstaunlich, was vor zweihundert Jahren per "Polizeilicher Anordnungen" befohlen und wohl auch kontrolliert worden ist: Das Abklauben der Raupen von den Obstbäumen, das sichere Festmachen von Blumentöpfen an Fenstern und das Verbot des Aufhängens von Wäsche gegen die Straßenfront hin. Der Katalog von Verpflichtungen, herausgegeben von der Polizeibehörde im April 1831 und unterschrieben von Bürgermeister Joseph Holl, endet damit, dass zum so genannten Sauweiher am Graben Schweine nicht vor 19 Uhr abends getrieben werden durften. Jeden Mittwoch und Samstag waren die Straßen zu kehren.

1881: Ankündigungeiner "Sekundärbahn"

Im April 1881 lief in Eichstätt die sensationelle Nachricht ein, dass der Bau einer "Sekundärbahn" gesichert ist. Der Stadtmagistrat und der Bezirk (Landkreis) kämpften jahrelang um eine Schienenverbindung von der Stadt zur Eisenbahnlinie von Ingolstadt nach Treuchtlingen, seit 1870 in Betrieb. Mit den nötigen Vorarbeiten wurde sofort begonnen. Der erste schmalspurige Dampfzug fuhr auf der etwas über fünf Kilometer langen Strecke am 1. September 1885. Seitdem pendeln täglich Züge zwischen dem Stadtbahnhof und dem Hauptbahnhof bei Wasserzell.

1921: "Kirchenglocken"als Aufsatzthema

Die Reifeprüfung der Schüler an der Realschule stand im April vor 100 Jahren an. Die Themen für den deutschen Aufsatz wurden im EICHSTÄTTER KURIER veröffentlicht. Sie lauteten: 1. "Warum liebt die christliche Gemeinde ihre Kirchenglocken? " 2. "Wie hat der Mensch des 19. und 20. Jahrhunderts die Entfernung auf dem Erdball überwunden? " Die Realschule befand sich in der Westenstraße gegenüber der Maria-Hilf-Kapelle. Am Humanistischen Gymnasium (Leonrodplatz) brüteten die Schüler über folgenden Themen: 1. "Was sind wir den vom Reich getrennten deutschen Brüdern schuldig? ", 2. "Evolution, nicht Revolution" und 3. "Schillers Ausspruch ,Das ist der Fluch der bösen Tat, dass sie fortzeugend immer Böses muss gebären', ist an Shakespeares Macbeth nachzuweisen".

1951: Die "Odlpumper"wurden abgelöst

Viele Jahrzehnte war es Aufgabe des Arbeitshauses Rebdorf, für die Entleerung der Versitz- und Klärgruben in den privaten und öffentlichen Gebäuden zu sorgen. Die staatliche Einrichtung setzte dafür die zu Haftstrafen verurteilten Männer ein. Im April 1951 endete jedoch das Vertragsverhältnis. Der Stadtrat beauftragte deshalb fortan die Münchner Firma "Allfäka", diese anrüchige und ungeliebte Aufgabe zu übernehmen. Der nächste Schritt war dann der Ausbau des Kanalsystems und der Kläranlage.

1971: Fernseh-Sendemastauf dem Schellenberg

Vor fünfzig Jahren gab es in vielen Gemeinden des Landkreises noch massiven Ärger mit der Versorgung des Zweiten und Dritten Fernsehprogramms. Die Sendungen waren teils überhaupt nicht zu empfangen oder gestört. Eine Verbesserung brachte die Errichtung eines Sendemastes auf dem Schellenberg bei Enkering durch die Deutsche Bundespost im April 1971. Auf der Anhöhe bei Dollnstein war schon ein Jahr vorher ein Sendemast für die beiden Programme zugeschaltet worden, und zwar mit viel Prominenz: Es war nämlich der 500. Fernsehumsetzer, den die Post in Deutschland aufgestellt hatte.

2001: Strenges Spargebotfür den Stadtrat

Die Stadtkämmerei läutete im April 2001 die Alarmglocken wegen eines massiven Einbruchs bei der Gewerbesteuer. Ein strenges Spargebot galt künftig bei allen Entscheidungen des Stadtrats. 2001 war ein Schäfflertanzjahr. Traditionell boten die Aktiven des Böse-Buben-Clubs (BBC) die ersten Tänze des Jahres vor Bischof Walter Mixa, Landrat Xaver Bittl, Oberbürgermeister Arnulf Neumeyer und Äbtissin Maria Franziska Kloos. Insgesamt wurde zur Melodie "Oba heit is koit" 96-mal getanzt. Im April konnte die Schäfflerstiftung zur Unterstützung älterer Mitbürger dank der Tanzeinnahmen einen Zugewinn von 26500 Mark vermelden.

je