Eichstätt
Der unwiderstehliche Charme von Messing

Über das Geländer des neuen Herzogstegs

30.04.2021 | Stand 03.05.2021, 3:33 Uhr
Feinheit und Eleganz: Das Geländer des neuen Herzogstegs soll in Messing glänzen. −Foto: J2M

Eichstätt - Wenn schon, denn schon: Als es in dessen jüngster Sitzung um das Thema Herzogsteg ging, wirkte der Stadtrat geradezu verzückt ob des filigranen Bauwerks, dessen Verwirklichung bekanntlich nichts mehr im Wege steht.

 

Jetzt galt es nur noch, über das Material für das Geländer und die Beleuchtung zu entscheiden. Und hier hatte das Gremium - entgegen seiner sonstigen Gepflogenheiten - die Spendierhosen an und war regelrecht Wachs in den Händen des Architekten.

Warmes Messing oder schnöder verzinkter und beschichteter Stahl in "Eisenglimmerfarbe"? Diese - eigentlich rhetorische Frage - stand im Raum. Christoph Mayr vom Münchner Büro J2M, von dem der Entwurf des künftigen Herzogstegs stammt, machte aus seiner Zuneigung für Variante eins keinen Hehl: Das Material solle schließlich Feinheit und Eleganz des Geländers - einer Endlosschleife eines gebogenen Rundstahlstabs - unterstreichen, und hier sei Messing für das Entree zur barocken Altstadt erste Wahl. Hohe Lebensdauer, harmonische Anpassung an andere Baustoffe, schöne Patina mit zunehmendem Alter und nicht zuletzt Nachhaltigkeit - die Liste der Argumente pro Messing war lang. Die Stahlversion kam dagegen nicht so gut weg: anfälliger für Schäden und Vandalismus und damit wartungsintensiver, bei weitem nicht so lebendig und natürlich wie Messing und nicht zuletzt "gewöhnlicher". Das macht sich freilich auch in den Kosten bemerkbar: Für das Messinggeländer sind knapp 155000 Euro fällig, die Stahlvariante wäre 50000 Euro günstiger. Aber nur auf den ersten Blick: Unterm Strich komme Messing aufgrund seiner Eigenschaften billiger, stellte Rudi Engelhard (CSU) die entsprechende Langzeitberechnung auf, und spätestens da war die Entscheidung dann klar.

Auch bei der Beleuchtung kam die mit 30000 Euro teurere Variante zum Zug: Eine in den Handlauf integrierte LED-Leiste soll es werden. Schließlich handle es sich ja um ein "Leuchtturmprojekt", wie Horst Bacherle (CSU) passenderweise betonte, da seien die alternativ vorgeschlagenen Mastleuchten an den zwei Enden des Stegs für 10000 Euro die deutlich schlechtere Wahl. Außerdem könne man ja vielleicht zu Anlässen wie Weihnachten mit den LED-Farben etwas variieren, was der Architekt allerdings nicht unbedingt goutierte. Insekten- und Fledermausschutz (Willi Reinbold, ÖDP) waren übrigens weitere Argumente gegen die Mastleuchten.

Zwei Fragen zum Geländer galt es noch zu klären: Susanne Reuter (Grüne) wollte wissen, ob man nicht Geld sparen könne, wenn man die Abstände zwischen den Stäben vergrößere. Christof Mayr klärte auf, dass man hier an Vorgaben gebunden sei und eine davon laute: Da darf kein Kinderkopf durchpassen. Simone Zink (Grüne) sorgte sich wegen der Liebesschlösser, die am Geländer angebracht werden könnten. "Die rutschen einfach runter", machte Mayr deutlich, und das sei dann wohl nicht so romantisch.

kno