Zandt
Der erste eigene Seelsorger kam bereits 1919

Vor 75 Jahren wurde die Pfarrei St. Leonhard in Zandt am Ende des Zweiten Weltkriegs errichtet

06.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:24 Uhr
Der erste Pfarrer in Zandt, Peter Möges.Sammlung Schießl −Foto: Sammlung Schießl

Zandt - Am 1. Mai 1945, also vor 75 Jahren, wurde die Pfarrei St. Leonhard in Zandt errichtet.

Das geschah zu einer Zeit, in der das Elend des Zweiten Weltkriegs noch nicht beendet war, die Naziherrschaft noch letzte sinnlose Verteidigungsaktionen auch in Zandt veranstaltete und die Amerikaner bereits in den Dörfern angekommen waren. Die Lage im Dorf wurde noch mühevoller, weil in diesen Monaten zivile deutsche Bewohner aus den umkämpften Kriegsgebieten im Osten ihre Heimat verlassen, flüchten und aufgenommen werden mussten.

Durch eine bischöfliche Urkunde vom 15. April 1945 wurde mit Wirkung vom 1. Mai 1945 die Pfarrei Zandt errichtet: "Die neue Pfarrei umfasste den 1919 errichteten Expositurbezirk Zandt, dessen Grenzen sich mit denen der politischen Gemeinde Zandt decken. Die Regierung von Mittelfranken hat hierzu die staatliche Genehmigung gegeben. " Bischof Michael Rackl würdigt die Katholiken von Zandt, die "mit einer erfreulichen Opferbereitschaft, die alle Anerkennung verdient, dazu beigetragen haben, daß in dieser schweren Not- und Kriegszeit die Pfarrei Zandt errichtet werden konnte. "

Gleichzeitig mit der Errichtung der Pfarrei wurde zum ersten Pfarrer mit Wirkung vom 1. Mai 1945 der bisherige Expositus Peter Möges ernannt.

Presseartikel aus dieser Zeit sind nicht vorhanden, im Pastoralblatt des Bistums Eichstätt Nr. 1 vom 16. Oktober 1945 ist unter Diözesan-Nachrichten die Errichtung der Pfarrei Zandt erwähnt.

Seit Mitte des 16. Jahrhunderts bis 1919, also für mindestens 360 Jahre, ist Zandt von einer der umliegenden Pfarreien seelsorgerlich versorgt worden. Regelmäßige Gottesdienste in der Filialkirche von Zandt wurden in dieser Zeit oft vertraglich vereinbart. Mehr als drei Messen in einer Woche wurden aber nicht gehalten.

Die Freude in Zandt war groß, als 1919 erstmals ein eigener Seelsorger, ein Expositus, eingesetzt wurde, der auch in Zandt wohnte. Die Freude steigerte sich noch, als 1945 Zandt zur Pfarrei erhoben wurde.

Mit einem eigenen Seelsorger und Pfarrer in Zandt war es 1990 wohl endgültig vorbei. Der akute Priestermangel wirkte sich aus; zwar bleibt es bei einem Pfarrer von und für Zandt, der aber von Denkendorf aus drei Pfarreien zu betreuen hat. In Zandt können seitdem wieder nur zwei Gottesdienste die Woche über abgehalten werden, was damals nicht ohne heftige Diskussionen blieb. Althergebrachte Traditionen und Bräuche sind fester Bestandteil eines Kirchenjahres in Zandt: Bruderschaft des heiligen Leonhard, Segnung von Fahrzeugen und/oder Tieren, Fußwallfahrt nach Bettbrunn, Patrozinium, Prozessionen im Dorf, Zandter Fest. Inwieweit das Verständnis hierfür erhalten bleibt, wird sich zeigen.

Zur Pfarrei Zandt gehören 579 Mitglieder (Stand 31. Dezember 2019), ein Pfarrer (zuständig für drei Pfarreien), eine Gemeindereferentin (zuständig für den gesamten Pfarrverband), eine Pfarrsekretärin für die drei Pfarreien, die Kirchenverwaltung Zandt und der Pfarrgemeinderat Zandt sowie weiteres vielfältiges ehrenamtliches Engagement, um die Pfarrei als "lebendige Kirche vor Ort" mitzugestalten.

Die Geschichte und Entwicklung der Pfarrei St. Leonhard Zandt von einer Filialkirche über eine Expositur bis zur Pfarrei und der aktuellen Organisation in einem Pfarrverband ist in der 2018 erschienenen "Chronik Zandt" aufbereitet.

Ein Pfarrfest anlässlich des 75-jährigen Bestehens war für den 28. Juni im Zusammenhang mit dem Bruderschaftsfest St. Leonhard vorgesehen. Die Corona-Pandemie hat den ursprünglichen Planungen einen Strich durch die Rechnung gemacht.

EK

Konrad Schießl